Seit vielen Jahren stand für mich fest: Wenn ich endlich mal wieder einen Plattenspieler habe, wird die erste Vinylscheibe, die ich wieder auflege, Sandow mit „Stationen einer Sucht“ sein. Seit voriger Woche steht nun das kleine, bei Pearl erstandene Käschen auf dem Schreibtisch. Der Sound der eingebauten Lautsprecher ist zwar nur für eingefleischte Low-Fi-Enthusiasten brauchbar, aber vor allem will ich ja die Platten in MP3-Dateien umwandeln, was mit dem Gerätchen ganz locker geht.
Gestern war es nun soweit: „Stationen einer Sucht“ rotierte auf dem Teller, 1989 bei Amiga produziert und für 16,10 Mark der DDR vertrieben. Solche geplanten Deja vu-Erlebnisse sind ja nicht unproblematisch. An meine frühesten Tonbandkassetten mit Radio-Mitschnitten will ich besser gar nicht denken. Doch auch die Erinnerung, dass ich noch vor 15 Jahren die Scorpions ganz gut fand, verursacht mir heute ein kaltes Grausen. Hätten die nicht in Griechenland noch eine treue Fan-Gemeinde, müssten die harten Burschen aus Hannover wohl schon lange von Hartz IV leben.
Was passiert also, wenn ich Sandow nach ewiger Pause wieder höre? Positive Gänsehaut. Gar nicht mal bei der inoffiziellen Hymne „Born in the GDR“, mehr bei „Factory“, „Schweigen und Parolen“ oder „Kinder des Verbrechens“. Heute würde man die Richtung wohl als Indie bezeichnen. Damals sprach man fälschlich von Punk oder eben den „Anderen Bands“ (den gleichnamigen Sampler von Amiga werde ich demnächst digitalisieren). Fast so genial wie die Pixies.
Als nächste Scheiben hab ich dann „Trickbeat“ von AG Geige (*****) und „Beschattung mit Duo Sonnenschirm“ (****) überspielt.
Und weil ich zwecks Verlinkung nach einer Sandow-Seite im Netz gesucht habe, konnte ich feststellen, dass es die Kapelle noch (oder wieder) gibt, sie aber voerst am 27. Dezember in Cottbus ihren letzten Auftritt hat. Sollte das ein Grund für mich sein, zum ersten Mal im Leben nach Cottbus zu fahren?