Gerade arm ist Leipzig eigentlich nicht an Galerien und Kunsträumen. Doch jede Neueröffnung steht ja irgendwie für den Geist des dynamischen Aufbruchs der immernoch- oder schonwieder-Boomtown. Wenn da an einem Freitagabend, zum Glück milder und trockener als das folgende nasskalte Wochenende, auf dem Bürgersteig vor einer Lindenauer Mietskaserne an der Arelienstraße dutzende Leute rumstehen, gar nicht so schnell nach Hause gehen, weil da was Neues entsteht, ist das jenseits alles Hypezig-Gequatsches einfach angenehm.
Während viele der kleinen und teils kurzlebigen Kunsträume Studenten und Absolventen der HGB dazu dienen, sich auf dem Markt auszuprobieren, hat das „Bükü“ einen anderen Zuschnitt. Büro für kulturelle Übersetzungen heißt das Kürzel im Volltext. Olga Vostretsova und Kristina Semenova, Kuratorinnen und Galeriegründerinnen, kommen aus Russland. So ist es naheliegend, dass sie Landsleute ausstellen. Zuerst ist dies Alexander Povzner mit subtil-ironisch konstruierten Pseudofundstücken seines reichlich einmonatigen Stipendiaten-Aufenthaltes im LIA-Programm, angesiedelt in der nahen Spinnerei.
Doch gerade in der Jetztzeit der wieder stärker werdenden Rasselgeräusche kommt es den Neugaleristinnen darauf an, eben Übersetzungsleistungen zu bieten. Dazu gehört, sich nicht auf russische Künstler zu beschränken, sondern solche aus dem postsowjetischen Raum, ohne bescheuerte Grenzziehungen.