Endlich verhallendes Getöse

Eine knappe Woche nach dem 200. Geburtstag Wagners lässt das Getöse etwas nach, der Nachhall ist aber immer noch heftig. Dabei geht es neben der Frage, ob der Tonsetzer denn wirklich so genial war, wie von seinen Fans behauptet (ich selbst halte die Pixies für viel genialer), vor allem um die (un)menschliche Seite RWs. Und da stoßen Burgunderheere auf Hunnenhorden.

Über seine Musik kann ich nichts sagen. Ich höre allgemein keine Opern, also fehlt mir der Vergleichsmaßstab. Peter Korfmacher, Chef der LVZ-Kulturredaktion ist aber auf diesem Gebiet Kenner. Und seinen Artikel am 22. Mai, dem Geburtstag, fand ich nicht nur wegen der sprachlichen Ausdruckskraft bemerkenswert. Er sagt auch ganz klar, dass Wagner ein Scheusal war: Gewiss: Antisemitismus war salonfähig im werdenden und jungen Reich. Er lag sozusagen in der Luft. Dennoch ist Wagner keineswegs nur mitgeschwommen, sondern hat sich als widerwärtiger Pamphletist an vorderster Front hervorgetan. Dass er dies aus persönlicher Befindlichkeit heraus tat, weil er neidisch war auf Meyerbeer oder Mendelssohn, das macht die Sache nicht besser. Im Gegenteil. Und da Wagner Zeit seines Lebens nicht müde wurde, seine Weltanschauung, sein Denken und sein Werk als Einheit zu verkaufen, ließe man ihn allzu leicht wieder aus der Schlinge, folgte man der Argumentation seiner Verehrer, man müsse die Musik sorgsam trennen von den menschlichen Defiziten ihres Schöpfers. Wenn dies bei einem nicht funktioniert, dann bei Richard Wagner.

Promt gibt es Proteste. In der heutigen LVZ wird einLeserbrief abgedruckt, in dem eine Frau ausdrückt, wie befremdlich sie diese Bemerkungen findet. Sicherlich war es nicht die einzige Zuschrift dieser Art.

Ähnlicher Meinung, aber mit ganz anderer Zielrichtung, ist ein sich Holger nennender Leipziger Blogger. Auf seiner Seite Diesseits von Gut und Böse schrieb er vorige Woche einen Text, in dem er auf das vermeintliche Verschweigen von Wagners Antisemtismus hinweist. Dass dies Satire sein soll, habe ich nicht bemerkt. Da ich mindestens einmal wöchentlich in Seiten von Neuen Rechten, zu denen Holger gehört, hineinsehe, sind mir Behauptungen wie „Niemand außer uns bemerkt Fehlentwicklungen im deutschen Bildungssystem“ nur zu vertraut, um darin irgend welchen Humor zu bemerken. Und wenn man Holgers Text dann wirklich als Satire nimmt, steht eben trocken da: „Dass die Journalisten so intensiv auf Wagners Antisemitismus hinweisen, ist doch bescheuert. Wer mag denn wirklich Juden?“ Das ist der Humor der Rechten.

Auf der anderen Seite äußert sich Volly Tanner in einem Interview: Wagner braucht keine Werbung, der ist ja schon tot und hat nichts mehr von der Aufmerksamkeit, nur die die sich in seinem Schatten verstecken und seinem Gedankenschlecht anhängen, die haben etwas davon. Nun bin ich nicht immer mit Tanner einer Meinung – er hat mich ja auch aus der Liste seiner FB-Freunde geworfen, weil ich ihm in den Sandkasten gepinkelt habe – hier aber muss ihm vollkommen Recht geben. Und auch, wenn er sich über die literarischen Qualitäten von Wagners Librettis äußert. Ich denke genau so, dass in dieser Beziehung Harry Potter viel anspruchsvoller ist. Und den lese ich trotzdem nicht.

Das Denkmal von Balkenhol finde ich gut. Wenn man schon nicht auf eine Weihestätte für den Kleinen verzichten kann, dann sollte sie so aussehen. Dass die DSU, eine Sekte, die ich schon für ausgestorben hielt, dagegen protestierte, zeigt hervorragend, wie gelungen der Entwurf ist.

Zwar laufen noch diverse Ausstellungen zu Wagner weiter, aber der Schlachtenlärm verhallt allmählich. Vielleicht können sich in der kommenden Spielzeit auch die Opernhäuser im deutschsprachigen Raum dazu durchringen, mal keinen Ring, keinen Tannhäuser oder sonst eine germanophile Heldensaga zu inszenieren. Die Ruhe wäre erholsam.

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19 Antworten auf Endlich verhallendes Getöse

  1. rohl sagt:

    Vielleicht bin ich zu ahnungslos, aber ich musste am Tag der Denkmaleröffnung erst mal nachschauen, wo ich die DSU, deren Transparent ich wahrnahm, verorten darf. Links? Rechts? Okay, Google verriet es schnell: stramm rechts.

    Hier sind wir indirekt wieder bei Peter Korfmacher, denn in „seinem“ Kulturteil schrieb Lokalredakteur Mathias Orbeck:

    „„Wagner ist größer als sein Schatten!“ hatte hingegen die Leipziger DSU auf ein Transparent geschrieben. Das „zeitgeistige
    Schattenkunstmännlein“ von Balkenhol passe nicht zum Jugendstilsockel Klingers.“

    PR-Coup der DSU geglückt! Orbeck weist nicht darauf hin, dass es sich um eine allzu fragwürdige Nationalistenbande handelt. Zugleich legt er der DSU etwas in den Mund (indirekte Rede, Konjunktiv I), was ihrem Transparent nicht zu entnehmen war, den Hinweis auf den Klingersockel. Hat Orbeck also ausgerechnet mit den Rechten geplaudert und macht sie in der LVZ hoffähig?

    Orbeck hätte auch auf die anderen Protestschilder hinweisen können, etwa auf die Zeilen eines holprigen Hobbydichters (vielleicht auch von der DSU, wer weiß das schon):

    „Wer nennt sich Christ und schämt sich nicht für Pornowürfel, Unzucht und Juden-hassenden Komponist? Der zeigt hier sein wahres Gesicht!“

    Oder auf das ironische Bauschild vom „Amt für Kraft und Naherholung“, das die HGB-Studentin Deborah Jeromin (ganz sicher nicht DSU) neben dem Denkmal aufgestellt hatte. Jeromin bezieht sich auf das von Carl Friedrich Goerdeler 1932/1933 auf den Weg gebrachte Nationaldenkmal für Wagner am Elsterbecken, Hitler kam zur Grundsteinlegung.

    Interessant ist ja auch, dass wenige Meter von Balkenhols Wagner-Denkmal ein Goerdeler-Denkmal von Jenny Holzer (und ihrem Mann Michael Klier) steht. Goerdeler wird in Leipzig nicht als derjenige dargestellt, der als Oberbürgermeister von 1930 bis 1937 die Arisierung mittrug und zumindest in gewissem Umfang verantwortete, ein strammer Nationalist, ein antidemokratischer Befürworter des Ermächtigungsgesetzes 1933, ein „dissimilatorischer Antisemit“ (Hans Mommsen), sondern als Träger eines Ehrenmals, gestaltet von der kritischen Konzeptkünstlerin Holzer. Was für ein Coup!

    Dass der eher schlicht geschnitzte Balkenhol die vermeintlich pointierte Holzer in Sachen Kritik auf die hinteren Plätze verweist, ist das eigentlich Bemerkenswerte hier am Leipziger Ring.

    Indem er kluge, fundierte Artikel veröffentlichen würde, könnte Korfmacher für ein höheres Debattenniveau in Leipzig sorgen und außerdem dafür, dass man sich nicht mehr für die LVZ, auch den Kulturteil, schämt. Stattdessen leistet er der Tumbheit Vorschub. Daran lässt sich nichts beschönigen. Leserbriefkritik ist zu billig, so lange die Zeitungsmacher derart üble Angriffsfläche bieten.

    Das Vertrackte an Wagner ist, dass er sich aus unserer Gegenwart nicht ausradieren lässt. Die Welt nach ihm ist eine andere als die vor ihm, damit reiht er sich ein zwischen Gestalten wie Karl Marx und Sigmund Freud. Mögen muss man keinen davon. Wer die Pixies für genialer hält als Wagner, hat etwas Grundlegendes nicht verstanden, fürchte ich. Möglich, dass es die Pixies ohne Wagner nie gegeben hätte, weil das, was Wagner eröffnete, nicht zuletzt wegbereitend für die populäre Musik war. So schwer es manchem fällt: Irgendwie muss man den Kunstrevolutionär Wagner vom Antisemiten Wagner trennen.

    Goerdeler hat das „Dritte Reich“ sieben Jahre als Oberbürgermeister vorbereitet und mitgestaltet, einige dieser Jahre war er zudem Reichspreiskommissar. Er war bestens informiert und hat dennoch weitgehend mitgespielt. Wagner dagegen hatte das Glück, die Folgen der geistigen Brandstiftung, an der er sich selbst lautstark beteiligte, nicht mehr zu erleben. Vielleicht hätte er schneller und konsequenter geschaltet als der heute so ver-ehrte Goerdeler, wer weiß.

    So, jetzt lege ich Frank Black auf und träume mich nach Venice Beach!

  2. admin sagt:

    Aus Zeitgründen nur eine fragmentarische Antwort, nebenbei Death Magnetic hörend:
    Ich war nicht bei der Einweihung des Denkmals. Nach vier Wagner-Veranstaltungen, die ich besuchen musste, habe ich mich da bewusst zurückgehalten. Meine Informationen zum DSU-Plakat stammen deshalb aus genanntem Zeitungsartikel. Ob der Minipartei damit ein PR-Gag gelungen ist, bezweifle ich. Nach denen kräht doch kein Hahn mehr.
    Ich stimme zu, dass man sich in Leipzig mit Goerdeler intensiver beschäftigen sollte. Nach heutigen Maßstäben würden seine Haltungen und Äußerungen ja als rechtsradikal eingestuft. Immerhin wurde aber über das Projekt Wagnerhain und die Rolle Goerdelers dabei ja in den letzten Tagen geschrieben.
    Die Kritik an der LVZ, speziell dem Kulturteil, ist mir zu pauschal, damit kann ich nicht viel anfangen. Wenn ich das Blatt verteidige, hat das natürlich auch egoistische Gründe, schließlich bestreite ich einen unverzichtbaren Teil meines Lebensunterhalts mit Artikeln für die LVZ. Doch auch schon zuvor sah ich mich veranlasst, sie in Schutz zu nehmen. Fast zwei Jahrzehnte habe ich mich an der Freien Presse gerieben, auch in Sächsische und Mitteldeutsche Zeitung seh ich gelegentlich rein. Und da muss ich sagen, dass speziell der Kulturteil der LVZ um Längen besser ist. Schon des Umfangs wegen. Aber auch die immer wieder behauptete Kritikabstinenz kann ich da nicht entdecken. Welche Lokalzeitung denn als leuchtendes Vorbild dienen könnte, ist mir schleierhaft. FAZ oder Süddeutsche taugen der anderen Spielklasse wegen nicht als Beispiele. Und auch die kochen nur mit Wasser. Ein Medium für intellektuelle Debatten wäre ja schön, ist aber der falsche Anspruch an ein Lokalblatt. Das kann der Kreuzer ebenso wenig leisten. Leider fehlt aber auch im Internet eine Alternative auf lokaler Ebene. Das Leipzig-Almanach schafft dies nicht. Und auch die so gern als Gegenspieler der LVZ benannte L-iz ist dies, zumindest bezüglich der Kultur, auf keinen Fall. Nicht nur wegen der bescheidenen Anzahl an Rezensionen. Bezeichnend fand ich dort den Artikel über die „Sachsen“-Ausstellung im Bildermuseum, der blanke Lobhudelei einer fragwürdigen Werbeaktion für die Deutsche Bank war.
    Die Pixies habe ich natürlich nur als Platzhalter für viele Namen genannt, die man versus Wagner anführen kann. Voraussetzungslos sind die alle nicht, schöpfen aus vielen Quellen. Dass sie aber ohne Wagner nicht denkbar sind, sehe ich anders. Die viel wichtigere Grundlage für die gesamte Rock- und Popmusik ist zweifellos die Musik der schwarzen Amerikaner, nicht die europäische Oper.
    So, „My Apocalypse“ verhallt gerade, ich mach erst mal ein Ende.

  3. Sehr schön, Herr Rohl, nicht vollständig meine Meinung, aber sehr schön und erfrischend fundiert.

    Doch will ich zügig und gestrafft auf das „Debatten-Niveau“ Jens Kassners eingehen.

    Er vergleicht die Pixies mit Wagner, er hört keine Opern und kann über Wagners Musik nichts sagen.
    Er zitiert Korfmacher und scheint das „Scheusal“ Wagner als auffällig erwähnenswert zu empfinden.

    Er zitiert den rechten Holger und Volker Tanner mit einem dämlichen Zitat, unterstützt Tanners Haltung zu Wagners Libretti.
    Kassner hat sie scheibar nie gelesen und ordnet sie aber qualitativ unter Harry Potter ein.

    Ich vermut etwas Ironie, etwas schlichte Ironie.

    Die Kritik zum Denkmal schürft tief: „Das Denkmal von Balkenhol finde ich gut.“
    Ach so.

    Mir schwinden die Sinne. Aus diesen ganzen, zusammengepferchten Müll wagt Kassner sein Urteil über Wagner.
    Soweit zum Stand der Leipziger Kunstkritik. Und darüber hinaus.
    Ich höre und sehe Opern seit fünfzig Jahren.
    Von Gluck, über Verdi, Bellini, Strauss, Berg bis zu Henze, Adams, Glass und Bernd Alois Zimmermann.
    Ich könnte Sie ja, lieber Herr Kassner, mit einem kleinen Seminar verwöhnen, über Opern, vielleicht mit Wagner als Schwerpunkt, natürlich auch zu dessen grauenvollen Antisemitismus.
    Doch werde ich mich hüten.
    Denn Sie verstehen ja doch nichts.
    Sie würden mich nur wieder mit irgendwelchen Zitaten behelligen.

    Und ich werde jetzt nicht Frank Black hören (ich liebe die Pixies), doch morgen „musica nova“ besuchen, mit Musik Hans Eislers und Katzers.
    Es muss ja nicht immer Richard Wagner sein.
    Stimmt doch, Herr Kassner?

    Jürgen Henne

  4. admin sagt:

    Ach Herr Henne, ich liebe ja Widerspruch und nehme auch gern Kritik an. Aber von Leuten, zu denen ich aufblicken kann. Muss ich das Gesülze eine Gescheiterten ernst nehmen? Warum blicken Sie überhaupt in diese Seite hinein, die doch Etagen unter Ihrem Niveau liegt? In die LVZ schauen Sie doch offenbar auch nicht, sonst hätten Sie meine zwei Artikel zu Balkenhol mitbekommen, deren Aussagen ich hier nicht wiederholen wollte ud musste.

  5. Ach, Herr Kassner, ich nehme auch das „Gesülze eines Gescheiterten“ ernst. Unbedingt.
    Auch von Leuten, bei denen ich hinab schauen muss.
    Sie zelebrieren nur Kritik von Leuten, zu denen Sie aufblicken können, sie kleiner Schleimer.
    Mit diesem Fundament sind aber tatsächlich alle Ihre Texte verwachsen.

    Und deshalb agieren Ihre sogenannten Kritiken als Vehöhnung der Künstler und der Verbraucher.
    Sie zerstören die wichtigste Eigenschaft eines Kritikers, die Unabhängigkeit.
    Sie lavieren sich durch Ateliers und Ausstellungen, indem Sie in Ihren Beiträgen im Grunde nichts sagen.

    Und lieber Herr Kassner, genehmigen Sie sich keinesfalls die Freiheit, durch Ihre Mitarbeit an diesem Blatt selbstgefällig auf „Gescheiterte“ hinab sehen zu können. Welche Adressaten Sie auch immer meinen.

    Ich habe über fünfzehn Jahre nebenberuflich bei dieser Gazette geschrieben. Der gesamten Weltproduktion an roten Teppichen würde es nicht gelingen, mich wieder in dieses Haus zu führen.
    Sie fragen mich besorgt, weshalb ich auf Ihre Seiten schaue? Aus humanitären Gründen. Um sie wenigstens mit einigen Kommentaren im Jahr versorgen zu können.

    Jürgen Henne

  6. rohl sagt:

    Oh, es wird persönlich, das finde ich schade, da es ja sachlich genug auszutragen gibt. Meine Worte weiter unten bitte ich denn auch primär sachlich zu verstehen, der persönliche Anteil ist notgedrungen und dient der Veranschaulichung.

    Ich lese die LVZ schon lange nicht mehr regelmäßig, nur noch anlassbezogen. Umso enttäuschter bin ich dann, wenn ein extrem aufgeladener, bedeutsamer, kontroverser Termin wie die Enthüllung des Wagner-Denkmals derart randspaltig und flach abgehandelt wird. Den PR-Coup der DSU können Sie, Herr Kassner, schwerlich anzweifeln. Denn Orbecks Artikel, in dem die DSU unangemessen vorteilhaft Erwähnung findet, wird in Leipzig wahrgenommen und mannigfach archiviert. Die Beteiligten, vom Galeristen bis zur Verwaltung, pflegen Pressemappen.

    Das Balkenhol-Denkmal ist unbeliebt in der Stadt, folglich punktet, wer es kritisiert. Vielleicht hat sich Orbeck, anders als ich, nicht mal die Mühe gemacht, DSU zu googeln?

    Über L-IZ und Leipzig Almanach müssen wir nicht reden. Beide leisten nicht ansatzweise, was der Kulturteil der LVZ leistet, wobei mir der Almanach immerhin sympathisch ist. Lizzys Anerkennung hingegen speist sich in Leipzig nur aus der weit verbreiteten Ablehnung der LVZ.

    Mario Becks Artikel über den Wagnerhain habe ich dank ihrer Erwähnung gedankt gerade herausgesucht. Sie, Herr Kassner, schreiben: „Immerhin wurde aber über das Projekt Wagnerhain und die Rolle Goerdelers dabei ja in den letzten Tagen geschrieben.“

    Die „Rolle Goerdelers“ erscheint bei Mario Beck jedoch so: „1934 hatten die Nazis das Großprojekt vereinnahmt, Wagner-Fanatiker Adolf Hitler legte den Grundstein und färbte das 1932 von Oberbürgermeister Carl Goerdeler in bester Absicht angeschobene Vorhaben braun ein.“

    Die Nazis haben laut Beck das Denkmalvorhaben vereinnahmt. Genau das ist die Leserverdummung und Goerdeler-Heroisierung, von der ich schrieb. Die Wahrheit ist, dass Goerdeler Hitler 1933 persönlich den Hof gemacht hat, damit dieser das Projekt unterstützt. Leipzig hatte nämlich auch damals schon zu wenig Geld für die eigenen größenwahnsinnigen Projekte.

    Goerdeler hätte die Grundsteinlegung so terminieren können, dass Hitler verhindert gewesen wäre. Doch genau das Gegenteil tat er: Goerdeler stimmte den Termin mit Hitler ab.

    Ein vergleichsweise wenig beschäftigter Redakteur wie Mario Beck hätte das eigentlich recherchieren können.

    Niemand braucht einen solchen Journalismus wie den bezeichneten von Beck und Orbeck (lustige, unbeabsichtige Namensüberschneidung, die Brillengestelle passen ja auch gut zusammen, der Bartwuchs weniger). Zumindest niemand, der Bücher lesen und das Internet bedienen kann.

    Doch um nicht nur über Dritte zu reden und um es anschaulicher zu machen: Mir ist neulich Ihr Artikel zum Zehnjährigen von Halle 14 in die Finger geraten. Er enthält arg viele Fehler und fast alle wären vermeidbar, würde in der Redaktion jemand aufmerksam Korrektur lesen oder der Autor vermeintlich Gehörtes im Netz gegenchecken.

    – Aus Bertram Schulze haben sie „Bernhard Schulze“ gemacht.

    – Sie bezeichnen B/2 und Andre Kermer als Pioniere auf dem Gelände. Dabei musste der Kunstraum B/2, eröffnet 1998, schließen, als 2004 Andre Kermer und rasch danach die anderen Galerien kamen. B/2 ist ein Opfer der Investoren, die zahlungsfähige Mieter wollten. Das B/2 war den Investoren außerdem im Weg, denn den Gemeinnutz wollten sie in Halle 14 versammeln, der Halle, die den Investoren zu teuer wurde. Deshalb wurde Halle 14, mehr oder minder gemeinnützig, zu einem guten Teil von der öffentlichen Hand saniert. Sonst wären vermutlich auch dort Lofts und kommerzielle Ateliers entstanden. Der Kunstraum B/2 ließ sich auf den Deal, in Halle 14 zu ziehen (und so Instrument der Fördergeldbeschaffung zu werden), nicht ein.

    – Sie schreiben von einer „Kooperation mit der Stiftung Federkiel und einer amerikanischen Organisation“. Ich habe eine Weile gerätselt, wen Sie mit dieser amerikanischen Organisation, die es meines Erachtens nicht gab, gemeint haben könnten: Vermutlich die Columbus Art Foundation aus Ravensburg. Die kam allerdings erst 2008 nach Leipzig.
    – Sie schreiben: „Für zwei Jahre war der Universal Cube im zweiten Obergeschoss zu Gast“. Dabei hätten Sie in Sekunden ergoogeln können, dass der Universal Cube von 2006 bis 2011 von der HGB bespielt wurde. Rund fünf Jahre.

    Was also ist gut an der LVZ, insbesondere am Kulturteil? Vieles von dem, was da steht, weiß ich besser, und das soll mitnichten nach Selbstlob klingen. Zugleich kann ich dem, was ich nicht schon selbst weiß, nicht trauen. Die Fehlerquote der LVZ ist einfach zu hoch. Aus Vorsicht zweifle ich daher jeden Satz an.

    Vielleicht ist es gemein, ausgerechnet diesen Halle-14-Text als Exempel zu wählen. Vermutlich hatten Sie einen schlechten Tag und die Redakteure, die es ja auch hätten besser wissen müssen, ließen Sie voll ins Messer laufen.

    Leider jedoch kann ich auf keiner Zeitungsseite lesen, wer beim Schreiben wann einen schlechten Tag hatte. Auch gehört es nicht zu den Tugenden der LVZ, bereits verbockten Mist am nächsten Tag richtig zustellen. Ich gehe daher auf Nummer sicher und lese die Zeitung nicht bzw. nur, wenn ich wissen will, was die LVZ zu einer Sache schreibt, die ich bereits selbst beurteilen kann.

    Verflachung (und obendrein Kumpanei) ist auch bei den Leipziger Blättern und dem Kreuzer, beide besitzen meine Sympathie, zu beklagen. Doch über LVZ-Niveau bewegen sich beide nach wie vor, was freilich nicht verwundern darf, denn dort herrscht nicht Ansatzweise der Produktionsdruck einer Tageszeitung.

    Ich jedenfalls hätte gern eine gute LVZ. Ich wünschte mir, die Redakteure und Autoren würden sich den Hintern aufreißen, anstatt ihre Leser für dumm zu verkaufen. Leider passiert dies nicht.

  7. admin sagt:

    Das ist nun, im Unterschied zum Rumgeholze des Herrn Henne, von dem auch im Netz keine erwähnenswerte Rezension aktueller Ausstellungen auffindbar ist, tatsächlich mal eine konstruktive Kritik. Wenn ich Danke! sage, ist das ohne jegliche Ironie gemeint.
    Zu Goerdeler: Um über die Person und auch den Wagnerhain fundiert urteilen zu können, reicht es wohl nicht, zu googeln. Da ist ernsthafte Recherche von Historikern in Archiven nötig.
    Zum Artikel über Halle 14: Aus Bertram einen Bernhard zu machen ist tatsächlich ein dämlicher Flüchtigkeitsfehler, der eigentlich nicht vorkommen darf. Zu den anderen Fakten habe ich mich aber auf das ausführliche Interview verlassen, dass ich mit den Leuten vor Ort geführt und auch mit dem Diktiergerät aufgezeichnet habe, hauptsächlich mit Michael Arzt. Im Unterschied zu Ihnen bin ja kein Insider, der bei solchen Sachen selbst dabei war. Ich bin erst 2006 nach Leipzig gezogen, habe mich aber in den ersten Jahren hier auch noch nicht sehr intensiv mit der Kunstszene beschäftigt.
    Dass mich da aber beim Prüfen der Angaben irgendwer von der LVZ ins Messer laufen lassen wollte, ist auszuschießen. Das ist wirklich nur der Druck des all zu schnellen Arbeitens. Wie man dem entgegnen könnte, weiß ich nicht. Der finanzielle Druck auf alle Medien verschärft sich ja weiter. Der Kreuzer ist so bemerkenswert offen, daraus sogar das Titelthema des Juniheftes zu machen. Und eine Internetseite zur Leipziger Kunstszene aufzubauen, wäre von den technischen Kosten her gar kein Problem. Aber wer kann die Zeit für intensive Recherchen abseits vom Erwerb des Lebensunterhaltes aufbringen? Ich nicht. Und wer kann dann gründlich gegenlesen, um eben Fehler weitgehend auszuschließen? Vielleicht Jürgen Henne? Schwer vorstellbar.
    Zum letzten Absatz Ihres Kommentars: Als Autor der LVZ, der nicht zum Unternehmen gehört und in den reichlich zwei Jahren der freien Zuarbeit nur drei Mal überhaupt in dem Gebäude am Peterssteinweg weilte, kann ich sagen, dass ich persönlich garantiert keine Leser für dumm verkaufen möchte. Das würde ich aber auch den Redakteuren, mit denen ich es da hauptsächlcih zu tun habe, nicht unterstellen. Und die Formulierung „sich den Arsch aufreißen“ klingt ja sehr plastisch. Aber, und auch da kann ich nur für mich selbst sprechen: der Aufwand, den ich betreibe, ist im Verhältnis zum pekuniären Gewinn an der Grenze des Machbaren. Und zu diesem Aufwand gehört beispielsweise, dass ich am vergangenen Sonnabend in die Spinnerei gefahren bin, weil ich gern was über die Schleime-Ausstellung schreiben wollte. Aber wie schon so oft machte der „Laden für Nichts“ seinem Namen alle Ehre, kein Rütteln an der Tür half. Warum stehen Öffnungszeiten dran, wenn eigentlich nur vorangemeldete Besucher empfangen werden? Da kann Herr Günther doch gleich dranschreiben: Not for everybody. Galeristen müssen sich eben nicht den Arsch aufreißen.
    Die Diskussion hier hat mich veranlasst, endlich mal wieder die Dokumentation meiner LVZ-Artikel aufzufrischen. Ich war selbst etwas überrascht, dabei seit Anfang Februar nacharbeiten zu müssen. Falls Sie sich die Mühe machen möchten, nach Fehlern zu suchen, hier gleich eine Selbstanzeige: Im Artikel zur Preview der WagnerMayKlinger-Ausstellung im Bildermuseum habe ich Brahms mit Bruckner verwechselt. Die sogenannte klassische Musik ist wirklich nicht meine Stärke.

  8. Lieber Herr Kassner,

    eine zweimalige Erwähnung meines Namens in Ihrem Text, ohne zwingende, inhaltsorientierte Notwendigkeit.
    „Das macht Freude“, würde Eddi Arent formulieren.

    Ich muss ohne Scham zugestehen, dass ich bei den Abläufen um Goerdeler, Hitler, Wagner-Hain… hochgradig überfordert bin.
    Auch die Beiträge dazu in Ihrer Zeitung habe ich scheinbar ignoriert, allerdings eine alltägliche Reaktion.
    Ich danke Herrn Rohl für seine Informationen.

    Ich würde deshalb mögliche Leser,auf Grund der Einsicht in meine Unkenntnis, keinesfalls mit Texten malträtieren, die derartige Themen beinhalten.
    Sie schon, Herr Kassner, diese Konsequenzen sind Ihnen in dramatischer Ausprägung abhold.

    Denn trotz Ihrer wahrhaftig eingestandenen Inkompetenz bei klassischer Musik schreiben Sie infantil-populistische Texte über Richard Wagner.
    Diese Verfahrensweise erschließt sich mir nicht.
    Die Verwechslung von Brahms und Bruckner ist zwar drollig, für mich aber keine große Sache.
    „Br“ stimmen ja überein.
    Schmerzhafter wäre dann schon Puccini und Penderecki.
    Und bei der Verschiebung von Bertram Schulze zu Bernhard hatten Sie sicher Bernard Schultze in Ihrer Vorstellung. Nicht schlecht, das gibt Pluspunkte.
    Diese Schludereien, gepaart mit Unwissen, sind eine Zumutung, können in dieser Medienkasperei aber passieren.

    Meine grundsätzliche Sorge gilt eher dieser unerquicklichen Mutation gegenwärtiger Kunstkritik, zu der eben auch Sie das legendäre Scherflein beitragen.

    Und das sind die Folgen

    Nora Gomringer

    Erdbebenstimmung

    So bin ich
    Dein Seismograph
    Fange Dein Zittern
    In meinen Nerven
    Baue mir ein Haus
    Daraus und wohne
    Zu lange darin

    Ich erstarre.

    „Literatur“ dieses Zuschnitts wird mit Preisen überhäuft und deren Verfasserin mit „Fränkischer Ausnahmeschriftstellerin“ tituliert.
    Nichts gegen Ihren Vater, doch bei der Tochter bin ich sprachlos. Und entsetzt über die positive Resonanz.
    Kein Kritiker wagt einen Angriff, eine Warnung.Der Selbstlauf wird organisiert.
    Keine Jury, kein Gremium wagen die Courage zu widersprechen, diesen Kreislauf zu zertreten.

    Wenn achtzehn Vorgänger-Jurys dem Lyriker XX die Auszeichnung angeheftet haben, werden wir als Jury neunzehn folgen. Also keinesfalls den Preis an Lyriker YY.
    Meine Kotz-Gene werden bei derartigen Mechanismen stets aktiviert.
    Die Chemnitzer Picasso- Ausstellung (unter aller Sau), die Expressionisten in Dresden(saumäßig bis mittelmäßig) vor einigen Jahren wurden hysterisch gefeiert, auch in den Besucherbüchern.
    Die Maßstäbe für Qualitäten und Werte beginnen zu faulen.
    Die Kunstkritik wird überflüssig.
    Ich wiederhole Ihren Scherflein-Beitrag.

    Oder schauen Sie in die unsägliche Schwarte Else Buschheuers („Verrückt bleiben“).
    Selten so viel Dämlichkeit gelesen. Diese pubertären, unaufrichtigen Labereien sind schier unerträglich.Dennoch wird ihr gehuldigt.
    Auch von sogenannten seriösen Medien.

    Und Wolfgang Hilbig ist schon vergessen.

    Wie gesagt: Die Maßstäbe faulen, auch mit Ihnen, Herr Kassner.

    Und ich bitte Sie, behelligen Sie mich nicht mit Ihrer ergebnislosen Suche nach Rezensionen aktueller Ausstellungen in meinem Blog.
    Ich denke, wir haben uns schon darüber verständigt.

    Gönnen Sie mir doch meine kleine Eigenwilligkeit, meinen kleinen Blog.

    Ich schrieb in letzter Zeit über sprachliche Zumutungen, über Angela Merkel und ein Modeplakat mit Brian Ferry.
    Ich beschrieb ein Buch über Cy Twombly, den Film „The best offer“ und Velvet Underground.
    Ich zeigte Eindrücke von der Architektur im Einzugbereichs des Schwielowsees, von einer Drachenbootfahrt auf dem Mekong und dem Aufenthalt in Samarkand.
    Ich notierte meine Gedanken zur Musik Sofia Gubaidulinas, zur Kunst Soutines,Dufys und zu einigen Aussstellungen mit zeitgenössischer Kunst.

    Eigentlich kein schlechtes Programm und die Leser honorieren es mit beängstigend steigenden Einschaltquoten.

    Doch haben Sie natürlich recht. Aktuelle Ausstellungen unserer Region vernachlässige ich seit Monaten ziemlich penetrant.

    Vielleicht unterbinde ich bald diese Nachlässigkeit.
    Vielleicht auch nicht.

    Wer weiß das schon.

    Meine Probleme mit Tendenzen der Kunstkritik brachte ich schon in Heft 2 oder 3 von Jonas Plöttners „Kunstoff“ unter die Leute. Recht lesenswert, mit einer Antwort von Michael Hametner.

    Beste Grüße

  9. Entschuldigen Sie die kleine Zugabe.

    Meine sanfte Auseinandersetzung mit Else Buschheuers „Verrückt bleiben“ schrieb ich am 28. Mai 2012 in diesem Blog.

    Mit Original-Zitaten. Ich bekomme Netzhaut-Scharlach, schon wenn ich daran denke.

    JH

  10. rohl sagt:

    Eigentlich müsste man das beim Bier – für Herrn Henne (Im Grunde ein Netter! Und er hat ja nicht ganz Unrecht.) Weißwein, vermute ich – vertiefen, aber da mir sehr an Restanonymität liegt, ist das ausgeschlossen.

    Sie, Herr Kassner, schreiben: „Zu Goerdeler: Um über die Person und auch den Wagnerhain fundiert urteilen zu können, reicht es wohl nicht, zu googeln. Da ist ernsthafte Recherche von Historikern in Archiven nötig.“

    Ich hatte bei Mario Beck mit Bedacht nicht „googeln“ geschrieben, sondern „recherchieren“. Google führt da in der Tat nicht weiter, die „ernsthafte Recherche“ haben Historiker dennoch längst erledigt. Beck hätte es sich „schwer“ machen können und Grit Hartmanns vorzügliches Buch „Richard Wagner gepfändet“ lesen können oder er hätte mit einem Klick das LVZ-Archiv bemühen können. Dann wäre er auf einen Artikel von Ralph Gambihler gestoßen. Gambihler war, lange vor Ihrer Zeit, Literaturredakteur der LVZ. Er war gut, und das ist nun wirklich etwas, was die LVZ nicht duldet, daher musste er gehen. Jedenfalls schrieb Gambi in seiner Rezension des Hartmann-Buchs:

    „An der Rathausspitze amtierte derweil [um 1931] mit Carl Friedrich Goerdeler ein Wagnerianer. […] Auch Leipzig hatte unter den Folgen des Börsenkrachs von 1929 zu leiden. Die Haushaltslage war kritisch. Öffentliche Finanzierung kam nicht in Frage.

    Das änderte sich, als ein Aufsteiger aus München auf die Sache aufmerksam wurde. Am 22. Februar 1933 saß er bei den Gedächtnisfeiern zu Wagners 50. Todestag neben Winifred Wagner im Gewandhaus: Adolf Hitler. Der parteilose Goerdeler fütterte den neuen Kanzler in der Hoffnung auf Reichsknete mit Details – und der biss an. Immerhin war der Antisemit Wagner sein Leitstern. So wurde das Denkmal Teil des ideologisch aufgedonnerten Wagner-Kults, mit dem sich die Hakenkreuz-Diktatur bald darzustellen wusste. […] 1936 kam dem Denkmal mit Goerdeler noch ein hochrangiger Förderer abhanden.“

    Das liest sich doch schon ganz anders als die „Beste Absicht“ bei Beck. Wobei Gambis Erzählung auch nicht ganz stimmen kann. Goerdeler sprach bereits im Herbst 1932 bei Hitler wegen der Wagner-Ehrung vor.

    Übrigens handelte auch der Schöpfer des Denkmals nur in „bester Absicht“. Johanna Maria Hipp sagt über Emil: „Mein Mann war kein Nationalsozialist, niemals. Er war ein Gegner der Nationalsozialisten.“ Hitler war Einzeltäter! Ohne Gehilfen! Breitesten Widerstand trotzend!

    Goerdeler war von 1930 bis 1937 Oberbürgermeister von Leipzig. Das sind die Jahre, in denen die vitale jüdische Gemeinde vertrieben wurde. Aber Goerdeler war kein Antisemit, kein Nationalsozialist. Nein, er war Widerstandskämpfer, im Amt offenbar Trojaner, und handelte stets in „bester Absicht“. Muss man nur eine Sekunde in Archiven wühlen, um zu merken, dass diese Erzählung nicht stimmen kann?

    Wenn Sie das Redaktionsgebäude meiden, dann haben Sie vermutlich keinen Zugang zum LVZ-Archiv. Unterm Strich ist das sicher besser so. Texte vom Gambihler-Niveau sind ohnehin Ausnahmen.

    Sie schreiben: „Dass mich da aber beim Prüfen der Angaben irgendwer von der LVZ ins Messer laufen lassen wollte, ist auszuschießen.“

    Sind Sie sicher, dass Sie das nach zwei Jahren und drei Besuchen einschätzen können? Mittagssitzungen miterlebt?

    Wer sich in Leipzig für Kunst interessiert, der kennt Bertram Schulze. Nur die zwei, drei LVZ-Kulturredakteure, die Korrektur lesen, merken nicht, dass da Bernhard steht? Merkwürdig.

    „[…] kann ich sagen, dass ich persönlich garantiert keine Leser für dumm verkaufen möchte. Das würde ich aber auch den Redakteuren, mit denen ich es da hauptsächlcih zu tun habe, nicht unterstellen“

    Ich unterstelle es aber, sonst wäre das Niveau ein anderes. Die vergangenen Tage waren zwar erträglich, doch nehmen wir allein die lächerliche Nitsch-Diskussion, die nahezu vollständig auf Tierschutz reduziert wird. Unter dem Tierschutz-Aspekt ist Nitsch nicht angreifbar. Unsere Nutztierhaltung ist ein einziges gewaltiges Verbrechen. Die paar Tiere, die auf Nitschs Konto gehen, sind nicht der Rede wert, und die Tiere können sich glücklich schätzen, in gewisser Weise ihrer grausamen Bestimmung – Fleischtheke – zu entkommen. Nitsch kann und muss man mit Mitteln der Kunst(kritik) erlegen. Und das leistet die LVZ nicht, obgleich es auf 120 Zeilen ein Leichtes wäre. Der Mann hat seine Bedeutung wahrlich schon lange überlebt.

    Ich bin kein Hartmann-Freund. Wenn Jürgen Kleindienst Hartmann jedoch auf „Urin, Blut, Sperma“ reduziert, dann zeigt das nur, dass Kleindienst Hartmanns Inszenierungen nicht gesehen hat, sondern ein plattes Klischee reproduziert. Enrico Lübbe kann einem jetzt schon leidtun. Er könnte die 120 Tage von Sodom auf die Bühne bringen und bliebe für die LVZ doch der nette Alfons Zitterbacke.

    Sie schreiben: „die Formulierung “sich den Arsch aufreißen” klingt ja sehr plastisch.“

    Ich leugne entschieden, diese Formulierung gebraucht zu haben. Sie ersetzen „recherchieren“ durch „googeln“, „Hintern“ durch „Arsch“. Das ist weder fair noch sensibel.

    Ich frage mich auch, wie oft Sie noch am Laden für Nichts vor geschlossener Tür stehen wollen. Spätestens nach dem zweiten Mal müsste man doch kapieren, dass man sich mit UKG verabreden muss, will man nicht vor verschlossener Tür stehen. Ist doch sein gutes Recht als Kapitalist, nur dann zu öffnen, wenn der Ertrag – Party oder Cash – stimmt. Rusche kann er in Berlin treffen. Dafür muss er nicht in Leipzig sitzen. Sie selbst haben UKG weiter oben die schönste aller Vorlagen geliefert. Er könnte sein Lausbubenlächeln auflegen, die Aviator tiefer auf die Nase drücken und sagen: „der Aufwand, den ich betreibe, ist im Verhältnis zum pekuniären Gewinn an der Grenze des Machbaren“.

    Dass UKG Öffnungszeiten an der Tür stehen hat, könnte dem Willen Bernard Schulzes oder Judy Lübkes geschuldet sein. Das Spinnerei-Gelände ist mit dem Pfeifferschen kollektiven Töpfchengangs durchaus korrekt beschrieben. Ausscheren ist da nur bedingt möglich.

    Unter uns: Uwe reißt sich den Hintern auf. Auch dann, wenn pekuniär nichts, nada, niente herausspringt.

    Peter Guth fuhr übrigens im Porsche bei der LVZ vor. Daran könnten Sie Peter Korfmacher ja gelegentlich bei Honorarverhandlungen erinnern. Wenn es Ihnen nichts bringt, dann schreiben Sie einfach nicht. Wobei es ein Fehler wäre, alles pekuniär und kapitalistisch begründen zu wollen. Der große Gag ist: Sophia Littkopf geht es weit mehr um Geld als Judy Ich-schreibe-ihn-doch-lieber-richtig Lybke. Der Kampf „nichtkommerzieller Institutionen“ um Fördergelder ist listiger und brutaler als der Kampf der Galeristen um Sammler.

  11. admin sagt:

    Nochmals zu Goederler: Ich halte eine vertiefte Auseinandersetzung, wie schon gesagt, für nötig. Aber das ist nicht meine persönliche Angelegenheit, dafür weiß ich viel zu wenig, und eigentlich auch nicht Sache des Kulturjournalismus, mit Kultur hat es ja nur am Rande zu tun. Also richten Sie Ihre Anregungen und Beschwerden bitte an die eventuell zuständigen Stellen.
    Genauswenig möchte ich Hennes wiederholten Aufforderungen, über bestimmte Themen schreiben zu müssen, keinesfalls Folge leisten. Ich habe von Else Buschheuer nichts gelesen, außer uralte Blogeinträge, die durchaus amüsant waren. Und mich herablassend über Nora Gomriger zu äußern, fällt mir gar nicht ein. Die habe ich gelesen und auch mehrfach auf der Bühne erlebt. Wer nun Wagner-Texte für große Literatur hält, aber Gomringer miserabel findet, der muss wohl geistig im 19. Jahrhundert hängen geblieben sein.
    Zum „Laden für nichts“ habe ich eine deutlich andere Meinung. Kunsthandel kann man ja auch betreiben, ohne eine Galerie mit Publikumsverkehr zu haben. Wenn man aber solch eine betreibt, sollte man minimale Öffnungszeiten einhalten. Darum bemühen sich sogar winzige Projekträume, und wenn es nur wenige Stunden am Sonnabend sind. Es ist eine ausgesprochen elitäre Haltung, dass Kunst ja nicht jedem zugänglich sein muss, sondern nur Auserwählten. Und das nun gerade mit Arbeiten wie denen von Schleime, die sich betont antielitär geben. Protest-Attitüden vermarkten sich offenbar immer noch prächtig.
    Zu den wiederholten Generalabwertungen von Kunstkritik in Leipzig und weltweit(das Gejammer, es gebe gar keine Kritik mehr, ist ja überall nachlesbar),sowie meiner Rolle darin: Ich bin freier Mitarbeiter, nehme deshalb weder an Sitzungen teil, noch habe ich Zugriff auf das Archiv. An Spekulationen, wie es da intern zugeht, beteilige ich mich nicht. Ich kann nur stark vermuten, nicht anders als in jedem mittelgroßen bis großen Medium. Oder welche Gegenbeispiele lassen sich nennen?
    Freie Mitarbeit ist natürlcih andererseits nicht jene „Unabhängigkeit“, die Herr Henne als Voraussetzung reklamiert. Würde man das aber ernst nehmen, wären die Zeitungen ja leer. Jeder, der für sie arbeitet, begibt sich in Abhängigkeiten. Das deshalb „nichts gesagt wird“ oder es keine Kritik mehr gibt, ist einfach gequierte Scheiße. Und die wiederholten Aufforderungen, dass ich doch nichts mehr schreiben solle, lehne ich auch ab. Meine Ansprüche an den Lebensstandard sind zwar nicht enorm, aber über dem, was man sich mit Hartz IV leisten kann. Und befriedigender ist es nicht wirklich, Werbetexte zu verfassen, wie ich aus eigener Erfahrung weiß. Die Bemerkung, dass die LVZ in der letzten Woche erträglich gewesen sei, eine Woche also ohne Beiträge von mir, habe ich durchaus verstanden. Doch das bleibt nicht so. Allerdings werde ich mich nicht damit beschäftigen, Nitsch „zu erledigen“. Der macht seit vierzig Jahren nichts anderes als jetzt. Nur weil er sich mal nach Leipzig verirrt, ist das nun ein Riesenthema. Der ist doch publizistisch durchgelutscht, was gibt es da noch zu sagen?
    Sehr ernsthaft überlege ich aber, diesen Blog entweder ganz einzustellen oder auf das Posten von Bildern mit Sonnenuntergängen und anderem Unverbindlichen zu beschränken. Meinungen äußern oder Frust ablassen kann ich ja in den Kommentarfunktionen anderer Blogs. Die dabei mögliche Anonymität macht zudem unangreifbar.

  12. rohl sagt:

    Ich muss doch noch mal schnell, weil einiges nicht so stehen bleiben sollte:

    „Die dabei mögliche Anonymität macht zudem unangreifbar.“

    Sie macht angreifbar! Anonymität hat den wunderbaren Effekt, dass der Text für sich sprechen muss, nichts lenkt vom Text ab, keine Autorität jenseits des Worts, jedoch eine klare Verortung des Autors durch Text. Wenn hingegen Herr Henne als Herr Henne schreibt, klingt immer die Person mit und relativiert alles. Sie selbst tun dann ja auch so, als sei mit „Ach Herr Henne“ im Grunde alles gesagt.

    Leider lesen Sie meine Worte falsch. Beispiele habe ich bereits einige genannt, aber hier das nächste:

    „Die Bemerkung, dass die LVZ in der letzten Woche erträglich gewesen sei, eine Woche also ohne Beiträge von mir, habe ich durchaus verstanden“

    Hätte ich das ausdrücken wollen, dann hätte ich das geschrieben. Sie nehmen sich erheblich zu wichtig, wenn Sie glauben, es fiele auch nur auf, wenn Sie ein paar Tage nicht schreiben.

    Den Laden für Nichts haben Sie leider wirklich nicht ansatzweise verstanden. Ihre Meinung dazu bleibt Ihnen freilich unbenommen. Einen Galeristen als elitär zu bezeichnen, der seine Musikerinnen auf der Sachsenbrücke aufgabelt, und der sich für Clemens Meyer faszinierte, als der noch ein alles andere als stubenreiner Underdog war, ist dennoch strange. Das einzige, was der Laden jahrelang verkaufte, war Flaschenbier. Wie elitär! Hätten Sie vor zehn Jahren hier geschrieben, hätten Sie UKG womöglich beim Putzen eines Klos erwischt, das wenige auch nur benutzen würden.

    „An Spekulationen, wie es da intern zugeht, beteilige ich mich nicht. Ich kann nur stark vermuten, nicht anders als in jedem mittelgroßen bis großen Medium“

    An anderen Stellen verlangen Sie „vertiefte Auseinandersetzung“, aber bei Ihrem Arbeitgeber begnügen Sie sich mit Vermutungen (verteidigen ihn aber dennoch nach Kräften)? Bei nicht wenigen Leipzigern schwingt noch die Erinnerung an die SED-Zeit der LVZ mit (Klassiker: „Was trieb Frau A. K. ins Stadtzentrum?“). Viele bedauern, dass ausgerechnet die SED-Presse von der Treuhand gerettet wurde, gar mit großen Monopolen gesegnet wurden, während ambitionierte Neugründungen eingingen. Die LVZ ist personell überbelegt, unkündbare Altlasten, Übernahmen vom Tageblatt, hineindrängende Westdeutsche. Da herrscht Anschweigen, Abwehrhaltung, mannigfache Animosität. Leute mit Ambitionen sind rar, am ehesten waren das vielleicht Holger Herzberg und Evelyn ter Vehn, die den Online-Auftritt durchbrachten. Über allem zwei grandiose Versprechen von Hartwig Hochstein: Erstens, die Süddeutsche des Ostens schaffen zu wollen, zweitens, nicht miterleben zu müssen, wie die Auflage unter 300.000 Exemplare sinkt.

    Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt 😉

    Bedauern darf man, dass es Hub nicht mehr gibt, ein, wenn ich das richtig erinnere, von Dana Meyer-Hinze und Sandra Mühlenberendt initiiertes Magazin für Kunstkritik. Darin erschien übrigens ein fundierter Text über den Wagner-Hain:

    http://www.hublog.de/geschichtspool-elsterflutbecken-%E2%80%93-eine-betrachtung-zu-historie-und-zeichen-im-offentlichen-raum/

    Ein anderes Niveau als der LVZ-Artikel, oder?

    Die Gründe für die Einstellung von Hub sind mir nicht bekannt. In Leipzig sind viele gute Initiativen schlecht ausgegangen. Herr Henne hat Plöttners Kunststoff schon erwähnt. Der Rundgang ist die vielleicht traurigste. Von Andre Kermer und Michael Berninger initiiert, um die über den Stadtraum verteilten Kunsträume zu vernetzen, ist daraus ein Spinnerei-Marketing-Instrument geworden.

    „Sehr ernsthaft überlege ich aber, diesen Blog entweder ganz einzustellen oder auf das Posten von Bildern mit Sonnenuntergängen und anderem Unverbindlichen zu beschränken. Meinungen äußern oder Frust ablassen kann ich ja in den Kommentarfunktionen anderer Blogs.“

    Falls Ihnen die Kommentare nicht schmecken, dann schalten Sie die Kommentarfunktion doch einfach ab.

    Für Bilder von Sonnenuntergängen ist das Dach von Halle 14 übrigens ein reizvoller Ort. Viele Jahre lang konnte man da einfach so hoch, die Türen waren absichtlich offen. Seit einigen Jahren ist der Zugang versperrt.

    Über weitere Foto-Blogs auf dem Niveau des Photographiedepots (http://blog.photographiedepot.de/) würde ich mich sehr freuen, die Kommentarfunktion darf gern abgeschaltet sein!

  13. Anonymous sagt:

    Aber Herr Kassner, jetzt werden Sie ja richtig bößartig.
    Bei „gequirlter Scheiße“ hätte ich von meiner seligen Großmutter Geschimpftes bekommen.

    Auch Ihr ständiges „Nein, das mache ich nicht“ erinnert mich an meinen Freund Jochen, mit dem ich vor 55 Jahren regelmäßig Stammbuchbilder tauschte.
    Er sagte dann immer: „Nein, nein, nein, ich tausche mit Dir nicht König Drosselbart gegen die Bremer Stadtmusikanten.
    Doch besonders ruppig fand ich Ihre Festellung über meine geistige Stagnation im 19.Jahrhundert.
    Ich bitte Sie, sich bei mir zu entschuldigen!

    Keine Silbe schrieb ich über die Qualität von Wagners Libretti.
    Bildende Kunst, Literatur, Musik….des 20. u. 21. Jahrhunderts sind mein Leben.

    In De Gruyters Künstlerlexikon schreibe ich fast ausschließlich über lebende Künstler.
    Was interessieren mich Leibl, Waldmüller oder Piloty.
    Ich hatte Sie doch nur gerügt, weil sie Tanners Meinung zu Wagners Libretti übernommen haben, ohne eigenes Studium.
    Von mir keine Silbe über Richards Schrifstellerei.
    Das ist unredlich.

    Leider entwickelt sich dieser Sound zu ihrem hauseigenen Stil.
    Oberflächlichkeit, Textverdrehungen und keinerlei Kritik-Akzeptanz. Und scheinbar auch eine gnadenlose Humoraskese.
    Wissen Sie, was Frauen an Männern besonders schätzen?
    Keineswegs Länge und Umfang des Phallus.
    Nein, der Humor ist es. Mir sind beide Kennzeichen eigen.

    Zur Strafe ein Gedicht von Nora Gomringer

    Schlecht. Ich lebe schlecht ohne dich
    Fast gar nicht mehr
    Muß lange fühlen
    Ob mein Puls mich noch schlägt
    Muß am Spiegel, zu sehen
    Ob mein Atem noch trübt

    Eine Routine hat Dich ersetzt
    Ich schnür die Brüste nicht hoch
    Zieh mir die Lippen nicht nach
    Mal mir kein Fragezeichen auf die Wange

    Nora muss zum Spiegel und ihn eintrüben.

    Dieses Bild des Lebens haben schon die Dichter am Hof Hammurapis genutzt.
    Und der gnadenlose Einsatz des Wortes „Routine“. Grandioses Sprachgefühl.
    „Muß am Spiegel, zu sehen….“ ist auch nicht der Hammer.

    Dafür gibt es dann den Kulturpreis Bayern, den Lenau-P., Jacob-Grimm-P., Ringelnatz-P……

    „Die Welt ist aus den Fugen“, wie mein seliger Großvater zu sagen pflegte.

    Ihrer Missbilligung der Abläufe um die Galerie für Nichts schließe ich mich an.
    Sehen Sie, es geht doch.
    Diese Praktiken sind eine Anmaßung, zumal ich selbst Uwe-Karsten Günther in meiner Erinnerungs-Kartei in der weniger erfreulichen Abteilung abgelegt habe.
    Es ging um Informationen über Paule Hammer.
    Da hätte ich auch den Hamster meines Nachbarn fragen können.
    Ich muss aber wieder die Seite wechseln und Herrn Rohl zustimmen.

    Herr Gambihler war ein vorzüglicher Schreiber, es war während meiner Zeit bei der LVZ.
    Seine Texte waren tatsächlich zu hochwertig.
    Ich habe mich 2004 verabschiedet.

    Denn nur noch Mittelmaß wird geduldet.

    Und wenn eine Journalistin wie Gisela Hoyer, damals Kulturchefin, meine Texte schändlichst misshandelte und mit den Worten „…..das verstehen unsere Leser nicht….“ in die Tonne warf, spähte ich nach einem Morgenstern (nicht Christian) und warf nach sechzehn Jahren keinen Morgenstern, aber das Handtuch.

    Überblicken Sie bitte einmal die Leipziger Literaturszene. Ich kann diese Abläufe recht gut beurteilen, weil ein herausragender Schrifsteller zu meinem unmittelbaren Lebenskreis gehört.

    Christoph Ruckhäberle bekam vor einigen Jahren den Preis der Leipziger Jahresausstellung.
    Das ist dann allerdings unterstes Mittelmaß.

    Wir könnten uns ja einmal gemeinsam vor den beiden Vierecken Ruckhäberles im Leipziger Bildermuseum treffen, die Schmidt herangekarrt hat und tiefschürfend darüber debattieren.

    So, mir reicht es!

  14. Entschuldigung. Ich habe meinen Kommentar ohne Angaben zur Person abgeschickt.

    Also kein Anonymous, sondern Jürgen Henne, der Einzigartige

  15. admin sagt:

    „Anonymität hat den wunderbaren Effekt, dass der Text für sich sprechen muss, nichts lenkt vom Text ab, keine Autorität jenseits des Worts, jedoch eine klare Verortung des Autors durch Text.“ Also doch unangreifbar. Und wenn ich schreibe „Ach Herr Henne …“ dann eben wegen seiner Kommentare im Januar, auf die ich zunächst noch freundlich reagiert habe, dann aber letztlich wegen seiner aggressiven Penetranz mit einem Vermerk zu Einstellungen im Spam-Filter für seine IP. Hätte ich es doch getan! Stattdessen muss ich mir nun zum wiederholten Male vorschreiben lassen, doch endlich einen Verriss zu Else Buschheuer zu schreiben und eine zu jener Chemnitzer Ausstellung, die vor exakt zehn Jahren stattfand. Ja geht´s noch? Ich habe übrigens über Picasso in Chemnitz geschrieben, Henne kann gern in die Nationalbibliothek gehen und nachschlagen. Macht aber Arbeit, das ist wohl nicht sein Ding.
    Das ursprüngliche Thema meines Postings spielt hier schon lange keine Rolle mehr. Stattdessen werden alle mögliche Befindlichkeiten zweier Personen abgeladen, zwischen denen ich anfangs noch erhebliche Unterschiede erkenn konnte. Über Goerdeler müsse ich angeblich ausführlich berichten. Über Buschheuer, über Gomringer. Und sowieso bin ich ja die LVZ, also eine Altlast. Die LVZ ist übrigens auch nicht mein Arbeitgeber, Herr R.ohl. Sie legen doch viel Wert auf exakte Formulierungen. Vielleicht kennen Sie die Arbeitsgesetzgebung wenigstens soweit, dass ein freier Mitarbeiter keinen sozialversicherungspflichtigen Vertrag mit einem seiner Kunden eingeht? Ihren diversen Einlassungen zu hausinternen Details zufolge war dies vermutlich bei Ihnen aber mal der Fall. Bitte schließen Sie doch deshalb nicht immer wieder auf mich. Dieser Formulierungsfehler ihrerseits ist nun schon von juristischer Art. Und richten Sie ihre konkrete Kritik zu bestimmten Dingen eben an Peter Korfmacher, Jürgen Kleindienst oder wen es sonst betrifft. Da, wo die Kritik konkret einen meiner Texte betraf, habe ich aufrichtig Danke gesagt. Das lasse ich so auch stehen, weil es mir tatsächlich hilft. Wenn ich aber nun hören muss, dass ich doch die LVZ vehement verteidige, weil ich sage, ich lasse mich auf Spekulationen zu betriebsinternen Zuständen nicht ein, muss ich leider auch Ihnen sagen, dass Sie die Ebene einer sachlichen Diskussion verlassen und ihre eventuellen persönlichen Kränkungen seitens der LVZ an mir auslassen. Falsche Adresse!
    Henne („eigentlich ein Netter“) war nie auf der sachlichen Ebene. Im vollen Bewusstsein der Vulgarität meiner Formulierung und des geringen Faktengehalts: Das ist ein Flachwichser! Ich habe keinen einzigen Text von ihm finden können, von dem ich sagen könnte: Gut! Aber er weiß natürlich besser, wie man über diese und jene Ausstellung, über dieses und jenes Buch schreiben müsse, ohne es selbst zu tun. Was glaubt er denn zu sein, mich zu einer Marionette seiner Denkart machen zu können? Ist das seine gepriesene „Unabhängigkeit der Kunstkritik“? Auf seine Postings werde ich überhaupt nicht mehr eingehen. Auf Ihre kann ich schon noch reagieren, würden Sie denn auf Fragen meinerseits auch mal antworten. Welche regionale Tageszeitung ist denn nun Ihr Vorbild für die LVZ? Wie geht es dort betriebsintern zu?
    Dass es KUB nicht mehr gibt, bedauere ich auch. Ich habe vier Ausgaben im Schrank stehen, das sind sicher nicht alle. Nun Querverweise von so einem Essayheft, das eben auch finanziell gescheitert ist, auf die LVZ zu ziehen, ist doch wirklich schräg daneben. Aber auf vorherige Verweise von mir, dass man eine Lokalzeitung nur mit ähnlichen Medien vergleichen kann, gehen Sie ja bezeichnenderweise auch nicht ein. Warum führen Sie nicht gleich Artikel von N+1 an, um zu beweisen, wie miserabel die LVZ sei? Jetzt verteidige ich schon wieder meinen angeblichen „Arbeitgeber“. Stupid. Dazu wird man eben getrieben, wenn Kommentatoren ihre persönlichen Kränkungen auf fremden Blogs ausleben müssen.
    Und zum Laden für Nichts interessiert es mich keineswegs, ob Günther früher Flaschenbier verkauft oder Klos geputzt hat. Mir geht es um die Gegenwart. Auch G.H. „Judy“ Lybke hat mal was anders getan als nach der renditeträchtigsten Kunstmesse zu sehen. In den 1980er Jahren habe ich sogar mal in der Uni-Mensa im Beisein von Harald Kunde ein Bier mit ihm getrunken. Das ganze Früher als Maßstab zu nehmen ist aber so, wie immer noch die LVZ als Zentralorgan der SED-Bezirksleitung anzusehen. Merken Sie irgendwie Ihre eigene Perspektivenverschiebung? Würde mich freuen. Ansonsten sind sie mit dem unfruchtbaren, aber gackernden Federvogel verwechselbar.

  16. rohl sagt:

    „Also doch unangreifbar.“

    Nein, mitnichten. Sie können jede meiner Behauptungen angreifen, wenn Sie es denn können. Im Übrigen bin ich stets beim Thema geblieben: Wagner-Ehrung in Leipzig und ihre Reflexion. Sie haben dazu einen bemerkenswert ahnungslosen Blogeintrag verfasst, und ich habe leichtsinnig die gebotene Kommentarfunktion genutzt, um etwas Kontextualisierung vorzunehmen.

    Das war eigentlich freundlich gemeint. Auch wenn es im Nachhinein besser gewesen wäre, Sie mit Ihrer Ahnungslosigkeit und Ihren Fehlschlüssen schadenfreudig allein lassen.

    Ich habe ja nicht mal begonnen, den Blogeintrag auseinanderzunehmen. Nur ein Häppchen:

    „Über seine Musik kann ich nichts sagen. Ich höre allgemein keine Opern“, schreiben Sie, nur um kurz darauf zu konstatieren: „der Schlachtenlärm verhallt allmählich. Vielleicht können sich in der kommenden Spielzeit auch die Opernhäuser im deutschsprachigen Raum dazu durchringen, mal keinen Ring, keinen Tannhäuser oder sonst eine germanophile Heldensaga zu inszenieren. Die Ruhe wäre erholsam.“

    Was denn nun: Hören Sie den „Schlachtenlärm“ oder nicht? Ich habe leider den Eindruck, Sie wissen selbst nicht, was Sie schreiben. Textlogik überfordert Sie offenkundig.

    Im Blogeintrag urteilen Sie antifaschistisch korrekt gegen Germanophilie und DSU. Wenn Herr Henne bemerkt, dass dies eine krude Art für einen Kunstkritiker ist, ein Balkenhol-Denkmal zu verteidigen, dann hat er Recht. Schließlich sagt der Protest der DSU nichts über die Güte des Denkmals. Wobei Sie unverständlicherweise „Entwurf“ schreiben, als stünde die Realisierung noch aus.

    Ich habe die kunstkritischen Defizite gutmütig übersehen und vielmehr Ihre politische Argumentation aufgenommen und ergänzt. Denn wer in Leipzig Wagner-Ehrung sagt, der muss auch Goerdeler-Ehrung sagen. Räumlich, zeitlich, kausal zwingend. Das ist kein Herzensanliegen von mir, wir könnten genauso gut und lieber über die Freiluftgalerie Stötteritz diskutieren, über Hanske, über Turrell, über Raster-Noton oder WARP. Nur wäre das nicht Thema. Thema ist die Wagner-Reflexion in Leipzig, und da ist Goerdeler ein wichtiger Protagonist und die LVZ das Medium mit der größten Reichweite.

    Ich nahm daran Anstoß, wie die LVZ über die Wagner-Denkmal-Eröffnung berichtete. Sie verwiesen mich auf den Artikel über den Wagner-Hain, und ich musste feststellen, dass der noch schlimmer war.

    An einer solchen Stelle muss man zwangsweise differenzieren. Teile des Problems liegen aufseiten der Autoren (hier konkret Beck, Kassner, Orbeck), Teile aufseiten der seitenmachenden Redakteure, welche das auch immer waren. Wer von Journalistik und damit von redaktionellem Management auch nur ansatzweise Ahnung hat, der kann hier nur mit Unverständnis reagieren. Insbesondere, weil Zeitung einfach zu teuer ist, um sie mit schlechten Texten zu füllen (da Sie dies sicher direkt wieder auf sich beziehen: Nein, konkret bleiben nur Beck und Orbeck, denn Ihr Blogeintrag ist billig).

    Welche „Ruhe“ meinen Sie, wenn Sie ohnehin keine Opern hören? Sie stützen Ihre Argumentation auf Peter Korfmacher, der kein ausgewiesener Wagner-Kenner ist, im Gegensatz etwa zu Werner Wolf, der wiederum in anderer Hinsicht problematisch ist. Dann holen Sie sich Volly Tanner zur Hilfe, den Sie anscheinend überhaupt nicht kennen, sonst wüssten Sie, auf welches Niveau Sie sich da begeben.

    Eine üble Frechheit von Ihnen ist dann, Leserbriefschreibern, die Peter Korfmacher widersprechen (wofür es viele gute Gründe gibt), eine „ähnliche Meinung“ wie der „Neuen Rechten“ zu bescheinigen.

    Obwohl Sie sagen, von Wagners Musik keine Ahnung zu haben, greifen Sie unter der Gürtellinie alle an, die ihn begutachtet und für nicht gänzlich schlecht gefunden haben. Unter anderem rücken Sie so auch Daniel Barenboim in die rechte Ecke.

    Nicht wieder gleich loskläffen bitte, sondern aufwachen und nachdenken!

    Warum Sie und Henne mit Picasso und Buschheuer kommen, kann ich nicht nachvollziehen. Buschheuer gehört in die Super-Illu, aber nicht in den Kulturteil, und Picasso in Chemnitz wäre ein schönes Thema für Christine Hochstein. Viel mehr ist dazu nicht zu sagen.

    Von IP-Filtern haben Sie keine Ahnung, oder? Ich würde sehr daran zweifeln, dass Herr Henne eine statische IP-Adresse hat. Doch selbst wenn er sie hat, kann er ganz leicht eine andere IP verwenden, um IP-Sperren zu umgehen. Ihr „Hätte ich es nur getan!“ ist daher primär emotional-heiße Luft ohne Sachkenntnis. Schalten Sie die Kommentare ab und Sie haben Ruhe. Alternativ können Sie Kommentare manuell freischalten und so ungenehme Kommentare löschen, ohne dass sie erscheinen.

    „Die LVZ ist übrigens auch nicht mein Arbeitgeber, Herr R.ohl. Sie legen doch viel Wert auf exakte Formulierungen. Vielleicht kennen Sie die Arbeitsgesetzgebung wenigstens soweit, dass ein freier Mitarbeiter keinen sozialversicherungspflichtigen Vertrag mit einem seiner Kunden eingeht?“

    Nach solchen Sätzen fällt es noch schwerer, Sie ernst zu nehmen. Sie arbeiten für die LVZ, vielleicht als fester Freier, schlimmstenfalls ganz frei. Also ist die LVZ Ihr Arbeitgeber – ähnlich wie eine Opernsängerin ohne feste Anstellung Opernhäuser als Arbeitgeber hat. Über Scheinselbststätigkeit, freie Berufe, KSK usw. sollten wir hier nicht reden. Obwohl es besser wäre als die Schwanzvergleiche, bei denen Sie und Herr Henne schon angekommen sind. Da wird es peinlich, nicht zuletzt für Sie.

    „Ihren diversen Einlassungen zu hausinternen Details zufolge war dies vermutlich bei Ihnen aber mal der Fall. Bitte schließen Sie doch deshalb nicht immer wieder auf mich.“

    Im konkreten Fall bleibt doch, wie ich darlegte, keine andere Wahl, als auf Sie zu schließen – mitnichten auf Grundlage eigener Erfahrung. Der exemplarisch gewählte Halle-14-Artikel lässt sich nicht allein mit Ihrem Versagen begründen. Auch die Redakteure hätten es besser wissen müssen, haben sich aber nicht darum geschert, Ihren Text besser zu machen. Doppeltes Versagen zweifellos. Eine Redaktion, die so handelt, nimmt ihre Verantwortung für Blatt und Autoren nicht wahr.

    „Dieser Formulierungsfehler ihrerseits ist nun schon von juristischer Art.“

    Wie bitte? Welcher „Formulierungsfehler“? Welche „juristische Art“? Spielen Sie erneut auf „Arbeitgeber“ an? Ein juristisch nicht definierter Begriff. Doch selbst wenn er definiert wäre, wäre das ohne Belang.

    „Da, wo die Kritik konkret einen meiner Texte betraf, habe ich aufrichtig Danke gesagt. Das lasse ich so auch stehen, weil es mir tatsächlich hilft.“

    Das freut mich ja auch. Dennoch frage ich, warum eine Redaktion, die es besser wissen muss, den Text veröffentlicht.

    „Wenn ich aber nun hören muss, dass ich doch die LVZ vehement verteidige, weil ich sage, ich lasse mich auf Spekulationen zu betriebsinternen Zuständen nicht ein, muss ich leider auch Ihnen sagen, dass Sie die Ebene einer sachlichen Diskussion verlassen und ihre eventuellen persönlichen Kränkungen seitens der LVZ an mir auslassen. Falsche Adresse!“

    Sie deuten immerzu rum. Ich leide an keinen persönlichen Kränkungen, ich spekuliere nicht. Ich lebe lang genug in Leipzig und habe einen hinreichend großen Bekanntenkreis, um einigermaßen informiert zu sein. Der Buschfunk funktioniert weit besser als die Presse. Wenn Sie möchten, können wir auch über Liebeskummer in der Lokal- oder Politikredaktion schwatzen, über Befindlichkeiten im MdbK oder bei der LWB. Bloß ist das hier nicht Thema.

    Herr Henne würde mir vehement widersprechen, aber im Kunstbereich hatte die LVZ meiner Ansicht nach nur sehr kurz eine gute Zeit: Als Tim Sommer zuständig war. Seit Baschlebens zu frühen Ableben gibt es keine Theaterkritik von Format mehr. Seit Gambihlers Abschied keine ambitionierte Literaturkritik mehr. Das alles ist weder „Spekulation“ noch lässt es sich pekuniär begründen.

    „Welche regionale Tageszeitung ist denn nun Ihr Vorbild für die LVZ? Wie geht es dort betriebsintern zu?“

    Wissen Sie wirklich nicht, wie absurd diese Frage ist? Die von Ihnen verlangte totale Sicht auf die Zeitungslandschaft kann niemand leisten, es gibt keinen einzigen Journalistikprofessor, der derartig umfassenden Ein- und Überblick besitzt. Würde ich auf übliche Verdächtige wie die Badische Zeitung verweisen, dann wäre das reine Kolportage. Die braucht es nicht. Es reicht, meine Kritik fundiert zu begründen.

    „Dass es KUB nicht mehr gibt, bedauere ich auch. Ich habe vier Ausgaben im Schrank stehen, das sind sicher nicht alle. Nun Querverweise von so einem Essayheft, das eben auch finanziell gescheitert ist, auf die LVZ zu ziehen, ist doch wirklich schräg daneben.“

    Erstens hieß das Ding Hub. Mit der Kunst- und Bauschlosserei hatte es nichts zu tun.
    Zweitens interessiert mich, woher Sie wissen, dass es „eben auch finanziell gescheitert ist“. Meines Wissens stimmt genau das nicht.
    „Schräg daneben“ liegen bedauerlicher Weise Sie. Sie haben den Beck’schen Text über den Wagner-Hain ins Gespräch gebracht. Ich habe auf seine Fragwürdigkeit hingewiesen. Sie haben erwidert, um fundierter zu schreiben sei „ernsthafte Recherche von Historikern in Archiven nötig“. Ich habe auf diverse Quellen hingewiesen, auf die der LVZ-Autor leicht hätte zugreifen können. Vom Artikel im LVZ-Archiv über Standardliteratur bis hin zum schnell ergoogelbaren Artikel im Hub. Daran ist nichts daneben, abgesehen von Ihrer Verteidigungshaltung, die bar jeder Einsicht ist. Egal welche Argumente ich anbringe, Sie sprechen dagegen an, mit denkbar schwachen Argumenten wie „pekuniär“ nicht machbar, falsch von Michael Arzt unterrichtet usw.

    „Auch G.H. „Judy“ Lybke hat mal was anders getan als nach der renditeträchtigsten Kunstmesse zu sehen.“

    Er tut auch heute noch anderes. Schauen Sie nur mal hin!

    „Merken Sie irgendwie Ihre eigene Perspektivenverschiebung?“

    Leider nein.

  17. Hallo, Herr Kassner,

    Sie sollten viel häufiger mit aggressiver Penetranz attackiert werden. Damit Sie sich daran gewöhnen.
    Ihre Unredlichkeit veranlasst mich fast zu einer Portion von Fremdscham.
    Buschheuer, Gomringer, Picasso in Chemnitz, aber auch Ruckhäberle und die Expressionisten in Dresden.
    Nirgends habe ich Sie genötigt, darüber zu schreiben.
    Gönnen Sie sich einen verstohlenen Blick auf den kleinen Fight der vergangenen Tage.
    Nirgends gängelte ich Sie.
    Mein Gott, sind Sie getrieben.
    Diese Akteure und Ausstellungen agieren für mich ausschließlich als eine Art Leuchttürme, als Synonyme für eine Entwicklung, wodurch nicht nur die regionale Kulturszene in Beliebigkeit verdorren und Kunstkritik als überflüssiges Narrengeschwätz verkommen könnte.
    Lesen Sie meine Kommentare, doch konzentriert, nicht oberflächlich.

    Ich vetrete mitunter eine durchaus härtere Gangart.
    Ironie und meinetwegen auch Zynismus ghören zu meinem Instrumentarium.
    Doch Ihren infantilen, vorpubertären Kloakensound will ich nicht folgen (gequirlte Scheiße, Flachwichser).
    Da müssen Sie allein Ihre Kreise ziehen.

    Besonders Ihr letzter Beitrag ist an keifernder, Schaum rülpsender Ahnungs-u.Anspruchslosigkeit nur mit harter Arbeit zu übertreffen.
    „Getroffene Hunde bellen“ würde meine selige Großmutter und mein, nicht minder seliger Großvater sagen.
    Und Ihr „Was glaubt er denn zu sein, mich zu einer Marionette seiner Denkart machen zu können. Ist das seine gepriesene Unabhängigkeit des Kunstkritikers“ ist natürlich unterirdisch.
    Außerdem hätte es keinen Sinn, denn es mangelt Ihnen an intellektueller Befähigung und sprachlicher Begabung.
    Nach einem Einwurf von Herrn Rohl lamentierten
    Sie, dass über Hermann Nitsch schon alles gesagt wurde, sozusagen ein ausgelutschter Stoff.
    Ich denke darüber anders.Doch darum geht es nicht.
    Nitsch ist abgelutscht und Sie schreiben über Wagner.
    Haben Sie einen Überblick, was schon alles über Wagner gelutscht wurde.
    Ihre Strategie erschließt sich mir nicht.

    Ich danke Herrn Rohl nochmals für seine kultivierten Beiträge. Es erfreut, sie zu lesen.
    Ich lerne immer noch wahnsinnig gern, auch mit 62.
    Denn ich werde mich jetzt verabschieden und anschließend nach längerer Zeit wieder eimal das überragende Violinkonzert von Philip Glass
    hören.
    Herr Kassner, bitte nicht mit Uschi Glas verwechseln.

    Und am heutigen Abend gibt es dann Eric Clapton in der Arena.
    Herr Kassner, meiden Sie eine Verwechslung mit Eric Honecker

  18. admin sagt:

    Wie angekündigt, werde ich auf Hennes idiotisches Gegeifere nicht eingehen. Wenn Sie, Herr R.Ohl, ihn aber ganz nett finden, und dass er ja eigentlich auch Recht habe, begeben Sie sich auf sein Gossenniveau. Im letzten Eintrag von Ihnen klingt das nun allerdings punktuell schon etwas anders. Aber nur punktuell.
    „Warum Sie und Henne mit Picasso und Buschheuer kommen, kann ich nicht nachvollziehen. Buschheuer gehört in die Super-Illu, aber nicht in den Kulturteil, und Picasso in Chemnitz wäre ein schönes Thema für Christine Hochstein. Viel mehr ist dazu nicht zu sagen.“ Ganz richtig, bezüglich des letzten Satzes. Aber warum sagen Sie mir das, nicht Henne? Ich kann diese Verknüpfungen auch nicht nachvollziehen, das geht es mir wie Ihnen.Vielleicht haben Sie mitbekommen, dass er mit Schwanzvergleichen angefangen hat (und ich nicht reagiert), dass er mit Buschheuer, Gomringer, Picasso und sonstirgendwas, was ihm gerade in den Sinn schießt, anfing, merken Sie eventuell auch. Dann weist er auch noch stolz darauf hin, schon früher meinen Blog missbraucht zu haben, um über Else Buschheuer zu schreiben. Der Vogel hat echt was an der Waffel, ist weder nett noch hat er Recht. Können Sie zwischen Kritik und Diffamierung unterscheiden? Ich hoffe es.
    Nun aber zu Ihren Entgegnungen. „Unangreifbar“ ist man hinter einem Pseudonym als Person schon. Sie weisen selbst darauf hin, dass der Text angreifbar ist. Nicht aber der Schreiber. Und für mich wäre es eben interessant, neben Verweisen auf Autoren, die Sie schätzen, auch etwas von Ihnen zu lesen, um Maßstäbe zu haben. Bei Henne ist das nun möglich, und da kann ich ganz selbstbewusst einschätzen, dass er nicht in der Situation ist, anderen Leuten Ratschläge zu erteilen.
    Als billig bezeichnen Sie meinen Blogeintrag, um den es geht. Vielleicht haben Sie da sogar recht. Aber es ist eben ein Blog, der auch unübersehbar als privat gekennzeichnet ist, also kein Ableger der LVZ oder sonst einer Institution. Und ich genieße es, hier nicht jedem Posting einen schlüssigen Plot zugrunde legen zu müssen, außerdem auch simple Aussagen hinzuschreiben, an denen nicht gefeilt werden muss. Ein Blog, also ein Web-Log, ist eben zumindest in dieser privaten Version mehr ein Tagebuch als ein formelles Medium.
    Und in diesem Sinne muss ich auch ihr „wer über die Wagner-Ehrung schreibt“ einordnen. Nein, ich muss in meinem simplen Blog-Eintrag keinesfalls auf Goerdeler eingehen! Und ich muss auch nicht auf Nitsch eingehen. Diesen Querverweis von Ihnen verstehe ich so wenig wie die angeblichen Verbindungen zu beliebigen Ausstellungen in beliebigen Städten oder irgendwelchen Schriftstellern der Gegenwart seitens eines anderen Kommentators. Nur weil Nitsch den Begriff Orgien-Mysterien-Theater benutzt, muss auch auf ihn im Zusammenhang mit dem Wagner-Getöse eingegangen werden?
    Nun ist es aber sichtbar schon gefährlich, irgendwo zuzugeben, etwas nicht zu verstehen oder nur nicht exakt einschätzen zu können. Es gibt eben Leute, die Spezialisten zur Musikgeschichte von Gluck bis Glass sind, die fast die gesamte Weltliteratur auswendig kennen, und die Bildende Kunst sowieso von den Höhlenmalereien bis Meese. Für solche Leute habe ich in meinem vorherigen Beitrag einen unschönen, aber treffenden Begriff benutzt. Und wenn ich schreibe, dass ich eben die Qualität von Wagners Kompositionen nicht beurteilen kann, kommt das für die Supergebildeten einem funktionalen Analphabetismus gleich.
    Ich benutze selten Metaphern, um nicht bei solchen vollkommen in die Hose gehenden Vergleichen von Kleintieren in Schrebergärten etc. zu landen. Doch mit meinem Schlachtengetöse sind eben nicht einzelne Wagner-Opern gemeint, sondern genau jenes Brimborium, mit dem Leipzig sich in die Reihe der Wagner-Städte katapultieren möchte. Das haben Sie leider in keiner Weise verstanden. Und die „Ruhe“ ist dann eben erst mal mit einer gewissen Normalisierung zu verstehen. Die Opern werden entgegen meinem Wunsch auch im Herbst wieder auf dem Spielplan stehen. Weil eben einige Werke von Wagner zu jenen kaum zwanzig Opern gehören, die im ganzen deutschsprachigen Raum Jahr für Jahr das Repertoir bestimmen, so wie der Dudelfunk die ewig gleichen „Superhits“ abspielt. Nun können Sie einwenden, dass mich als Opern-Abstinenzler das nicht stören müsste. Tut es aber, da mit den Kosten einer einzigen „Ring“-Inszenierung die freie Szene einer Stadt wie Leipzig mehrere Jahre sehr komfortabel arbeiten könnte.
    Tanner kenne ich persönlich, besser gesagt, kannte ich. Ich habe doch darauf hingewiesen, dass ich mit ihm nur ausnahmsweise einer Meinung bin. Heftig gefetzt habe ich mich mit ihm, weil er im Januar aufgrund eines einzigen Fotos von LVZ-Online zum Winterrundgang der Spinnerei meinte, auf Facebook posten zu müssen, die ganze heutige Kunst sei Müll. Bezüglich Wagner aber war ich in diesem erwähnten Interview auf gleicher Wellenlänge. Aber das wird einem dann eben vom verfeinerten Bildungsbürgertum angekreidet, wenn man bekennt, diesen anderweits so hochgeschätzten Menschen nicht zu mögen.
    Wegen der IP-Adresse haben Sie sicherlich recht, doch da wären nicht so viele Worte nötig gewesen. Nun begehe sich sicher wieder einen Fehler, gebe trotzdem zu, kein solcher Computerexperte wie Sie zu sein.
    Mit ihren Einlassungen zum „Arbeitgeber“ haben Sie eindeutig unrecht. Dieser Begriff ist juristisch, und genau so meine ich es, definiert. Selbst für „feste Freie“ ist der Vertragspartner kein Arbeitgeber, sondern ein Kunde oder Auftraggeber. Finanzämter und Sozialversicherungen wissen das genau zu unterscheiden. Von einem Arbeitgeber werden nämlich Lohnnebenkosten und Steuern verlangt. Aber auch Sie können eventuell nicht alles genau wissen. Hier wird es für Sie peinlich, nicht für mich.
    Und ihre Bemerkungen, dass Lybke und Günther auch anderes machen als Geldverdienen, muss ich nun meinerseits allerdings als billig bezeichnen. Warum kommen Sie dann nicht gleich mit Bill Gates, der sich unwahrscheinlich für soziale Belange engagiert? Dieser Art sind Ihre Verteidigungen.
    Sie werfen mir üble Frechheit vor, wenn ich einen Leserbrief mir einem bestimmten Blogbeitrag als „ähnliche Meinung“ bezeichne, obwohl ich ausdrücklich hinzufüge „mit ganz andere Zielrichtung“? Na ja, das ist nun Ausdeuterei ihrerseits.
    „Obwohl Sie sagen, von Wagners Musik keine Ahnung zu haben, greifen Sie unter der Gürtellinie alle an, die ihn begutachtet und für nicht gänzlich schlecht gefunden haben. Unter anderem rücken Sie so auch Daniel Barenboim in die rechte Ecke.“ Damit haben Sie nun ein echtes Eigentor geschossen. Ich greife Wagner als Menschen und als Textautor an, sie kommen mir mit einem Dirigenten, der offenbar seine Musik schätzt, zu der ich mich jeder Meinung enthalte. Entschuldigung, das halte ich nun aber für eine Frechheit, Wagner vom Antisemitismus-Vowurf reinwaschen zu wollen, weil es einen jüdischen Dirigenten gibt, der seine Musik schätzt. Da werden ja wohl Ebenen durcheinandergeworfen.
    Ich schließe auch nicht (allein) vom Protest der DSU auf die Qualität des Balkenhol-Denkmals. Dann müssten Sie eben doch mal meine zwei Artikel zum Denkmal, das zu jener Zeit tatsächlich noch Entwurf war, bzw. zu Balkenhol in Salzburg, nachlesen. So einfach, wie Sie und Herr Henne glauben, ist meine Denk- und Argumentationsweise eben doch nicht immer. Aber dafür müsste man dann eben Blogeintrag und ausformulierten Presseartikel unterschieden können.
    Zu ihren Ausführungen bezüglich verschiedener früherer LVZ-Autoren enthalte ich mich zunächst einer Äußerung. Da muss ich in der Bibliothek nachlesen, da ich eben noch nicht so lange wieder in Leipzig lebe. Da habe ich dann auch Gelegenheit, nach Hennes 15jähriger Tätigkeit für das Blatt zu recherchieren. Doch die Zeit dafür muss ich erst mal finden. Das geht auf keinen Fall schnell.

  19. admin sagt:

    2 Nachträge:

    1. Den Kreuzer für Juni habe ich mir relativ spät gekauft, dann aber auch die Kritik zu zwei Wagner-Ausstellungen gelesen. Die kommt nicht von einem Studenten mit ersten Schreibversuchen, sondern der Ressortleiterin Kunst. Worin nun die wesentlich höhere Qualität dank der gerade in diesem Heft so gepriesenen Unabhängigkeit des Journals gegenüber meinen zwei Artikeln zum selben Thema besteht, sollte mir ein Sachkundiger mal erklären.
    2. Warum Henne ein Schwanzvergleich wünscht, ist mir nach einer Tiefenanalyse seines Blogs klar geworden: http://juergenhennekunstkritik.wordpress.com/2013/06/03/6-x-jurgen-henne/#comments

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