Zwei Zeitschriften über Kunst, die mir bisher noch nicht untergekommen waren, habe ich in letzter Zeit konsumiert. Die eine bezeichnet sich im Untertitel sogar als neu und heißt kunnst. Titus Schade hat sie mir bei meinem Atelierbesuch geschenkt, da ein Artikel über ihn drin ist. Das in Köln erscheinende Heft richtet sich hauptsächlich an Sammler. Also gibt es etliche Berichte von Messen und Auktionen, ein Spezialteil zum Versichern von Kunst, dazwischen wenige Vorstellungen von Künstlern und ein Bericht über den Rundgang an der Hamburger HfBK. Die redaktionellen Beiträge gehören nicht unbedingt zu den Höhepunkten deutschsprachiger Literatur dieses Genres. Auf ein Abo von kunnst werde ich sicherlich verzichten, da die Zeiten, in denen ich zum Sammler werden kann, vorläufig noch nicht absehbar sind.
Das andere Blatt nennt sich springerin. Dass es aus Österreich stammt, habe ich erst gemerkt, als sich es schon in der Bahnhofsbuchhandlung erworben hatte. Ist ja auch kein Nachteil, Volltext und Recherche stammen auch von da und sind gute Zeitungen. Springerin hat immer ein Schwerpunktthema, bei dieser Ausgabe sind es Chronic Times. Dass es keine Lektüre für die Straßenbahn ist, merkt man schon am gedrehten Layout der ersten 14 Seiten. Und in den Texten kommen Begriffe wie Meme oder Lemniskate vor, englische Zitate werden nicht unbedingt übersetzt. Also eine Publikation für den gehobenen Anspruch. Von einer Kunstzeitschrift zu sprechen, ist schwierig. Nicht nur, weil der Textanteil den der Bilder weit überschreitet. Es kommen auch Themen vor, die den Kunstbegriff weit ausdehen, wie etwa über den Konflikt Marokko-Westsahara oder über einsame Frauen in chinesischen Dörfern, deren Männer in den Städten Arbeit suchen. Gerade wegen dieses weiten Horizonts ist das Lesen der springerin aber reizvoll. Also: unter Beobachtung halten.