Die gestrige Eröffnung der Olympischen Spiele habe ich nicht bis zu Ende angesehen. Die Regie des ZDF hielt es all zu häufig für sinnvoll, die Hüte der im Innenraum rumdümpelnden deutschen Delegation minutenlang zu zeigen, statt die einlaufenden anderen, teils völkerrechtlich sehr skurril erscheinenden „Nationen“ zu zeigen, darunter etliche Inselchen, die nach wie vor Kolonien sind, möglichweise glückliche Kolonien. Aber auch eine mannschaft aus Palästina.
Die vorherige grandiose Show im Stadion war von reichlich britischer Nabelschau geprägt. Statt das angeblich so völkerverbindende Ereignis der Olympiade in den Mittelpunkt zu stellen, gab es einen Kurzabriss der Nationalgeschichte unter Ausblendung des Kolonialismus. Nationalgeschichte ist vielleicht nicht ganz richtig, da immer wieder von den vier Nationen die Rede war, die diese Inseln bevölkern, dazu im Bild immer wieder afrikanisch und asiatisch aussehende Akteure.
Zum Glück war genügend britischer Humor dabei, beispielsweise bei Mr. Beans Auftritt gemeinsam mit den Londoner Symphonieorchester. Und ganz bemerkenswert: In Anwesenheit der Queen wird ein Video mit den Sex Pistols abgespielt. Das ist etwa so, als müsste bei einem vergleichbaren Ereignis hierzulande die Kanzlerin zu Keine Macht für niemand von Ton Steine Scherben freundlich klatschen. Very british!