Schlagzeilen diverser Magazine und Zeitungen, die einen Rückblick auf das Jahrzehnt offerieren, haben mich irritiert. Ich dachte, das Jahrzehnt sei erst in einem Jahr zu Ende. Bei den Milleniumsfeiern 1999/2000 wurde ja ausführlich über den Denkfehler mit der Null am Ende referiert und diskutiert. Nun sind sich aber alle Medien seltsam einig, dass erst mal Schluss sei. Wohl deshalb, weil die Bezeichnung Nuller-Jahre nicht gerade schön klingt.
Somit bin ich im freiwilligen Zugzwang. Ich hatte mir nämlich vorgenommen, die zehn Bücher aufzulisten, die mich in diesem Jahrzehnt am meisten beeindruckt haben. Beim Versuch, diese Auflistung nun unerwartet ein Jahr vorziehen zu müssen, kam ich heftig ins Schwimmen. Mir fallen leider keine zehn Werke ein, denen ich guten Gewissens mehrere Sternchen verpassen möchte. Liegt das an der Qualität der Literatur, an meinem zu geringen Lesepensum oder am nachlassenden Erinnerungsvermögen?
Sicher ist zumindest, dass Wie der Soldat das Grammofon repariert von Sasa Stanisic auf den ersten Platz käme. Danach würde ich Andrej Kurkows Picknick auf dem Eis platzieren. Aber dann wird es schon schwierig. Als wir träumten von Clemes Meyer ist in der Auswahl. Paul Fattarusos Isabellas Liebe zum Flügelhorn hat mich in der Machart sehr beeindruckt, Rocko Schamonis Risiko des Ruhms mehr in der Unverschämtheit des Zusammenbastelns.
Natürlich haben mir noch etliche weitere Bücher gut gefallen, etwa Die Titanic und Herr Berg von Kirsten Fuchs, aber nicht so, dass ich sie als herausragend titulieren würde. Vielleicht schaffe ich 2010 noch genügend Lesestoff, um zum echten Jahrzehntwechsel eine komplette Top Ten aufstellen zu können.