Blamage in Leipzig ist ein Artikel von Matthias Grünzig im Dezemberheft der db – deutsche bauzeitung überschrieben. Es geht um die Uni-Neubauten am Augustusplatz. Die berechtigte Kritik am unsäglichen Treiben des fundamentalistischen Paulinervereins verführt den Autor zur (un)logischen Ableitung, dass es sich deshalb folgerichtig um schlechte Architektur handeln muss. Das sei ja schon daran zu erkennen, dass der Bau zum Unijubiläum nicht fertig geworden sei (Grünzig bezeichnet ihn fälschlich als Torso). Den Vorgängerbau – ein Kasten, wie es ihn tausendfach in aller Welt gibt – findet er als qualitätvoll. Ich kann mich noch gut an die Plastikschüsseln erinnern, die dort in den Obergeschossen das eindringende Regenwasser auffangen mussten.
Nun kann man die von Erick van Egeraat entworfenen neuen Gebäude tatsächlich für missraten halten. Die Argumentation sollte sich dann aber innerhalb der Architekturkritik bewegen und nicht alles Mögliche miteinander vermengen. Ich werde jedenfalls warten, bis zumindest die Außenhülle fertig ist, bevor ich mir eine Meinung bilde. So kann man nicht von abweisenden Natursteinfronten sprechen, bevor man sie gesehen hat. Wenn Naturstein per se abweisend sein soll, dann ist die große Mehrheit der Weltarchitektur unzugünglich.