Aufenthaltszeiten im Bahnhof haben etwas tückisches an sich – ich werde zum Besuch der dortigen Buch- und Zeitschriftenhandlung verleitet. Und ab und zu stoße ich dann auf einen Titel, den ich noch nie gesehen habe. Escehaeriefte zum Beispiel. Kein Wunder, es ist ja auch die erste Ausgabe der Zeitschrift. Trotz des nicht ganz bescheidenen Preises habe ich mich zum Kauf animieren lassen. Man muss nicht erst darüber grübeln, wie sich der Name aussprechen lässt. Es ist nur ein Buchstabieren: S-C-H-R-I-F-T. Ja, 120 Seiten ausschließlich zum Thema Schrift. Um Typografie geht es dabei natürlich auch, aber nicht vordergründig. Ein bisschen Geschichte, etwas Psychologie, viel Kunst, die mit Buchstaben und Wörtern arbeitet. So zum Beispiel die Anagramme des Namens Ingolstadt, die Rudolf Herz 31 Tage lang täglich neu auf einer Donaubrücke ebenda angeordnet hat. So kam es beispielsweise zu Tatlins Do oder Glad no tits.
Die ganze Zeitschrift ist reich bebildert, aber liest sich auch ohne Expertenwissen spannend. Und ist bei diesem Thema natürlich auch anspruchsvoll in Form gebracht. Das geht bis ins Detail. So sind die dünnen Linien zwischen den Spalten auch aus Zeilen winziger Schrift gebildet, für deren Lektüre man die Lupe braucht.
Ich kann nicht versprechen, dass ich mir Escehaeriefte häufig kaufen werde, wünsche mir aber, das Team möge einen langen Atem haben.
lieber jens kassner
es ist genau die situation, die ich mir vorgestellt habe: man steht am bahnhof und hätte gerne eine zeitschrift, die für eine stunde inspiration bietet.
und erstaunlicherweise ist diesbezüglich, trotz medienflut, ein großer mangel. deshalb werden wir uns bemühen, einen langen atem zu haben.
der titel heißt übrigens:
tatlins dog.
viele grüße
horst moser
Entschuldigung für das vergessene „g“! Erstaunlich ist aber, dass es wenige Stunden nach meinem Posting schon eine Reaktion des Machers (bzw. Moderators, wie er im Heft genannt wird) der Zeitschrift gibt. Nicht schlecht. Dann werde ich mir wohl auch die zweite Ausgabe kaufen. Versprochen.