Gruppenbild mit Lücken

Der Erwerb von Frédéric Valins Buch Randgruppenmitglied ist ein Resultat der Buchmesse, genauer der Lesung der unabhängigen Verlage im Lindenfels Westflügel. So wie üblich beim Berliner Verbrecher Verlag ist der Umschlag ganz minimalistisch gestaltet, schlichte Typo auf roter Fläche.

Unaufgeregt ist auch der Ton des Erzählers. Die narrativen Muster sind traditionell, ebenso die Sprache. Etwas aus der Norm fallen nur die Protagonisten, wie der Titel schon annehmen lässt. Das, was sie zum „Rand“ macht, ist bei den sechs Texten des schmalen Buches ganz verschieden geartet. Ob die Altersgebrechlichkeit heute wirklich ein Außenseiterphänomen ist, kann dabei bezweifelt werden. Doch auch die anderen stigmatisierenden Merkmale wie Ausländer zu sein, Punk in der Provinz oder WG-Bewohner sind nicht sonderlich exotisch. Am ungewöhnlichsten muss da noch die Asexualität des Helden in der titelgebenden Geschichte erscheinen, doch auch die ist nur partiell. Genau mit diesen Übergängen zwischen einer Norm, die es gar nicht geben kann, und den leichten Abweichungen davon spielt Valin auf zumeist ganz gekonnte Weise. Nur eine Sache verdirbt den guten Gesamteindruck gewaltig: dass der einst so knallharte Punker Jochen zum Unternehmensberater bei Ernest & Young geworden ist. Er hätte obdachlos werden können oder Astronaut, Sozialarbeiter oder Verkehrspolizist. Aber in jeder Vorabendserie, wo mal ein Punk vorkommt, wird der später Broker bei der Deutschen Bank oder Unternehmensberater bei Ernest & Young. Bitte mehr Fantasie bei der Berufsberatung von Aussteigern!

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Eine Antwort auf Gruppenbild mit Lücken

  1. GH sagt:

    F. Valin schreibt gelegentlich beim spreeblick.com

    GvH

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