Nach einem Jahr war Sax Royal, die Dresdner Lesebühne, wieder einmal Gast beim Literatursalon von Voland & Quist in Horns Erben. Die ehemalige Schnapsfabrik in Leipzigs hipper Südvorstadt war reichlich abgefüllt mit Leuten, da ging kaum noch was rein.
Wie bei einer richtigen Lesebühne zu erwarten, konnte natürlich ganz gut gelacht werden. Julius Fischer machte sich über depperte Deutsch-Rapper lustig, Max Rademann gab eine seiner verqueren Erzgebirgs-Sagen zum Besten, Micha Bittner berichtete mit rhetorischem Humor über ein an sich nicht so lustiges Silvester in Weimar. Doch Stefan Seyfarth hatte nach den schon gar nicht so komischen Poemen noch einen bitterernsten Monolog eines Strafgefangenen zu bieten. Das gehört zum Glück auch zum Lesebühnen-Repertoire. Da ich die anderen vier schon ziemlich oft gesehen und gehört habe, war für mich persönlich das Highlight aber die zweite Begegnung mit Roman Israel. Seine minimalistisch verdichteten, oder im Ausnahmefall auch barock ausschweifenden, Verse sind auf so trockene Weise absurd, dass man aus dem grinsenden Staunen gar nicht rauskommt.
Eine Frage bleibt aber. Warum haben sich die Jungs, die eigentlich gar nicht so retrospektiv wirken, ausgerechnet zu Fans der in Jahrhunderten Inzucht degradierten Wettiner deklariert?