„Nach Hongkong-Art“ ist ein Artikel der aktuellen Zeit von Adina Rieckmann überschrieben. Darin berichtet sie über den Trend auch ostdeutscher Galerien – konkret benennt sie Gebr. Lehmann Dresden und Eigen+Art Leipzig – am Hongkonger Ableger der Art Basel teilzunehmen. Die betuchten Kunstkäufer stammen längst nicht mehr nur aus den USA und aus Europa, wird „Judy“ Lybke zitiert.
Beim Lesen musste ich an einen Anruf denken, den ich vor etwa zwei Wochen wegen meines Artikels zur aktuellen Ausstellung in Halle 14 erhielt. Eine Verantwortungsträgerin der Einrichtung äußerte sich freundlich, doch sehr besorgt, was denn die kommerziellen Galerien des Spinnereigeländes denken, wenn ich da schreibe, mit dem Thema Habgier seien auch deren Kunden gemeint. Ich gehe mal davon aus, dass die Galeristen die Ausstellungen in Halle 14 wahrnehmen und sich dann auch selbst einen Reim darauf machen, unabhängig davon, was die Presse schreibt.
Ja, es ist einfach so, dass sie mit dem Verkauf von Kunst Geld machen wollen. Und wenn sie viel Geld machen können, tun sie es. Es sind Kapitalisten, so wie ich es als freiberuflicher Schreiber in den Augen des Finanzamtes auch bin. Wenn dann das Attribut „böse“ vor Kapitalisten hinzukommt, wie es hier auf dieser Seite seitens einer Galeristin vorgekommen ist, hängt das allein vom persönlichen Standpunkt ab. Wer das System des Geldverdienens in Frage stellt, muss es zwangsläufig im Ganzen tun. Einzelne zu verurteilen, mal abgesehen von den Hasardeuren der Börse, bringt da nicht viel.
Manche Künstler von gesellschaftskritisch angelegten Ausstellungen in Halle 14 tun dies auch, sie setzen sich mit dem Kapitalismus generell auseinander. Aber im sicheren Wissen, dass kein Ausstellungsbesucher dann herausrennt, um bei Eigen+Art ein Molotow-Cocktail reinzuschleudern.
Vielleicht ist da eine gewisse Gelassenheit angebracht, beiderseits. Die Galeristen sollten mit dem Vorwurf der Gewinnmaximierung leben können. Und eine von der öffentlichen Hand finanzierte Einrichtung in der Nachbarschaft hat nicht nur das Recht, sondern auch die Verpflichtung, dies darzustellen. Die Mischung auf dem Spinnereigelände gehört zu den Pluspunkten. Wenn beim kleinen Winterrrundgang in den großen Hallen nicht viel los ist, fehlt was. Andererseits würden sich nicht viele Besucher hinbegeben, wären da nicht zwei Hand voll unterschiedlich aufgestellte Privatgalerien vorhanden.