Unter der Schlagzeile Graffiti-Tiger brüllt im Stasi-Keller schreibt die LVZ heute über eine Aktion, bei der 20 Jugendliche im Hof der „Runden Ecke“, also der früheren Leipziger Stasi-Zentrale, auf genormte Tafeln sprayen durften. Demokratie versprühen nennt sich das Ganze. Das Thema ist also auch vorgeschrieben. Dem beigefügten Foto nach ist die Demokratie offenbar etwas ziemlich Amorphes, Verschwommenes. Das kommt hin. Auch dem ersten Satz des Artikels kann ich zustimmen: Das wäre der Stasi zu bunt geworden. Richtig, in der DDR wurde das Graffiti-Problem auf brachiale Weise gelöst, indem es keine Farbspraydosen zu kaufen gab.
Alles Weitere ist die blanke Farce. Während jede Street Art immer stärker kriminalisiert wird, sollen ein paar Vorzeige-Kids die Toleranzfähigkeit des Staates illustrieren. Mussten die vorher ein polizeiliches Führungszeugnis vorlegen, oder ist das in Zeiten der flächendeckenden Videoüberwachung und Vorratsdatenspeicherung gar nicht mehr nötig? Ich hoffe nur, dass diese Typen sich den respect ihrer Crews dauerhaft verspielt haben.
Nun weiß ich aber zumindest, was der dem designierten Leipziger Kulturbürgermeister zugeschriebene Spruch, die Freie Szene sei ein Kompensationsraum für Problemgruppen, eventuell bedeuten könnte. Blöd nur, dass die veranstaltende Birthler-Behörde (noch) nicht zur Freien Szene gehört.