Die Begeisterung war nicht überbordend, als wir Karten für das Lou-Reed-Konzert in Dresden geschenkt bekommen hatten. Eine Aufzeichnung von einen Festival im Fernsehn machte den Eindruck, dass er überhaupt nicht mehr singen kann. Aber wie das so ist mit den fremdfinanzierten Pferen, man soll nicht auf den Mundgeruch achten.
Dass gestern Abend ein ganz anderer Eindruck entstand, lag nicht allein am warmen Sommerwetter. Seinem Ruf als schlechtestgelaunter Musiker der Welt machte Reed nur ansatzweise die Ehre. Und er sang! Sogar die Songs von der schwierigen Lulu-Platte machten Druck. Vor allem aber die alten Titel von „I´m waiting for my man“ bis „Sweet Jane“ waren Spitze. Dass er dafür heute acht Mitspieler braucht macht nichts, es sind hervorragende Musiker. Und mit nur zwei sich abwechsenden Akkorden bei „Heroin“ über etwa 15 Minuten Spannung aufzubauen, ist schon eine Leistung.