Bevor ich zur angedrohten umfangreichen (wenn auch vielleicht nicht ganz so schweren) Literaturanalyse schreite, zunächst eine ganz anders geartete Marginalie.
Auf dem Fensterbrett unseres Schlafzimmers kämpft gerade eine Lorbeerpflanze ums Überleben. Normalerweise steht sie auf dem Balkon, jetzt eben im Winterquartier. Da das Zimmer aber nach meinem allnächtlichen Geschnarche morgens erst mal gelüftet werden muss, hat die Pflanze wohl die kürzlich erlebte Kälteperiode nicht so ganz heil überstanden. Jedenfalls habe ich mir nun, besorgt um die Zukunft des für einen Autoren nicht ganz metaphernfreien Gewächses erstmals das kleine Plastikschildchen angesehen, welches daneben in der Erde steckt. Zunächst wurde mir schlagartig klar, woher das Wort Laureat kommt, also die Bezeichnung für jemanden, dem der Lorbeer auf den Kopf oder sonstwohin gesteckt wird.
Als nächstes aber muss ich die landläufige Vorstellung, fast jeder Holländer könne besser Deutsch als der durchschnittliche Bayer oder Schwabe, etwas entzaubern. Zumindest für die Mitarbeiter der Pflanzenindustrie scheint das nicht zuzutreffen:
Eigentlich finde ich es gar nicht so schlecht, dass auch Pflanzen dekorative Interessen haben können und dann sogar noch dankbar sind, gekocht zu werden. Aber dass sie der Grund des Suppengrüne sind, erscheint schon fragwürdiger. Und dann sogar für Schlechtes Ragout schuldig gesprochen zu werden! Möglicherweise soll es in Wirklichkeit „Schlächterragout“ heißen, welches in manchen Asia-Bistros auch als Bauerngeschnetzeltes á la Pol Pot bezeichnet wird? Braucht man dafür wirklich Lorbeer?
Ich hoffe nun, dass ich nach meinem Förderpreis beim Zentralen Poetenseminar Schwerin 1986 nie wieder literarischer Laureat werde. Es gibt doch Grenzen des guten Geschmacks.