Die Spezis der Braunen Blauen Narzisse geben sich ja zumeist Mühe, nicht mit „echten“ Nazis in einen Topf geworfen zu werden. Aber manchmal fällt es ihnen schwer, diese Maske hoch zu halten. So schrieben sie vor kurzem einen Brief an NPD-Chef Voigt voll mit guten Ratschlägen. Zum Beispiel solle er doch den Antisemitismus fallen lassen, da Antiislamismus im Moment massenkompatibler ist. Sie machen sich echt Sorgen, wie die Nasen zu mehr Wählerstimmen kommen können.
Nun haben sie tatsächlich eine Antwort bekommen – nicht von Voigt selbst, sondern einem seiner Adjudanten. Der schreibt da unter anderem: In einem stimmen wir gewiß überein. In unserer Sorge über den jetzigen Zustand Deutschlands, über die unfassbare Entmündigung, Entrechtung und Versklavung unseres Volkes. Ich frage mich nun bloß, von welchem Volk er eigentlich spricht. Denn der Kerl heißt Radzimanowski.
Übrigens haben die Blumenfreunde nun, nach Monaten, schon meinen Kommentart zu ihrem Rilke-Wettbewerb zur Kenntnis genommen. Also, schnell wie Windhunde sieht aber anders aus.
Vorsicht vor Sumpfblüten
Informationen zum Charakter der „Blauen Narzisse“ für Schulen, Universitäten und Vereine anlässlich aktueller Aktivitäten in diesem Bereich
Kunstwettbewerbe für Jugendliche kann es eigentlich nicht genug geben. Vor dem Rilke-Jugendkultur-Preis, den die „Blaue Narzisse“ auszuschreiben beabsichtigt, muss aber gewarnt werden.
Die „Blaue Narzisse“ bezeichnet sich als Onlinemagazin für Schüler und Studenten und wird in Chemnitz produziert. Bei der Gründung 2004 war es tatsächlich noch eine gedruckte Schülerzeitung, ihre Macher kamen aus dem Umfeld der pennalen Burschenschaft Theodor Körner. Viele sind auch heute noch Autoren der BN, neue Leute (darunter nur sehr wenige Mädchen) sind hinzugekommen. Wie der Name des Journals schon andeutet, haben sie eine starke Affinität zur deutschen Romantik des frühen 19. Jahrhunderts, welche sich bekanntlich als Gegenbewegung zu Aufklärung und Industrialisierung verstand.
Das Themenspektrum des heutigen Onlinemagazins ist sehr weit gespannt – da wird über die Katastrophe zur Loveparade ebenso berichtet wie über den Tod Schlingensiefs, es wird der Film Noir analysiert wie auch neue Bücher angesehener Verlage rezensiert werden. Ein politische Ausrichtung springt nicht so schnell ins Auge. Dafür muss man tiefer eindringen.
Im Selbstverständnis gehören die Redakteure zur Neuen Rechten. Mit Neonazis wollen sie nicht verwechselt werden, sie sehen sich als Konservative rechts von CDU/CSU. Vor allem Felix Menzel und Benjamin Jahn Zschocke, der für das rechtslastige Bündnis „Pro Chemnitz“ im Chemnitzer Stadtrat sitzt, betätigen sich in Götz Kubitscheks „Konservativ Subversiver Aktion“, welche sich im Stören von Veranstaltungen, beispielsweise mit Günter Grass, hervortut.
Dass es aber keine Berührungsängste zum rechtesten Rand gibt, wird schon in der Sprachwahl einiger BN-Artikel deutlich. So beklagt Johannes Schüller angesichts des für ihn unerträglichen „Schuldkultes“, „dass wieder einmal […] das Andenken an die deutschen Vertriebenen und Opfer des Bombenkrieges zu kurz [kommt]. Und warum müssen wir eigentlich immer noch die Suppe von damals auslöffeln?“ Und in einem Beitrag des integrierten Weblogs verkündet Menzel: „Demokratie ist für mich immer noch der schönste Schrottplatz der Welt. Ich glaube weiterhin, daß sich Demokratie und Freiheit ausschließen und es deshalb wünschenswert ist, der Politik die Wirkmächtigkeit durch mehr private und kommunale Selbstbestimmung zu entziehen.“ Dass es auch keine persönlichen Berührungsängste zu Freien Kameradschaften und NPD gibt, verdeutlicht ein Artikel der Zeitschrift „jungle world“ in Heft 3/2010. Und so schreibt auch Felix Menzel ganz freimütig in der BN über einen Besuch beim NPD-nahen Bildungswerk für Heimat und nationale Identität. Nachdem er sich zunächst pseudonaiv darüber wundert, gar nicht mit Hitler-Gruß empfangen worden zu sein, resümiert er: „Die große Chance des Bildungswerkes ist es, eine Schnittstelle zwischen Theorie und Praxis zu werden. Es kann kein Zweifel darüber bestehen, daß die aktivistischen Teilnehmer über die Szene und den Parteiapparat Veränderungen bewirken wollen.“ In einem Artikel von Robin Classen über den Tod von NPD-Vize Jürgen Rieger schließlich heißt es: „Niemand muss so denken wie er, aber sein unerbittlicher Idealismus und seine Standfestigkeit sind jenseits des politischen Meinungskampfes zu würdigen.“
Der avisierte Rilke-Jugendkultur-Preis soll sich gezielt an ausgewählte Schulen und Universitäten wenden. Da in Chemnitz und Umland der Charakter der Blauen Narzisse weitgehend bekannt ist, wird die Initiative vermutlich bundesweit gestartet. Das Thema lautet „Deutschland 2030 – Welcher Gedanke wird unsere Nation fesseln?“ In einem Aufruf an potentielle Sponsoren heißt es: „Kunst und Kultur bilden eine Leerstelle innerhalb der patriotischen Bewegung in Deutschland.“ Und weiter: „Wir müssen diesen Vorstoß wagen, um von der selbstreferentiellen Bauchnabelschau unseres Milieus loszukommen.“ Dass die angestrebte „Revitalisierung der deutschen Wesensart“ nicht auf den Wettbewerb beschränkt bleiben soll, wird dadurch klar, dass die jungen Autoren zu Workshops eingeladen werden sollen und eine dauerhafte Bindung an die Blaue Narzisse angestrebt ist.
Wir fordern Schulen, Universitäten und Jugend- und Kulturorganisationen auf, sich über die Ziele dieses Wettbewerbes wie auch anderer Aktivitäten der Blauen Narzisse, der Konservativ Subversiven Aktion und ähnlich ausgerichteter Gruppierungen zu informieren und sich damit auseinanderzusetzen. Zweifellos kann man weder Rilke noch die Romantiker um Novalis und Eichendorff als Wegbereiter des Nationalsozialismus bezeichnen.. Doch die Ausnutzung ihrer Kunst und ihres Gedankengutes für diese menschenverachtende, rassistische Ideologie zeigt, dass eine vertiefte Auseinandersetzung mit den heutigen, sich intellektuell und elitär gebenden Neuen Rechten dringend notwendig ist. Naives Mitmachen ist gefährlich, eine plakative Ablehnung allein reicht aber auch nicht aus.
Netzwerk für Kultur- und Jugendarbeit e.V.
Karl-Liebknecht-Str. 19
09111 Chemnitz
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