Gelesen habe ich die Geschichten, die es in die Endrunde des MDR-Literaturwettbewerbes geschafft haben, in den letzten Jahren fast immer, aber gestern habe ich es nun auch mal geschafft zur Abschlusslesung hinzugehen. Ein Veranstalter wie der MDR kann aus solch einem Anlass natürlich eine große Show von dreieinhalb Stunden machen. So sang also Uschi Brüning vor und nach jedem Redebeitrag ein Lied. Ich frage mich nur, warum zu frischer Literatur solch eine Nachtbar-Musik ausgewählt wird, die auf mich wirkt wie Mineralwasser, dem die Kohlensäure schon vor einiger Zeit entflogen ist. Auch Juli Zeh als Partnerin für die eingestreuten Interviews war wohl nicht ganz die richtige Wahl, denn sie betonte mehrfach, dass sie keine Autorin von Kurzgeschichten ist.
Bei den Lesungen der sieben Finalisten zeigte sich wiedermal, dass ein guter Schreiber nicht immer auch ein guter Performer ist. So kam die Story von Andreas Stichmann, den ich als Autor eigentlich schätze, zu trocken rüber. Bei Leif Randt passte aber alles – Inhalt und Vortrag. So stimmte auch mein Zuschauer-Tipp mit dem Juryentscheid überein, ihm den ersten Platz zu geben. Die Mehrheit der anderen Gäste wählte allerdings Diana Feuerbach, vielleicht aus Lokalpatriotismus, da es die einzige Teilnehmerin aus Sachsen war.
Generell dominierten wieder einmal Texte, die etwas mit Fremden zu tun haben – Ausländer in Deutschland oder Deutsche im Ausland. Auch wenn ich häufig über die Weltferne neuerer Literatur meckere, so eine Häufung ist mir dann doch zu plakativ.