In der aktuellen Ausgabe der Kunstzeitung gibt es ein Interview mit dem Hirnforscher Manfred Spitzer über die neurologischen Grundlagen der Wahrnehmung des Schönen. Spitzer erläutert, warum neueste Erkenntnisse der Hirnforschung nahelegen, dass Schönheit ganz unmittelbar ohne rationalen Filter empfunden wird. Über empirische Untersuchungen dazu sagt er: Die meisten Menschen – und es wurden tausende in sehr vielen Ländern untersucht – mögen Berge, Bäume, Wasser und dazu ein paar Tiere und Menschen. Am liebsten sieht man Menschen in der Freizeit, nicht beim Arbeiten – Ausnahme: die Finnen, die bevorzugen auf dem Feld arbeitende Menschen – und landestypische Tiere: die Schweden Elche, die Kenianer Elefanten.
Das beunruhigt mich. Kunstkritiker wie ich werden mit weiteren Fortschritten der Hirnforschung arbeitslos. Satt eines euphorischen Lobes oder saftigen Verrisses werden in Zukunft die EEG-Daten ausgewählter Ausstellungsbesucher veröffentlicht. Oder ich muss so blumig schreiben, dass es bei den Lesern automatisch Klick macht.