Stammbesucher dieses Blogs werden bei der Überschrift grübeln, wo sich in Leipzig oder Chemnitz denn ein Marstallplatz befindet. Da beide Städte nie einen Fürsten durchfüttern mussten, fehlt da so ein durchlauchter Pferdestall. Es geht um München. Ja, ich habe es fast 20 Jahre nach errungener Reisefreiheit geschafft, an der bayerischen Metropole nicht nur Richtung Italien vorbeizurauschen, sondern auch mal einzudringen.
Grund dafür war die Einladung zu den Münchner Opernfestspielen. Ich als profunder Kenner der Opernszene war Gast einer Talkshow. Nur ging es nicht um Oper, sondern um Stadtentwicklung (oder -abwicklung). Entsprechend des Mottos der diesjährigen Festspiele under construction hieß das Thema Dubai – Chemnitz. Und neben Prof. Christine Weiske (Weimar) war eben auch ich (Leipzig) als Experte für Chemnitz auf das Podium geladen worden. Außerdem für Dubai die Kölner Galeristin Brigitte Schenk und der Ex-Berater des Scheichs von Dubai in Sachen Kultur Michael Schindhelm. Außerdem Staatsintendand (schönes Wort!) Nikolaus Bachler.
Um das Ergebnis vorwegzunehmen: Dubai hat viel gravierendere Probleme als Chemnitz. Das ist doch beruhigend. Die meisten der gigantischen Investmentvorhaben sind gestoppt, die Abwanderung der ohnehin zumeist aus Ausländern bestehenden Bevölkerung liegt bei zehn Prozent. Angesichts solcher Fakten könnte sich Barbara Ludwig entspannt zurücklehnen.
Leider kam es bei der ganzen mehr als zweistündigen Diskussion nie richtig zum Disput darüber, was denn eine Stadt wirklich attraktiv macht. Dass München sehenswert ist, habe ich heute festgestellt. Ob ich da aber längere Zeit leben möchte, weiß ich nicht so richtig. In Dubai möchte ich definitiv nicht leben. In Chemnitz nicht mehr.
Stehend vor dem under construction-Zelt auf dem Marstallplatz quatschten wir noch bis nach Mitternacht über das Thema und kamen zu teilweise radikalen Lösungsvorschlägen. Mehr dazu in Bälde.