Öde an die Feinde

Zuerst die gute Nachricht: Kunst kann immer noch heftige Emotionen freisetzen. Zumindest, wenn sie im öffentlichen Raum platziert wird. Markus Lüpertz´ Beethoven-Skulptur, die vor wenigen Wochen vor dem Leipziger Bildermuseum platziert wurde (finanziert aus privaten Quellen) wird zum Aufreger. Die LVZ hat schon mehrere Leserbriefe, durchweg ablehnend, dazu abgedruckt. Gestern nun wurde ein Offener Brief publik, unterschrieben von einigen mehr oder weniger bekannten ortsansässigen Künstlern und Schriftstellern, von denen ich manche bezüglich ihrer eigenen Arbeit durchaus schätze.

Die Beethoven-Platik von Markus Lüpertz vor dem MdbK Leipzig.

Die Beethoven-Platik von Markus Lüpertz vor dem MdbK Leipzig.

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Wohin mit den toten Tieren?

Die Frage, wie es mit dem Leipziger Naturkundemuseum weitergeht, ist in den letzten Jahren zum Running Gag verkommen. Nun zeichnet sich eine Lösung ab, die tragfähig sein könnte. Und fast schon selbstverständlich gibt es heftige Gegenargumentationen. Nicht in den Medien allgemein, sondern in einem Medium – der L-Iz.

Schon am 6. Januar fragte Chefredakteur Ralf Julke „Was soll denn ein Leipziger Naturkundemuseum an einem Standort, wo es keiner findet“ unter Berufung auf einen Leipziger Geologen, der offenbar noch nie in der Spinnerei war. Nun, wenige Tage vor der Entscheidung zuständiger kommunaler Ausschüsse, wird nachgelegt. Gleich zwei Artikel sind in der L-Iz, die ansonsten viele Großereignisse gerade im Kulturbereich mit keiner Zeile würdigt, heute zum Thema erschienen.

Es geht darum, dass das Museum nach den neuen Planungen ein Domizil in Halle 7 des Spinnereigeländes finden soll, bis vor wenigen Jahren nur als Domizil von Jim Whitings Party- und Kinetische Kunst-Location Bimbo Town bekannt.

Für die L-Iz steht unumstößlich fest, dass ein Naturkundemuseum unbedingt in die Innenstadt gehöre. Die Spinnerei hingegen gilt als Stadtrand. Das Berliner Museum gleicher Ausrichtung ist vom Alex oder Kudamm wahrscheinlich ähnlich weit entfernt, weitere Beispiele lassen sich weltweit finden. Und auch in Leipzig gibt es gut frequentierte Museen, die nicht ganz zentral liegen, das Deutsche Fotomuseum hat man sogar ohne Protest der L-Iz nach Markkleeberg abwandern lassen.

Die Spinnerei findet also keiner? Am vergangenen Wochenende waren es immerhin rund 10.000, die sich hingefunden haben, bei den großen Rundgängen im Mai und September sind es manchmal bis zu 25.000. Auch Kinder, häufig in Klassenstärke, sind dort zu sehen, gehört doch zu Halle 14 ein intensives Programm für den Nachwuchs.

Außer dem Naturkundemuseum soll mit dem Umzug von LOFFT und Leipziger Tanztheater ein zusätzliches kulturelles Konglomerat in der Spinnerei entstehen. Das Bimbo Town hat dann keinen Platz mehr, aber Whiting sucht sowieso nach einer höheren Halle, zum Glück in Leipzig. Wie sich die Theaterbesucher zumeist in den Abendstunden in die Spinnerei finden und danach zurück, ist für Julke kein Thema.

Es wäre tatsächlich gut, mit spitzem Bleistift nachzurechnen, ob eine Sanierung des Museums am jetzigen Standort oder die Umrüstung von Halle 7 mit Fördermitteln des Programms Leipziger Westen auf lange Sicht hin effizienter sind. Das macht aber Arbeit. In der Polemik geht es also vordergründig darum, dass die Spinnerei ja so abgelegen sei, dass da eben niemand hinkäme. Tatsächlich ist die Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr nicht optimal. Ein erster Schritt könnte sein, die Linie 14 wie fast alle anderen Straßenbahnlinien der LVB im 10-Minuten-Takt verkehren zu lassen. Trotzdem ist es von der Endhaltestelle wie auch der benachbarten S-Bahn-Station immer noch ein gewisser Fußweg bis zur Spinnerei. Aber nicht mehr als vom Hauptbahnhof bis zur Pfaffendorfer Straße. Da könnte man zwar eine Station mit der Straßenbahn fahren. Aber was soll dann die rhetorische Frage: „Sollte man den emsigen Stadtratsfraktionen eigentlich mal die neuesten Ticket-Preise der LVB zumailen? Welcher Tourist, welcher interessierte Leipziger wird sich auf diese Tour machen, wenn er dabei nicht nur eine Menge Zeit verfährt, sondern auch Geld?“ Naturkundemuseen sind nur selten Touristenmagnete, wenn sie nicht etwas ganz Besonderes bieten können. Selbst der Steinerne Wald in Chemnitz, tatsächlich eine außergewöhnliche Attraktion, sorgt nicht dafür, dass Chemnitz auf dem Plan großer Reiseveranstalter steht.

Eine Behelfslösung, wesentlich einfacher, als die Straßenbahngleise bis zur Spinnerei zu verlängern, wäre eine neue Buslinie vom Zentrum aus. Der Fahrplan könnte exakt mit den Öffnungszeiten nicht nur des Museums, sondern auch den anderen dortigen Einrichtungen abgestimmt werden. Und der Bus kann auch direkt vor Halle 7 eine Haltestelle bekommen.

Die Intensität, mit der die L-Iz gegen den Plan trommelt, das Naturkundemuseum in der Spinnerei anzusiedeln, lässt den Verdacht aufkommen, dass da irgendwelche Lobbyisten im Hintergrund stehen, nicht des Museums selbst, sondern vielleicht bestimmter Bauunternehmen, die da irgendwelche Felle wegschwimmen sehen.

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Bar jeder Alternative

In jeder großen Stadt und vielen kleinen gibt es unterdessen Etablissements zur Getränkeeinnahme, die sich den ach so originellen Namen Wunderbar, manchmal auch Sonderbar gegeben haben. Um dieser Uniformierung entgegenzuarbeiten, habe ich ein paar Alternativen ausgedacht:

  1. Furchtbar
  2. Barbar
  3. Millibar
  4. Ehebar
  5. Egonbar
  6. Makabar
  7. Zahlbar
  8. Codebar
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Man muss ja nicht immer reden

Genau. Darum gibt es jetzt eine neue Unterseite, die sich Visuelles nennt. Ganz ohne Worte kommt die allerdings auch nicht aus.

Sahne für alle

Sahne für alle

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Nicht vorsätzlich

Beim Nachschauen der Einträge vom Beginn des vorigen Jahres musste ich feststellen, dass ich mit den damals geäußerten Vorsätzen kläglich gescheitert bin. Zwei Artikel pro Woche. Haha. Gerade mal drei sind es im ganzen zweiten Halbjahr 2015 geworden, einer davon eine simple Fotostrecke. Also nehme ich mir für 2016 gar nichts vor. Jedenfalls formuliere ich es nicht öffentlich. Die Gründe für die Abstinenz sind bekannt. Neben der jounalistischen Arbeit brauche ich sehr viel Zeit, um meiner Frau beim Aufbau des Labels little kiwi zu helfen

Doch es gab schon Beschwerden. So schrieb mir kurz vor Weihnachten Hans Brinkmann, der mit Abstand beste professionelle Schriftsteller von Chemnitz, eine Mail. Wie häufig er denn noch in meine Seite gucken müsse, um da was Neues zu sehen? Dass es solche ans mit Leidensdruck gibt, wusste ich gar nicht.

Dass es andere Fans mit anders geartetem Leidensdruck gibt, musste ich heute erfahren, Als ich nach Monaten wieder einmal einen Artikel veröffentlichte, kam schon nach wenigen  Minuten der Kommentar von Bernd Krüger, dass ich das Schreiben doch besser sein lassen solle. Das spornt mich allerdings mehr an als das Schmachten von Hans Brinkmann, meine Aktivitäten wieder zu verstärken.

Auf Grund des Artikels gab es ja auch schon eine heftige Diskussion, wenn auch nicht hier, sondern auf Facebook. Gut. Ich werde sicherlich, je nach Zeitkontingent, wieder mehr schreiben. Ohne Vorsätze und Versprechungen. Vorsätzliche Trolle wie Jürgen Henne bleiben von der Kommentarfunktion weiterhin ausgeschlossen. Meinem früheren Versprechen, alle anomymen Kommentare grundsätzlich auszuschließen, werde ich allerdings nicht ganz treu bleiben. Es kommt darauf an, ob es sich um mehr oder weniger sachliche Kommentare handelt oder nur um pauschale Beschimpfungen.

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Links und rechts der extremen Mitte

Nach den Exzessen vom 12. Dezember und den folgenden öffentlichen Meinungsäußerungen wird wieder einmal von ganz links die Ablehnung der „Extremismustheorie“ eingefordert, so in einem Artikel des Sprachlos-Blogs, bei dem kein Autor oder keine Autorin genannt wird. Zwar habe ich schon von Jesses Hufeisen-Bildnis gehört, glaube aber nicht, dass jeder, der den Begriff Extremismus benutzt, sich in solche theoretischen Konstrukte vertieft hat. Laut Autor(in) ist aber jede Kennzeichnung von Extremismus antidemokratisch.

Demnach sehe das Gesellschaftsmodell der Extremismustheoretiker so aus: „Schon im Laufgitter demokratischer Erziehung wird mit viel pädagogischer Emphase davor gewarnt, auch nur einen Schritt zu weit aus der Mitte zu driften.“ Auch wenn das (vielleicht) von manchen Patzelt- und Jesse-Anhängern tatsächlich so gesehen wird, ist doch die Einfachheit solch einer Betrachtungsweise all zu leicht durchschaubar. Warum muss sie dann ausgerechnet mit einem gleichermaßen simplen Modell gekontert werden? Extreme politisch Haltungen gäbe es nicht, jeder der von der Mitte abweiche, würde angeblich automatisch zum Extremisten abgestempelt. Dazu muss ich mich dann selbst zählen, ich verorte mich eindeutig links. Allerdings: Ich halte die Ausschreitungen vom 12. Dezember wie auch vorherige Zerstörungsorgien in Leipzig nicht allein für kontraproduktiv, sondern für extremistisch. Damit will ich nicht identifiziert werden. Man muss doch bloß mal in die Facebook-Seiten von OfD, Legida usw. gucken. Da gibt es einen Orgasmus nach dem nächsten, weil die Absicht der Organisatoren des Nazi-Aufmarsches noch viel besser aufgegangen ist, als sie sich erträumen konnten. Dass da nur ein kümmerliches Häuflein von etwa 150 Nazis da war, aber etwa zehnmal so viele friedliche Gegendemonstranten, spielt gar keine Rolle mehr. Es geht nur noch um die pseudolinken Gewaltexzesse. Das Ausmaß, in dem die sogenannten Autonomen die Rolle nützlicher Idioten der Nazis spielen, muss die Vermutung aufkommen lassen, dass die ganze Sache von V-Leuten gesteuert wurde.

Am 12. Dezember war ich nicht persönlich dabei. Doch schon vor vielen Jahren, als noch Worch versuchte, Leipzig zu einem Aufmarschgebiet zu machen, nahm ich wie auch manchmal im letzten Jahr bei einer Gegendemo und Blockade teil. Als von den Nazis noch gar nichts zu sehen war und nicht einmal feststand, ob sie über diese Route kommen, meinten einige Autonome, das „repressive System“ angreifen zu müssen, indem sie Mülltonnen von Genossenschaftshäusern – also einer kollektiven Eigentumsform – anzünden müssen. Ausgesprochen intelligent.

Auffällig ist, dass die Kritiker der Extremismustheorie genau dann aufheulen, wenn es um echte oder vermeintliche Linke geht. Wenn aber Legida oder OfD als rechtsextrem bezeichnet werden (so wie ich es tue), springt der Verteidigungsreflex nicht an. Müsste er aber gemäß der eigenen Logik. Denn Extremismus gibt es für sie ja gar nicht. Alle Rechten von Seehofer über Petry bis Bachmann und Worch sind gleich anzusehen, ebenso alle Linken von Özdemir über Kipping bis zu den namenlosen Helden des 12. Dezember. Diese Indifferenz ist gleichermaßen simpel, also doof, wie Jesses Hufeisen.

Vorläufig lasse ich es mir nicht von einer selbsternannten Polizei der Political Correctness verbieten, auch jenseits der politischen Mitte Differenzierungen vorzunehmen, darum manche Haltungen als extremistisch zu bezeichnen. Die Alternative dazu wäre, dass ich mich politisch überhaupt nicht mehr äußere und auch nicht an Gegendemos zu Legida und Co. teilnehme. Das wäre eine Kapitulation vor den Extremisten beider Seiten. Soweit bin ich noch nicht. Darum muss ich nochmal klarmachen, dass ich mit den gewaltverliebten Arschlöchern, die das Zertrümmern von Bushaltestellen für Widerstand gegen Kapitalismus und Repression halten, keinesfalls in einen Topf geworfen werden möchte.

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Lindenau am Abend

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Test the West

„Wurde geklaut, so ist das hier in Plagwitz.“ Der Mitarbeiter des Toom-Baumarktes an der Gießerstraße meint die auf- und abschraubbaren Abschlüsse von Wasserhähnen und Mischbatterien, die dort zur Anschauung montiert sind. Zum Glück wurden sie geklaut, sonst hätten wir Laien in Sachen Sanitärinstallation gar nicht gemerkt, dass man bei fast jedem Modell einen Adapter für einen Schlauch anschrauben kann, wie wir ihn für ihn für die Wäsche der Siebdruck-Rahmen benötigen.

Am Rande das Parkplatzes vor dem Baumarkt stehen Imbiss-Buden. Eine lockt mit Grillangeboten. Ist das Schaschlik frisch? Der Betreiber der Bude merkt, dass er sich mit uns auch auf Russisch verständigen kann. Natürlich frisch, wird gleich gebraten. Während wir warten, kommen zwei Männer rein, die er offensichtlich kennt. Auch sie sprechen russisch, sind aber wohl Armenier. Der Wirt verhält sich freundlich, aber etwas reserviert ihnen gegenüber. Der Frau aus einer anderen Nachbarbude spendiert er einen Kaffee gratis. Wir bekommen das frische Schaschlik und ein Tschebureki als kostenlose Zulage. Beides schmeckt. Doch die Leihzeit des Teilautos drängt uns zur Eile.

Karl-Heine-Straße, Magistrale des neuen Szene-Hotspots von Leipzig, zugleich die unsichtbare Grenze zwischen Lindenau und Plagwitz markierend. Gegenüber dem Westwerk, wenige Meter vor dem Karl-Heine-Kanal, zweigt die Helmholtzstraße ab. Nebenstraße. Da muss was tun, um bemerkt zu werden. Klappt unsere Aufsteller an der „West-Karli“ wirklich jemand absichtlich zusammen, oder sind sie nicht stabil genug bei heftigem Wind? Mal sehen.

Der Sommer ist heiß, ungewöhnlich heiß. Keine Zeit, zum See zu fahren, Zumindest ist es im Laden relativ kühl. Wenn wir am späten Abend raus kommen, steht die Wärme noch in der Straße. Am Fotoautomaten beim Westwerk sitzen junge Leute auf dem Fußweg, trinken und quatschen. Die Linie 14 kommt 22.44 Uhr. Oder auch etwas später. Dafür fährt sie dann mit heftigem Geschaukel ziemlich schnell Richtung Innenstadt. Morgens am Wilhelm-Leuschner-Platz ist sie häufig zwei Minuten eher weg als im Plan verzeichnet. Ausgleichende (Un-)Gerechtigkeit.

Zum Essen gehen wir in einen der vielen Imbisse an der Straße oder holen da was ab. Casablanca oder Fam. Thran Phat – es schmeckt. Nur warum sich ein türkischer Imbiss Don Kichot nennt, wird uns nicht klar. Auch da schmeckt es, aber der Mann am Tresen könnte wenigstens ansatzweise mal ein Lächeln aufsetzen.

Die nächste Kaufhalle liegt nahe der Engertstraße. Irgendwie kippt der Charakter des Viertels im Verlauf weniger Meter. Hier noch das hippe Szene-Publikum, nicht wirklich wohlhabend, aber davon träumend. Und dann gleich die Ramschläden und die Leute an den Straßenecken, die nicht wissen, was sie mit der vielen Zeit anstellen sollen, die sie haben. Zeit haben wir keine, Geld nicht viel mehr als diese Mitbürger. Doch wir tragen zur Gentrifizerierung bei. Klar, welcher bisherige Kik-Kunde kauft ein zertifiziertes, handbedrucktes Öko-T-Shirt zum mehrfachen Preis? Wir sind Verdränger. Und beneiden dennoch diese Nachbarn um ihre Freiräume.

An einem Freitagabend Mitte August gönnen wir uns den Luxus, im Biergarten des wieder auferstandenen Felsenkellers einzukehren. Das bayrische Helle, dass ausgeschenkt wird, ist nicht so unser Ding. Wir sind so etwas Schales eben nicht gewohnt. Ansichtssache. Der Palästinenser am Stand mit den nichtflüssigen Dingen fragt meine Frau, ob sie Türkin sei. Nein. „Aber du kommst doch aus Istanbul?“ Nein. Endlich mal für eine reichliche Stunde entspannen bei Falafel und Hellem. Dann schaukelt uns die 14 zügig zum Zentrum.

Fast scheint es, dass wir in einer anderen Stadt angekommen sind. Auch hier sitzen Leute am warmen Augustabend im Park, der bald Addis-Abeba-Platz heißen soll.Vor dem Späti an der Leplaystraße quatscht der Mann mit der Rasta-Mütze und dem langen Kittel wie immer mit irgendwem. In unserem Haus brennt noch in zwei Wohnungen Licht.Wir sind da. Zuhause? Sicher. Und morgen geht es wieder in den immer noch etwas abenteuerlichen Westen.

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Lebenszeichen

Lebenszeichen Wie sieht es denn hier aus? Der letzte Eintrag ist zwei Monate alt und auch davor ist wochenlang nichts passiert. Doch, doch. Ich lebe. Sehr intensiv sogar. Da bleibt eben keine Zeit zum Plaudern. Themen hätte es gegeben.zum Beispiel das grandiose Björk-Konzert in Berlin am 2. August. Aber ein Generalthema bestimmt seit mehr als zwei Monaten meinen Lebensrhythmus in einer derartigen Intensität, dass wenig Freiraum daneben bleibt: die Eröffnung des Ladens little kiwi in der Helmholtzstraße 27 nahe des Karl-Heine-Kanals. Eigentlich ist es ja ein Projekt meiner Frau. Aber zunehmend bin ich mit reingewachsen. Das erzwungene Ende meines zweiten Blogs kunstszene-leipzig.de Ende April war dann Anlass, ganz mit einzusteigen. Eine Galerie oder was anderes mit Kunst? fragen mich Bekannte, wenn ich vom Neustart erzähle. Nee, Klamotten! Waaas? Warum nicht? Wer braucht schon Kunst? Anziehen muss jeder was. Und Hand-Siebdruck hat ja zumindest ein bisschen was mit Kunst zu tun. Mitte Fünfzig ist doch genau das richtige Alter, die Reset-Taste zu drücken. Zumindest angesichts der verheißungsvollen Briefe der BfA, in denen mir eine rosige Rente in Nähe von Hartz IV-Bezügen prophezeit wird. So waren eben die letzten Wochen heftig ausgefüllt mit der Suche nach einer Location. Danach durfte ich meine Vorliebe fürs Heimwerken voll ausleben. Zum ersten Mal im Leben Fliesen verlegen, einen Spüle mit Hahn und Abfluss anschließen, einen Ladentresen bauen und so weiter. Ich weiß jetzt, wozu man Fugenkreuze oder Fosterbohrer benutzt. Lifelong learning. Und zwischendurch zu Märkten fahren und neue T-Shirts bedrucken. So langsam kehrt Normalität ein. Damit vielleicht auch Zeit, ab und zu wieder was in diesem Blog zu schreiben.

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Etwas Nostalgie

Es ist schon wieder viel zu viel Zeit seit dem letzten Konzertbesuch vergangen. Dass ich mir nun eine Karte für die Hooters gekauft hatte, hat zugegebenermaßen mit Nostalgie zu tun. Das letzte Mal hatte ich sie Anfang der neunziger Jahre in Dresden gesehen. So passte es, dass der einzige sommerliche Tag dieser Woche ausgerechnet auf den gestrigen Donnerstag fiel.

An den Effekt, bei einem Rockkonzert von alten Leuten umgeben zu sein, kann ich mich immer noch nicht gewöhnen. Ich sollte stets einen Spiegel bei mir tragen. Dass die Band also mit I´m alive startete, war da völlig angemessen. Außerdem begannen sie auch punkt Acht. Doch sie scheinen noch Spaß am Spielen zu haben, machten fast zwei Stunden voll und ließen sich nicht lange um die zwei Zugaben betteln. Bei dem als Support angekündigten Peter Conway ging es nicht um einen Anheizer vor dem Hauptakt. Vielmehr wurde er ins Konzert integriert. Ob sie wirklich einen dritten Gitarristen brauchen, ist eher fraglich. Es handelt sich wohl um eine Art Arbeitsbeschaffungsmaßnahme.

Logisch, dass die großen Hits vergangener Tage nicht fehlen durften, inklusive der Mitgröhl-Hymne Johnny B. Dazu aber viel neueres Material, darunter Coverversionen wie Boys of Summer von Don Henley und Major Tom von Peter Schilling. Putzig, so einen NDW-Schlager in einer Folkrock-Version zu hören.

Eigentlich hätte alles ganz schön sein können. Hätten sich die Hooters bloß nicht dazu hinreißen lassen, manche Songs teilweise oder ganz in Deutsch vorzutragen. Manchmal ist es besser, wenn man nicht alles versteht. Besonders schlimm wurde es bei „Eine gute Flasche Wein, du bist nicht da, aber ich bin nicht allein.“ Da rutschten sie auf Ballermann-Niveau ab. Das hätten sie nun wirklich nicht nötig.

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