Der Trend geht zum Zweitleben

Letzte Nacht hatte ich erstmals eine nähere Begegnung mit Second Life. Nicht im Traum und nicht am Computer. Vielmehr durch Jo Fabians Stück „Polka Dot. ein stilleben“ zur euro-szene. Mehrschichtig, absurd (wie die Realität) und beeindruckend dicht spielten Annegret Thiemann und Matthias Horn ein Paar, das sich zwischen analoger und digitaler Existenz nicht so recht entscheiden kann, gegeneinander und gegen die schwarzweiß gepunktete Umgebung (inspiriert von einer 3D-Simulation Rob Steenhorsts) im Pünktchenkleid, den Dalmatiner an der Hand, kämpfen.

Im anschließenden Gespräch sagte Cyberpiper, ein luxemburgischer Musiker, der die beiden auf der Bühne begleitet, dass vielen Nutzern von Second Life nichts anderes einfällt, als die Misere ihres realen Alltags dahin zu transportieren einschließlich der realkapitalistischen Ellenbogenkämpfe. Ich frage mich, ob es dort wenigstens auch schon Rebellen gibt, die eine anarchistische Partei gründen oder zumindest Autos anzünden und Schaufensterscheiben einschlagen. Ist vielleicht schon da, ich weiß es nur nicht.

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