Kaum etwas bewegt die Chemnitzer derzeit mehr als der taz-Artikel Cui bono, Chemnitz? von Michael Gückel und die Reaktionen darauf. Etwas übertrieben fand ich aber die Einblendung unter den Kommentaren bei taz-online: Vorwurf der Leichenschändung. So ist das mit der eingeschobenen Werbung, da ergeben sich häufig nette Assoziationen.
Passender sind zum Thema zwei andere Medienfundstücke. In der ZEIT 52/2011 äußert die Chemnitzer Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig zu den Wünschen für das neue Jahr allen Ernstes: Das Etikett „Industriestadt“ ist heute kein Makel mehr, sondern ein Gütesiegel. Weiter: Und eine wichtige Botschaft für junge Leute lautet: Hier kann man inzwischen eine internationale Karriere starten, ohne seine Wurzeln dafür aufzugeben.
Wegen ihres Idealzieles, das Sächsische Manchester wieder aufleben zu lassen, sollte Frau Ludwig nochmal bei Friedrich Engels bezüglich der Nebenwirkungen nachlesen. Und wegen der Wurzeln war im Stadtstreicher, dem Chemnitzer Stadtjournal, ausgerechnet in der Jubiläumsausgabe zum Zwanzigsten eine düstere Karikatur mit vielen Grabsteinen zu sehen, auf denen unter anderen steht: Splash, Cube, ZV-Bunker, Konzerte im Kraftwerk … So bleibt den jungen Karrieristen nicht viel anderes übrig, als nach der Schicht an der Stanze entweder in der Stadthalle zu volkstümlichen Weisen zu schunkeln oder mitzufiebern, dass der CFC die mühsam errungene Drittklassigkeit halten kann.