Suchbild mit Denkmal

goerdeler

Wo verbirgt sich auf diesem Foto ein politisches Denkmal? Nein, der Steinhaufen im Hintergrund ist noch nicht zum Memorial für Lehmann-Grube oder Tiefensee umgewidmet worden.

Beim abendlichen Durchblättern alter Jahrgänge der Kunstzeitschrift art bin ich vor kurzem auf einen Artikel von 1999 gestoßen, in dem auf eben jenes Denkmal für einen Vorgänger der beiden Genannten gestoßen, Carl Friedrich Goerdeler. Nun kann man schon darüber diskutieren, ob dieser Politiker, nach heutigen Maßstäben ein Nationalist und Rechtsaußen, eigentlich solch eine Würdigung verdient. Doch das Objekt selbst ist typisch für den lokalen Denkmalwahn, der nun wieder mit dem desaströsen Vorhaben auf dem Leuschnerplatz einen neuen Höhe- oder Tiefpunkt erfährt.

Viermal täglich erklingt aus der Tiefe der Ton einer Bronzeglocke, nachts strahlen starke Scheinwerfer nach oben. Auf den Glockenklang wollte ich nicht warten, doch dass auf dem Foto kaum das Licht der starken Scheinwerfer zu erkennen ist, liegt weder an einer Winterpause, noch an einem generellen Ausfall der Technik. Das Licht brennt, ist aber weit entfernt von ohnehin unpassenden Assoziationen an Flak-Scheinwerfer. Man muss schon unmittelbar herangehen, um es zu bemerken. In der Viertelstunde, die ich dort war, blieb nur ein Passant stehen, aber wohl auch nur, weil ich da mit dem Fotoapparat rumstand. Und da es gegenwärtig immer noch ziemlich zeitig dunkelt, kamen etliche Leute vorbei.

Das Goerdeler-Denkmal ist immerhin von der weltbekannten Jenny Holzer zusammen mit ihrem Mann Michael Glier entworfen worden. So große Namen sind unter den Erstplatzierten für den Wettbewerb am Wilhelm-Leuschner-Platz nicht einmal dabei. Würde der ursprünglich erstplatzierte Entwurf juristisch durchgedrückt, hätten wir da eine kahle Fläche, im Winter von Schnee oder Matsch, ansonsten von Dreck bedeckt. Und der neue erstplatzierte Vorschlag erschließt sich nur aus der Draufsicht. Auch kaum besser.

Das Stadtforum Leipzig forderte vor kurzem einen Neubeginn des Wettbewerbes. Ich habe die Petition nicht unterschrieben. Das ganze Anliegen, die Daueraufgabe Freiheit denkmalmäßig zu konservieren, muss immer scheitern. Gleichermaßen albern sind aber auch die in Leserbriefspalten immer wieder auftauchenden Alternativvorschläge, wie etwa der, die „Milchtöpfe“ auf dem Augustusplatz in riesige Kerzen zu verwandeln. Reichen nicht für die nächsten fünfzig Jahre der Staubwedel an der Nikolaikirche sowie das Goldei am Augustusplatz, wo ohne Erklärung auch keiner weiß, was es bedeutet, und wann die Glocke schlägt?

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