Das Amt sei beschädigt, lamentieren gegenwärtig die Medien mit Vehemenz. Ja was ist denn kaputt da bei Wulffs in ihrem Berliner Zweitwohnsitz? Das Telefon scheint ja zu telefonieren. Oder hat er sich eines geborgt, als er auf Shakehand-Tour bei befreundeten Diktatoren war, um nicht mehr befreundete Redakteure auf diese Drehung des „Gefällt mir“-Daumens hinzuweisen? Angekratzt hat er damit jedenfalls bei Intellektuellen vorherrschende Abneigung gegen ein bestimmtes Boulevardblatt, mit dem sie nun leider solidarisch sein müssen.
Oder ist im Schloss Bellevue die namensgebende schöne Sicht beschädigt, etwa durch den Bau der A 100? Der Ausblick auf die weitere Amtszeit könnte immerhin getrübt worden sein.
Aber es geht doch nicht um dem Amtssitz, sondern das Amt, das die Person mit jenem Titel ausfüllt, werden Nörgler nun sagen. Wieso denn? An einer unweit gelegenen Immobilie steht doch drangeschrieben „Bundeskanzleramt“. Und wenn Frau Merkel von einer ihrer Spritztouren nach Paris zurückkehrend die Garageneinfahrt zu schwungvoll nimmt, dann hat sie das Amt beschädigt, ist doch ganz eindeutig.
Aber das Amt des Präsidenten steht noch etwas über dem der Kanzlerin, formal gesehen. Ein Hochamt also, da gibt es keine Garageneinfahrten, nur Himmelstore. Welchen symbolischen Schaden hat denn Wulff nun angerichtet? Sein Vorgänger musste zurücktreten, weil er die Wahrheit gesagt hat wegen der Kriegsgründe in Afghanistan. Davon hat der jetzige Amtsleiter doch hervorragend gelernt – bloß nicht zu viel sagen oder zu zeitig. Ein Wahrheitsgelübde kann also nicht zur Hausordnung gehören, die er nun verletzt haben soll.
Oder hat gar das Frollein vom Amt, die von den Medien unisono als attraktiv bezeichnete Reisebegleiterin des Präsidenten, einen Schaden? Davon wurde nichts bekannt.
Möglicherweise irren sich alle mit ihrer hohlen Floskel. Gibt es da überhaupt was zu beschädigen? So stromlinienförmig, luftig, fast unsichtbar wie dieses Amt ist, so unkaputtbar ist es doch auch. Jedes Bauamt kann mehr Schaden anrichten.