Das ist mal eine Schlagzeile nach meinem Geschmack: Leipzig will 300 Hamburger Künstlern Asyl bieten, stand gestern auf der Titelseite der LVZ zu lesen! Diese sollen nämlich aus dem Gängeviertel der Hafenstadt vertrieben werden, weil dort ein Investor was Neues, Schickes, Teures bauen will. So ist Leipzig Baudezernent Martin zur Nedden auf die Idee gekommen, dass wir die doch hier aufnehmen können. Komplett. Die schöne Idee wird sicherlich nicht allen gefallen. Die ortsansässigen Künstler können nicht in jedem Fall noch mehr Konkurrrenz auf dem Markt gebrauchen. Und auch Kulturdezernent Michael Faber ist möglicherweise nicht begeistert, noch eine kompensierende Problemgruppe hinzu zu bekommen. Bezeichnenderweise kommt die Offerte ja auch von seinem Baukollegen, nicht von ihm. Aber ein netter Werbeeffekt für die Stadt wäre es schon, wenn auch nur ein Teil der Nordlichter mit großem Brimborium hierher zieht.
- Ein privates Blog von Jens Kassner zu Kunst, Literatur, Politik, Alltag und anderen Themen
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Ja erst aus HH verjagen, und dann aus Leipzig, wenn ein solventer Investor ans Rathaus klopft…
Dann noch dieses; kompensierende Problemgruppe…
Klingt in meinem Kunstkopf potenziell faschistoid…
Wofür überhaupt Kunst und Künstler???
Kann der Algorithmus aus dem Computer viel besser und der läuft sogar mit Atomstrom…
Nee, nee, nee; so moal nich leude!
Tja, das mit dem Verjagen ist so eine Sache. Es hat sich ja rumgesprochen, dass armes Künstlervolk hervorragend geeignet ist, marode Stadtviertel interessant zu machen, worauf sie dann dort eher durch die steigenden Mieten als durch Investoren (kommt auch vor) vertrieben werden. Gentrification nennt sich das, New York ist das Musterbeispiel. Nur in Chemnitz hat man das noch nicht begriffen, da vertreibt man lieber alle Kreativen und reißt dann flächendeckend den Bestand ab. Auch eine Lösung.
Das mit den kompensierenden Problemgruppen stammt nun nicht von mir, sondern angeblich von Herrn Faber, der von der Linkspartei ins Amt gebracht wurde. Vielleicht hat er es nicht wörtlich so gesagt, aber ein Dementi war auch noch nicht zu hören.
Wozu Kunst und Künstler? Das wird doch oben schon beantwortet. Welcher Atomreaktor oder Supercomputer macht ein Mietskasernengebiet attraktiv für zahlungskräftige Yuppies? So klappt das nicht.
naja, ein baudezernent der einem investor einen gefallen tun will, warum eigentlich?… und 300 Künstler, braucht leipzig so viele taxis?