Etliche Zeitungen veröffentlichten vorige Woche ein Bild des DPA-Fotografen Kerim Okten, entstanden bei den Massenprotesten in der Türkei. Ein Mann wird vom Strahl eines Wasserwerfers direkt am Kopf getroffen. Die Verbreitung des Bildes liegt zweifellos nicht allein an den politischen Konnotation. Das Bild ist perfekt, es ist schön. Damit beginnen die Probleme.
Das Bild soll eigentlich Empörung hervorrufen, doch zunächst fasziniert es den Betrachter. Die Person ist nur teilweise als Silhouette zu sehen, ein Unbekannter. Offensichtlich hat der Fotograf eine kurze Belichtungszeit benutzt, unzählige Wassertropfen hängen wie festgefroren in der Luft. Der eigentliche Strahl ist aber dafür zu dynamisch, zu heftig, die Bewegungsunschärfe drückt dies aus. Dem Wasser scheint ein rötliche Substanz beigemischt zu sein, aber es kann sich auch um einen Farbreflex handeln. Ein vertikales Schild im Hintergrund – „Mülk Allah…“ lässt sich fragmentarisch lesen. Das kann als Hinweis reichen, in welchem Land sich die Szene abspielt, schafft etwas „Authetizität“.
Okten, gebürtiger Istanbuler, ist ein international bekannter Fotograf, hat diverse Preise bekommen. Dieses Bild ist jetzt schon Anwärter für ein Auszeichnung unter den besten Pressefotos dieses Jahres. Aber es ist zu schön, um wirklich Entsetzen hervorzurufen. Andere, imperfekte Bilder zum gleichen Thema sagen mehr aus. Ein Dilemma der politischen Reportagefotografie.
ganz schwieriges Thema, siehe auch:
http://blog.fefe.de/?ts=af41e4d8
GvH