Mit dem Begriff Fotografie ist das aber so eine Sache. Zumindest in den Kernausstellungen wird er sehr weit gefasst, es finden sich auch Assemblagen, Installationen, Texte, und Videos sowieso. Nicht zu übersehen sind auch Tendenzen, nicht selbst zu fotografieren, sondern vorgefundenes Material zu nutzen, sei es für Collagen und Verfremdungen, sei es für ordnende Archivierungen. Da gehört Erik Kessels raumfüllende Zusammenstellung von Fuß-Selfies, die er im Netz gesammelt hat.
Ein besonderer Teil ist wieder f/stop Print. Diesmal geht es nicht um Bücher, sondern um Journale. Mario Lombardo hat eine Fotografin, drei Fotografen ausgesucht, die für Zeitschriften arbeiten. Dass die Arbeiten auch an Galeriewänden funktionieren, wird deutlich. Nur das Computergefrickel von Daniel Sannwald ist mir etwas zu infantil.
Ein wirkliches Rätsel ist mir allerdings die sich „Insert HGB“ nennende Ausstellung. An dieser Schule wurde bekanntlich 1893 das erste Institut für fotografische Ausbildung auf Hochschulniveau gegründet. Doch nun präsentiert man den Amerikaner Roe Ethridge, der mit der HGB absolut nichts zu tun hat. Das Jahr des 250jährigen Jubiläums wird weiterhin konsequent genutzt, sich von allen Traditionen zu lösen, um so gesichtslos wie nur möglich zu werden.
Macht nichts, f/stop bietet diesmal jedenfalls mehr Stoff fürs Auge als vor zwei Jahren. Die Konsolidierung seit dem Crash und Weggang von Festivalgründerin Kristin Dittrich scheint voranzuschreiten. Gut für die Stadt Leipzig, die solch ein Fotofest gebrauchen kann.