Geschafft. Das dunkelrote Bändchen darf außerhalb des fetten Buches rumhängen. Ich habe tatsächlich die 1596 Seiten von Thomas Pynchons „Gegen den Tag“ hinter mir. Wäre ich nicht so unvorsichtig gewesen, in diesem Blog (halb-)öffentlich und vollmundig zu verkünden, fortlaufende Berichte über diese Lektüre zu geben, wäre viel früher Schluss gewesen. Per Interruptus.
Der letzte Teil, immerhin auch noch mal reichlich 500 Seiten stark, kann meinen Eindruck, dass es kein guter Roman ist, nicht abändern. Im Gegenteil – die Hoffnung, da käme noch ein grandioser Schluss oder eine unerwartete Wendung, ist nun endgültig zerstoben. Sah es vor dem Endkapitel (bzw. dem vorletzten, das allerletzte hat nur dreißig Seiten) so aus, als würde alles auf einen Showdown der Hauptakteure in Venedig zusteuern, so ist auch das eine (Ent-)täuschung. Zwar wird die Lagunenstadt wiederholt zum Schauplatz, aber dann zerfließt wieder alles in diverse Richtungen. Daran ändert sich bis zum Schluss nichts. Neue Personen werden eingeführt, um dann folgenfrei abzutauchen. Handlungsstränge werden wortreich aufgebaut und zerbröseln ganz schnell.
Zum Ende hin scheint dann Pynchon selbst immer weniger Lust gehabt zu haben, noch weiter an dem Stückwerk rumzuschrauben. Der Erste Weltkrieg wird als Randglosse in wenigen Zeilen des Mammutwerkes erwähnt. Die wichtigsten Personen erfahren dann noch eine kurze Zusammenfassung im Stile von „Was bisher geschah“. Aber nicht alle, manche sind einfach vergessen worden. Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.
Nun lasse ich den blassgrünen Wälzer erst einmal ein Paar Tage rumliegen. Dann versuche ich einen Gesamtveriss, in der Hoffnung, der Poetenladen könnte Interesse an einer Veröffentlichung haben.
Pynchon-Kritik
Ja, der poetenladen hat. .
Danke
AH
PS: Aber gibt es wirklich nichts Positives zu sagen? (Nur als Frage für eine etwaige Gesamtrezension….)
Na ja, 1600 Seiten hätte ich garantiert nicht durchgehalten, wenn es absoluter Müll wäre. Aber dem Anspruch, den man an so einen berühmten Namen hat, wird es nicht gerecht. Ein Anfänger hätte mit dem Manuskript vermutlich keinen Verlag gefunden.
Nun ist es soweit. Die Gesamtkritik steht im Poetenladen unter http://www.poetenladen.de/jens-kassner-thomas-pynchon.htm zur Einsicht.