Möglicherweise ist es nicht das schlechteste Merkmal eines Künstler, dass ein unbedarfter Betrachter zunächst nicht weiß, was er denn von dessen Hervorbringungen halten soll. So ging es mir mit Bjørn Nørgaard. Wie es die Schreibung des Namens verrät ist er Däne. Als vor sieben Jahren in Chemnitz über den Wettbewerb für einen Marktbrunnen heftigst Tim Ulrichs Vorschlag eines Tassenbrunnes verrissen wurde, beachtete man den ebenfalls erstplatzierten Vorschlag Nørgaards fast überhaupt nicht. Mir kam diese seltsame Figuration reichlich verquast vor.
Kein allzu gutes Gefühl hatte ich dann auch, als mir vor kurzem die Kunstsammlungen Chemnitz den Katalog zur Ausstellung des Dänen zuschickten, welche im Beisein von Königin Margarethe eröffnet wurde. Ein schnelles Durchblättern machte den Eindruck, dass da allerhand nordische Mystik mit gewaltigem Materialaufwand zelebriert wird. Gestern habe ich nun die Ausstellung gesehen und muss mich korrigieren. Das mit der Materialschlacht stimmt zwar, aber es ist eine fröhliche Eklektik, da trifft beispielsweise kettengesägtes Holz auf edles Porzellan. Und genau so unbekümmert vermatscht sind auch die diversen mythologischen oder modernistischen Bezüge. Richtig ironisch wird es bei Mickeys Zirkus, wo die imaginäre Familie des Disney-Klassikers respektlos abgewatscht wird, und schließlich bei der Gruppe „Der Prinz kam zu spät“. Da liegt das nackte Schneewittchen mit gespreizten Beinen im Kreis der Gnome, die aus ihrer Lust auch kein Hehl machen. Ich hätte gern das Gesicht der echten Königin beim Anblick der märchenhaft offenen Prinzessinenpussi sehen wollen. Wer zu spät kommt, ….