Nicht jede durch die Medien verbreitete Todesnachricht berührt mich wirklich. So hat mich beispielsweise die Meldung, Michael Jackson sei gestorben, im Unterschied zur gefühlten Mehrheit der Weltbevölkerung ziemlich kühl gelassen. Als ich aber heute früh die LVZ aus dem Briefkasten holte und schon auf der Titelseite erfuhr, dass Paul Fröhlich bei einem Verkehrsunfall umgekommen ist, war ich wirklich schockiert. Es ist kaum drei Wochen her, als wir ihn als Moderator beim Badewannenrennen am Völki erlebt haben und wenig zuvor beim Seifenkistenrennen am Fockeberg. Sicherlich wird irgendwer diesen Job übernehmen, aber das ist dann nicht mehr dasselbe. Für Leipzig ist das ein größerer Verlust als M. Jackson für die Weltkultur.
- Ein privates Blog von Jens Kassner zu Kunst, Literatur, Politik, Alltag und anderen Themen
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Diese Nachricht hat mich wirklich betroffen gemacht. Nach einem Schlaganfall im Jahre 2012 (ins Sprachzentrum) habe ich im Rahmen meiner Genesung und der vielen freien Zeit die sich daraus ergab, angefangen nach Leuten, die mich im Verlaufe meines Lebens besonders berührt haben zu googeln. Mit einiger Betroffenheit habe ich Ihre Nachricht zum Tode „Paul“ Frank Fröhlichs gelesen.Ich habe Paul 1980 kennengelernt, während meines Studiums an der OHS in Löbau. Ich war in seiner Kompanie und ich habe sein Scheitern in diesem Beruf miterlebt. Von Anfang an war er in dieser Armee ein Fremdkörper, so voller Ideen wie er war.Ständig eckte er an, nur weil er anders war. Ich glaube er war ein ständiges Ärgernis für alle Vorgesetzten, weil er in kein Schema passte. Er war so intelligent, dass dieses „Studium“ für ihn kein Problem war. Es war der ganze Stumpfsinn, der ganze militärische Schwachsinn der ihn aussteigen ließ. Es war unerträglich, für diejenigen die wegen irgendwelcher Ideale diesen Beruf ergriffen hatten. Wie auch ich, nur habe ich durchgehalten….Das konnte er nicht, nicht in einer Armee wie dieser. Im übrigen war ich immer der Meinung, dass er der Sohn des Paul Fröhlich war, der in seiner Leipziger Heimatstadt so bekannt war.
Meiner Ansicht nach hatte er seinetwegen diesen Beruf ergriffen, für den er sich wahrlich nicht eignete. Ich habe mit ihm Kabarett gespielt (das gab es auch bei der NVA), aber immer wieder hatten Sie ihm Texte beschnitten und zerstückelt, trotzdem
hat er mit seinem Witz und seiner Unbekümmertheit, diese Armee an ihm fast rasend lassen werden.
Schade, dass ich nicht früher wieder Kontakt zu ihm gesucht habe, oder hätte er ihn nach seinen schmerzlichen Erfahrungen mit der Dienstzeit abgelehnt, ich weiß es nicht und werde es jetzt auch nie erfahren. Schade dass ich ihn nie so in der Freiheit, die er sicher genossen hat, erlebt habe. Sicher war glücklich mit dem was er in Leipzig nach der „Wende“ gemacht hat und ich gäbe etwas darum, wenn ich ihn in dieser Zeit noch hätte erleben können. Matthias Hinzer