Hurra, es gibt f/stop, das Leipziger Fotofestival wieder. Nach der vierten und bislang letzten Ausgabe vor zwei Jahren war es zum großen Krach zwischen dem Trägerverein Zentrum für zeitgenössische Fotografie und der Begründerin und Leiterin des Festivals Kristin Dittrich gekommen, hauptsächlich wegen des autokratischen Führungsstils der Chefin.
Nun haben Christin Krause und Thilo Scheffler das Wagnis auf sich genommen, alles auf Null zu setzen. Beide haben gute Referenzen, Scheffler studierte an der HGB Fotografie, Krause Kuratieren in Paris. Außer der internen Kommunikation wollen sie vieles anders machen. Dazu gehört die Einladung von Gastkuratoren für einzelne Teile des Ganzen. Vor allem aber der Zuschnitt unterscheidet sich von den vorherigen Festivals. Statt einer Überblicksschau heutiger Fotokunst wird der Fokus enger gezogen. Unter der Überschrift „The history of now“ steht Dokumentarisches im Mittelpunkt, ohne die Ebene der Kunst zu verlassen. Das bedeutet in erster Linie ein konzeptuelles Herangehen einschließlich Appropriation Art und Bildverweigerung. Der Begriff Fotografie wird also einerseits sehr weit gefasst, mitunter ist gar kein lichtbildnerischer Apparat im Spiel, andererseits wird auch verknappt. Vor „schönen“ Bildern scheint eine Abneigung, vielleicht sogar Angst zu herrschen.
So werden wohl viele Besucher einige Probleme mit diesem Fotoverständnis haben. Bei aller Professionalität der jetzigen Schau war es eigentlich auch mir lieber, so wie bisher außergewöhnliche Bildfindungen entdecken zu können statt solcher Verkopfung. Ein Gegenargument kann natürlich sein, dass man solche Bilder zur Genüge in Zeitschriften und auch im Netz findet. Stimmt schon, doch eine großzügige Präsentation an den Wänden einer Halle macht doch andere Eindrücke. Sonst könnte man ja das Ausstellen ganz sein lassen.
So hinterlässt dieses fünfte f/stop einen gemischten Eindruck bei mir. Ich habe Respekt vor den Machern und halte dieses Konzept durchaus für legitim. Aber ob es für eine nur mittelgroße Stadt wie Leipzig geeignet ist, wird sich erst beim nächsten Durchgang zeigen. Vielleicht kommen genügend Besucher, um es als Erfolg werten zu können. Aber kommen sie auch noch beim nächsten Mal in zwei Jahren? Möglicherweise, wenn gelingt, was diesmal noch Illusion war, nämlich Bildermuseum, GfZK und andere Institutionen einzubeziehen. Wir werden sehen.
Lieber Herr Kassner,
vielen Dank für Ihre kritische Auseinandersetzung mit dem diesjährigen Festival. Könnten Sie bitte etwas zu meiner Person korrigieren? Ich habe nicht an der HGB Fotografie studiert, nur während meines Studiums an der Uni mich viel mit Fotografie beschäftigt, vor allem mit Leuten von der HGB. Da habe ich mich wohl missverständlich ausgedrückt.
Vielen Dank und herzliche Grüße,
Thilo Scheffler