Es ist schon drei Jahre her, als ich zum letzten und bisher einzigen Mal beim Finale des MDR-Literaturwettbewerbes im Haus des Buches an der Prager Straße war. Gestern Abend nun als Wiederholungstäter. Meine damalige Einschätzung habe ich mir erst heute, also hinterher, nochmals angesehen. Leider hat sich nicht viel geändert. Zwar war die Band um Christin Claas nicht nur jünger als damals die von Uschi Brüning, sondern auch dynamischer. Aber Jazz ist eben Pflicht. So vielfältig die Geschichten des Wettbewerbes sein mögen, zu Literatur scheint für die Macher von MDR Figaro wohl ausschließlich Jazz zu passen. Möglicherweise habe ich aber die Jahre, wo eine Punk-Band oder ein Goa-DJ eingeladen waren, nur verpasst.
Aber auch sonst: The same Procedure as … Sieben Kurz(!)geschichten werden zu einer Veranstaltungslänge von dreieinhalb Stunden ausgewalzt. Und die Moderation von Heise und Hametner war nun auch nicht so der Brüller wie einst die von Paul Fröhlich, RIP, beim Seifenkisten- oder Badewannenrennen. Da konnte man allein deswegen hingehen.
So ist es natürlich, dass sich der anfangs noch einigermaßen gefüllte Saal zunehmend leerte und sich sogar die offiziell Beteiligten mehrfach Auszeiten für Zigaretten, Getränke oder nur Frischluft nahmen. Die Finalisten hielten alles brav aus, waren sie doch aus über 2000 Einsendungen für diesen durchaus renommierten und karrierrefördernden Preis ausgewählt worden. Die Jury ist da nicht zu beneiden, muss sich ihr Honorar wirklich hart erarbeiten. Wieder einmal zeigte sich aber auch, dass literarische Qualität und Vermögen zur Performance nicht zwangsläufig übereinstimmen. So war abzusehen, das Peter Wawerzinek für seine nicht nur humorvoll geschriebenen, sondern so auch vorgetragenen Auszug aus einem neuen Romen, auch wegen fehlender innerer Geschlossenheit eigentlich keine Kurzgeschichte, zum Publikumsliebling gewählt wurde. Die Jury war anderer Meinung. Dass Ferdinand Schmalz und Verena Güntner auf Platz zwei und drei kamen, passt zu meinem subjektiven Eindruck. Ich hatte mein Kreuzchen sogar bei Güntner gemacht für ihre so ganz und gar nicht rührselige Story einer behinderten Jugendlichen. Und auch die alpenländisch gefärbte Mehrfachkatastrophe von Schmalz fand ich nicht allein gut geschrieben. Nicht so ganz einverstanden bin ich aber, dass Anja Kammann zur Siegerin erklärt wurde. Ich konnte ihrem Vortrag über einen tschechischen Bohrinselgutachter nur mit Mühe folgen.
Positiv fand ich aber, dass sich diesmal die Auswahl weder stilistisch noch inhaltlich irgendwie zusammenfassen ließ. Bei früheren Durchgängen des Wettbewerbes gab es meist thematische Häufungen, mal waren es die Probleme von Migranten, mal die älterer Menschen etc. Solch ein Generalthema fehlt in diesem Jahr zum Glück.
Sicherlich werde ich mir auch 2014 die Beiträge des Finales durchlesen. Aber ob ich mich nochmals in das kaum zehn Minuten Fußweg entfernte Haus des Buches dafür begebe, ist eher fraglich. Vielleicht höre ich mir die Übertragung im Radio an. Da ist der Weg zu Küche und Klo kürzer.