Er tut es immer wieder: Grafiken im Miniaturformat unter dem Titel kleingedrucktes verbreiten. Nach zwei Flyern hat Holger Koch nun einen richtigen Katalog daraus gemacht, natürlich nicht im Folio-Format. Und zum dritten Mal durfte ich einen Text beigeben.
Es war einmal ein kleines Licht, das wollte eine große Leuchte werden, wusste es doch, dass man die Bezeichnung Wachskerze nicht wörtlich nehmen darf. Sein Streben erregte einige Aufregung in den Tälern zwischen Mulde und Striegis. Von „Märchenhaft“ bis „Schön böse“ reichten die Kommentare aus der Umgebung. Eigentlich ist man in dieser Gegend trotz des Attributes „silbern“ nicht auf Blendwerk aus. Geht es aufwärts, dann ordentlich Sprosse für Sprosse, und die Stuhllehne ist schon ein kleiner Höhepunkt. Die Erzgebirger sind so zurückhaltend, dass sie auf „l“ in ihrem Sippennamen verzichten und Wert darauf legen, dass Fremde es nicht wieder einschmuggeln.
Gut und Schön. Doch das kleine Licht hatte davon gehört, dass in Fernost manches viel einfacher zu erreichen ist, wofür man sich hier unheimlich viel Mühe gibt, und setzte alles auf eine Karte. Nach Mondaufgang machte es sich mit Hilfe befreundeter Candle-Birds auf, um ausgestattet mit einem Pustekuchen und einem Freibrief ganz in die Ferne zu gelangen. Lange war nichts von ihm zu sehen, es brannte wohl auf Sparflamme.
Nun pflegen bekanntlich die Erzgebirger eine ganz besondere Beziehung zum Licht. Zwar haben bunte Vögel die Kunde von Leuchttürmen in nördlichen Gefilden wie dem Achter-Wasser mitgebracht, doch hierzulande liebt man es besonders im Advent, wenn es ziemlich düster ist, das Lichtspiel vieler Kerzen. Auf den Gemeinsinn kommt es an, nicht die Größe. Eine für alle und auch alle anderen.
Das hatte das kleine Licht schließlich auch im Land der Vierer-Bande erkannt. Eine Piep-Show ist kein Vollbad, eine Seilschaft macht keinen Familienausflug. Und Gelichter ist niemals helle. Besser auf dem Teppich bleiben. Bald war für das Lichtlein wieder Land in Sicht. Der Heimkehrer wurde zum Stadtgespräch. Und nun? Die Lichtstadt veranstaltete eine Lampion-Umzug und errichtete schließlich ein Denkmal für das kleine Licht. Wegen seiner späten, doch ehrlichen Weitsicht wurde es später sogar zum Oberlicht ernannt. Und wenn es nicht zu einer Drucksache geworden ist, leuchtet es noch heute.