Dass eine mit Tanz in Österreich überschriebene Veranstaltung nicht unbedingt Wiener Walzer bietet, wenn sie im Rahmen des Leipziger Festivals euro-szene im LOFFT Lindenau zu nächtlicher Stunde stattfindet, ist naheliegend. Doch selbst bei einem breiten Verständnis von gegenwärtigem Tanztheater war die Vorführung noch ungewöhnlich. Die zwei kurzen Ein-Personen-Stücke wurden als Lecture-Performances bezeichnet. Vielleicht darf man das als Lehrstücke übersetzen. Zu lernen war einiges. Zum Beispiel, dass Tanz auch ganz ohne Musik auskommen kann, nicht mal irgend ein rhythmisches Klappern. Und dass die Tänzer sprechen können und dürfen. Folgerichtig hieß die Aufführung von Philipp Gehmacher walk + talk no. 5. Spröde, fast minimalistisch sinnierte er über das Austasten seiner „Kinesphäre“, die Bewegungen waren für einen Tänzer ebenfalls ausgesprochen zurückhaltend. Viel temperamentvoller und auch witzig trat dann Milli Bitterli mit „I did once a piece“ auf. Als müsste sie Rollenklischees bestätigen, war ihre Performance auch von einer ungleich größeren Wortfülle begleitet als bei dem männlichen Kollegen.
- Ein privates Blog von Jens Kassner zu Kunst, Literatur, Politik, Alltag und anderen Themen
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