Endlich war ich mal wieder im Kino und nahm sogar die Fahrt nach Kleinzschocher in Kauf, um in der Schauburg Mädchen im Eis zu sehen. In der russischen Version heißt er Pinguin unserer Zeit. Diese zwei ganz verschiedenen Titel lassen vermuten, dass es bei der Koproduktion nicht immer reibungslos zuging.
Jenes Mädchen im Eis entgleitet Regisseur Stefan Krohmer auch zunehmend. Am Ende ist die Deutsche Winja, die am Polarkreis ihren schon anderweitig liierten Geliebten Andrej sucht, nur noch eine Nebenfigur. Die verschiedenen Stränge der Handlung dröseln auf, und Krohmer bringt sie nicht mehr zusammen. So wird das Potential einer eigentlich ebenso starken wie schrägen Story vergeben. Im Grunde genommen ist alles da, was einen Film erfolgreich machen kann: Sex and Crime, eine außergewöhnliche Umgebung (auf der Kola-Halbinsel), emotionale Konflikte. Doch es kommt kein zusammenhängendes Erlebnis heraus.
Im Mittelpunkt des Interesses steht eigentlich nicht jenes deutsche Mädchen in der Schneelandschaft, sondern der russische Oligarch Starych, der – geläutert durch den Tod seiner Tochter – ein aufklärerisches Video drehen will, um vor den Gefahren der Umweltzerstörung durch den Abbau von Bodenschätzen (damit ist er stinkreich geworden) zu warnen. Dumm nur, dass die vom anderen Weltende herangekarrten Pinguine schon beim Transport verreckt sind, also nur noch in tiefgefrorenem Zustand als Statisten taugen. Die eingestreuten Animations-Sequenzen des geplanten Videos lockern den Film effektvoll auf.
Trotz mancher Mankos ist es eigentlich ein sehenswerter Streifen. Wäre da nicht dieses blöde Ende. Ausgerechnet der nationalistische Oligarch, der im wörtlichen Sinne über Leichen geht, rettet die Welt vor dem Profitwahn und Russland vor der Korruption, wird dafür gar zum Märtyrer.
Schade, da haben gute Ideen und viel Aufwand zu einem Ergebnis geführt, das nicht wirklich befriedigend ist. Sehr gut allerdings ist die Maskenbildnerin.