School is out?

Die gute Nachricht zuerst: Ein Namenswechsel der Hochschule für Grafik und Buchkunst wird es in absehbarer Zeit nicht geben. Und auch die angewandten Bereiche wie Typografie, Buchgestaltung oder Illustration kommen im Programm der Feierlichkeiten zum 250. Geburtstag der Schule, verteilt über ein ganzes Jahr, viel intensiver vor, als es Ausstellungen der letzten Zeit vermuten ließen, wo es nach einem gezielten Exit für diese Sparten aussah.

Anders liest sich das Festprogramm aber in Bezug auf die Malerei, die in den letzen 50 Jahren nicht nur das Profil der Hochschule bestimmte, sondern überhaupt Leipzig in dieser Zeit erstmals zu einem wichtigen Standort der Bildenden Kunst machte, noch dazu einem mit eigener Prägung.

Ja, sie kommt vor in den Planungen. In einer Schau in der Kunsthalle der Sparkasse werden Arbeiten von Professoren aller vier Fachbereiche, also auch den Malern, mit solchen ihrer Studenten gegenübergestellt. Das kann interessant sein. Und die großen Namen der Malerei von den Fünfzigern bis 2000 wird das Bildermuseum präsentieren, da wo sie hingehören. Schön und gut. Liest man sich aber das vorläufig noch recht knapp die Einzelpunkte erläuternde Programm durch, muss der Schluss zulässig sein: Die Leipziger Schule der Malerei hat viel geleistet. Vielen Dank, und noch viel Erfolg beim weiteren Lebensweg außerhab der HGB.

In Vorbereitung der heutigen Pressekonferenz zum 250. Jubiläum der Leipziger Akademie habe ich mir nochmal Artikel und Katalogtexte voriger Jahre zum Thema durchgelesen. Da wird beispielsweise im Spiegel vom 14. August 2009 Arno Rink in Bezug auf die Querelen zur Neubesetzung der Rauch-Professur zitiert: „Es lohnt sich nicht mehr“, an diese Schule zu kommen, sagte Rink, dessen Malereiklasse Rauch übernommen hatte. „Wir hatten in der Malerei eine gute Zeit.“ Die sei nun zu Ende.

Das war vor fast fünf Jahren. Seitdem haben einige gute Maler die Schule verlassen, nicht alle bei Rauch, der immer noch Meisterschüler betreut, manche auch beim umstrittenen Nachfolger Ottersbach, so etwa Malte Masemann. Die Malerei wird der Schule erhalten bleiben, vielleicht aber nicht in dieser erzählerischen, auf handwerklichem Können beruhenden Ausprägung. Das hat Meinhard Michael schon vor zwei Jahren vermutet.

Als Alleinstellungsmerkmale der 23 deutschen Kunsthochschulen werden für die HGB in der Eigendarstellung das für alle Richtungen verbindliche zweijährige Grundstudium sowie die technisch und personell solide ausgestatteten Werkstätten, u. a. für verschiedene Drucktechniken, hervorgehoben. Kommen diese Pluspunke auch in der überregionalen Wahrnehmung zum Tragen? Wirklich gute Druckgrafiker sind unter den Absolventen der letzten Jahre doch wohl eher die Ausnahme.

Stattdessen ist im Programm des Jubiläumsjahres viel von Konzeptkunst, Installation, gar Skulptur zu lesen. Insgesamt sieht das nach Ankunft in der Normalität aus. Das birgt die Gefahr, verwechselbar zu werden mit den 22 anderen, vor allem den westlichen Hochschulen. Ohne aber deren Ressourcen und Image zu haben.

 

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