Bei meinem fortgesetzten Kampf mit der Chimäre namens Hochkultur habe ich an unerwarteter Stelle eine Erklärungshilfe gefunden. Warum sich gerade Funktionäre von SPD, Grünen oder Linken in Bezug auf kulturelle Präferenzen manchmal noch dünkelhafter verhalten als ausgewiesene Konservative, erläutert Arnold Hauser in seiner 1953 erschienenen Sozialgeschichte der Kunst und Literatur anhand des spätmitelalterlichen Rittertums. Diese Parvenus unter den Adligen, aus dem Berufskriegerstand hochgerackert, achteten nämlich besonders pedantisch auf höfische Etikette und Moral. Hauser: Es ist eine wohlbekannte, in der Geschichte der Gesellschaftsklassen sich oft wiederholende Erscheinung, daß die neuen Mitglieder einer privilegierten Schicht in ihren Anschauungen über Fragen der Standesmäßigkeit rigoroser sind als die alten Vertreter des Standes und daß ihnen die Ideen, die die betreffende Gruppe zusammenhalten und von anderen Gruppen unterscheiden, stärker zum Bewußtsein kommen als denjenigen, die in diesen Ideen aufgewachsen sind.
Allerdings ist ja seit Don Quichote bekannt, wie es den zu spät kommenden Rittern ergeht. Sie werden zur Witzfigur.