Während ich in den letzten Monaten jede Menge Sachliteratur konsumiert habe, ist die Belletristik ziemlich kurz gekommen. So habe ich spontan zugegriffen, als ich in der Bibliothek ein mir noch unbekanntes Büchlein von Kurt Vonnegut sah. Ich dachte eigentlich, er sei schon lange tot. Nach Wikipedia-Recherche musste ich feststellen, dass er es unterdessen tatsächlich ist. Er starb 2007 nach einem häuslichen Sturz.
Mann ohne Land nennt sich das Buch, 2006 in deutscher Fassung erschienen. Wenn auf dem Titel der Übersetzer fast so groß geschrieben ist wie der Autor, ist dieser wohl auch schon zur Marke geworden. Hier ist das zweifelsfrei so: Harry Rowohlt.
Wie man die Texte literaturwissenschaftlich klassifizieren soll, weiß ich nicht so richtig. Stories sind es kaum, eher fragmentarische Notizen und Reflexionen. Hauptthema, wie es der Titel schon andeutet, ist des Autors Wut auf George W. Bush. Vonnegut, der Amerikaner deutscher Abstammung, schämt sich dafür, dass der Cowboy das Ansehen der USA in aller Welt gründlich in den Mist getreten hat. Denn: Der Höchstverrat in den USA ist, wenn man sagt, die Amerikaner würden nicht geliebt, egal, wo sie sind, egal, was sie dort tun. Doch es wäre eben nicht Kurt Vonnegut, wenn das auf trocken polemische Weise passieren würde. Er macht es mit seinem beiläufig erscheinenden Humor und einer vorgetäuschten Naivität. Das liest sich etwa so: Und wo wir gerade von Präsidenten sprechen, die sich in den Krieg stürzen, wißt ihr, warum George W. Bush so stinksauer auf die Araber ist? Sie haben uns Algebra gebracht. Ebenso die Zahlen, die wir verwenden, inklusive ein Symbol für das Nichts, was die Europäer nie zuvor gehabt hatten. Glaubt ihr, Araber wären dumm? Versucht mal, mit römischen Ziffern schriftlich zu dividieren.
Vonnegut blickt aber auch zurück, trotz des Alters von 84 Jahren ohne Nostalgie, aber kauzig. So lässt ihn beispielsweise die Zerstörung von Dresden nicht los, die er als Kriegsgefangener mit- und überlebt hat. Köstlich hingegen ist seine kurventechnische Analyse verschiedener Literaturstücke inklusive Hamlet. Das sollte Pflichtlektüre am DLL und anderen Autorenfabriken werden.
ja, ist zweifelsfrei n’feines buch! und ein klasse autor, wie spruch zu beginn beweist:
„Es gibt keinen Grund, weshalb das Gute nicht das Böse besiegen sollte, sobald die Engel sich endlich gemäß Mafia-Richtlinien organisieren.“
(wäre eventl. – mit vorsicht- auch ein tip für kopenhagen gewesen???)