Gut abgehangen

Für das Museum der Bildenden Künste war das Jahr 2013 nicht unbedingt das beste seit der Wiedereröffnung im Glaskasten am Sachsenplatz. Abgesehen von der heftigen medialen Kritik an der Ausstellung Die Schöne und das Biest (die allerdings vom gemeinen Volk kaum geteilt wurde) waren die Besucherzahlen nicht so berauschend. Das Schielen auf populistische Effekte hat nicht die gewünschte Wirkung gehabt. Weiterlesen

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School is out (?) Ein Nachschlag

Fast zwei Stunden Gespräch mit Christine und Arno Rink, kürzere mit Annette Schröter, Joachim Brohm und Titus Schade, Studium der nicht sonderlich umfangreichen Literatur zur Geschichte der HGB – in den letzten Wochen habe ich mich ziemlich intensiv mit der Hochschule beschäftigt. Und die Rektorin war zumindest so freundlich, schriftlich auf meine Fragen zu antworten. Manches von meinem Unbehagen hat sich währenddessen aufgelöst oder relativiert, andere Fragen und Zweifel bleiben virulent. Was muss mich als Außenstehenden eigentlich angehen, was aus dieser Schule wird? Für die Kultur dieser Stadt ist sie schon bedeutsam, auch als „Brutstätte“. Weiterlesen

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Moment mal

Der Blog leipzig-leben.de ruft anlässig seines zweiten Geburtstages wieder zu einem Mitmachspiel auf. „Leipziger Momente“ sind gefragt. Da ich im vorigen Jahr bezüglich der Gewinnausschüttung ziemlich erfolgreich war, will ich auch diesmal was liefern. Im letzten Moment:

Kunst als Stapelware. Mehrere Fußballfelder übereinander. Und daneben noch etliche flach gelagerte Galerien. Spinnerei, dachte ich, muss dieses gestreifte Dings an der Nonnenstraße sein, wo ich in der Nähe in den frühen Neunzigern mal für Wochen bei einem Freund kampiert hatte. Doch dort fanden wir keine Kunst, aus Chemnitz angereist, um den selbst da in den Medien gepriesenen ersten Rundgang zu bestaunen. Aufklärung durch Anruf bei einem Leipziger Freund. Irgendwo hinter den Bahnhof Plagwitz müsse das wohl sein. Tatsächlich. Dann in der Halle mit der schlichten Nummer 14 von unten nach oben, immer höher. Kunst unter etwa 20 Zentimeter langen Fladen uralter Anstriche, von der Decke hängend. Vom patinierten Treppenhaus zweigt im ersten Stock eine brüchig wirkende Verbindungsbrücke zum gegenüberliegenden Bau ab. Die Uhr auf deren Blechdach zeigt zehn nach Zehn. „Frühstück für immer“ sang Gundermann zu der Zeit, als die Uhr wohl stehen blieb. Zumindest hat diese Zeigerstellung den Anschein lächelnder Mundwinkel. Weiter nach oben. Wieder Kunst. Ziemlich viel. Noch weiter. Dann eine letzte Stahltür. Zugang zum Dach. Sonne. Ein sommerwarmer Maitag. Und dieser Duft. Das ganze Flachdach ist mit Schnittlauch bewachsen, der gerade blüht vor der Leipziger Silhouette. So überwältigend kann keine Kunst sein.

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Der Spinnereirundgang in Thesen

spinnerei

1. Archiv Massiv: a) Besucher schauen Besucher an, b) Tsunami im Baumarkt

2. ASPN: Trompe-l’œil für´s 21. Jahrhundert

3. b_2: Ausgrabung der Gegenwart

4. Josef Filipp: Dead or alive – egal

5. Laden für Nichts: Gin Tonic gegen Laktoseintoleranz

6. Estace: Weiß jemand, wie Informel auf Deutsch heißt?

7. Pilotenküche: noch nicht gar

8. LIA: in froher Erwartung, oder: Mehr ist mehr

9. Queen Anne: Gestern ist das neue Heute

10. Dukan: Den Film hab ich schon gesehn

11. Maerzgalerie: Nicht alles im Kasten

12.  Kleindienst: Wasserspiele I (von oben nach unten)

13. Jochen Hempel: Wasserspiele II (von unten nach oben)

14. Eigen + Art: Wasserspiele III (von rechts nach links)

15. Halle 14: Haste mal Tausend Euro?

Und sonst? Bigos vegetarisch: 3,50 Euro

auktion

Günther Meyer in A(u)ktion

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Der Tag, an dem ich zwei Denker traf

denker2

Denker 1 von Sandro Porcu in der Galerie Potemka. Größe ca. 3 mm.

denker1

Denker 2 von einem mir nicht namentlich bekannten Künstler in der Pilotenküche, Größe ca, 1,8 m.

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Wenig peng, kaum hit

Von Jahr zu Jahr verschiebt sich meine Rezension der aktuellen Tippgemeinschaft, dem Jahrbuch der Schreiblehrlinge am DLL. 2013 habe ich mir das Buch erst im Herbst gekauft, häppchenweise abends begleitend zu Crossing Jordan und anderen Aufregern gelesen. Nun, wo vermutlich schon die nächste Ausgabe in der Endredaktion ist, will ich mich endlich an das Durchhecheln machen. Weiterlesen

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Die Kunst, eine Diskussion zu verhindern

Hans-Werner Schmidt, Direktor des MdBK, sagt im Interview der aktuellen Kreuzerausgabe, auf die Frage, ob er sich zu der umstrittenen Ausstellung Die Schöne und das Biest eine öffentliche Podiumsdiskussion vorstellen könne: Wir haben versucht, ein Gespräch vor den Bildern zu organisieren, das ich moderiere und in dem sowohl ein Fürsprecher wie eine kritische Position zu Wort kommen könnte. Leider ist es uns bisher nicht gelungen, eine solche kritische Position dafür zu gewinnen.

Ich frage mich, wie viele Personen er denn angefragt hat, und wer das war. Mir sind etliche Personen bekannt, die eine kritische Haltung zur Ausstellung haben, diese auch formulieren können und sicherlich bereit wären zu einer öffentlichen Diskussion. Doch die Akklamation der professionell durch die Schau gelotsten Gruppen ist ihm wohl wichtiger als Widerspruch. Ein Problem ist aber auch die Aussage, dass er die Diskussion selbst moderieren wolle. Moderieren heißt vermitteln. Das kann ihm als euphorischen Befürworter der Ausstellung eigentlich nicht gelingen. Es wäre also ein Spiel mit der Ausgangssituation 2 zu 1.

 

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Ästhetik der geballten Faust

Die neunziger Jahre waren keine Blütezeit für politisch engagierte Kunst. Einerseits wirkte die Diskreditierung der Indienstnahme durch autoritäre Staatsformen nach, andererseits glaubten viele Intellektuelle an das proklamierte „Ende der Geschichte“. Mit den Kriegen im Irak und in Afghanistan, vor allem aber mit der globalen Finanzkrise ab 2008 und den Protestbewegungen von Lateinamerika bis Russland hat sich die Haltung geändert. Politische und sozialkritische Kunst ist wieder im Aufwind. Außer in Museen und gemeinnützigen Projekten wird sie sogar in privatwirtschaftlichen Galerien gezeigt. So war beispielsweise im Herbst in der Leipziger Galerie Queen Anne die Ausstellung „Helge macht Feuer“ zu sehen, in der Helge Hommes eine Rauminstallation zur Verbreitung seines antikapitalistischen Manifestes nutzte. Weiterlesen

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Die Richtung stimmt …

schneekatze

.. trotzdem sollte man auch 2014 den Überblick bewahren!

Alles Gute wünschen Olga und Jens Kassner

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Eremit in der Platte

Als vermutlich einziger hauptberuflicher Schriftsteller von Chemnitz hat es Hans Brinkmann eigentlich nicht schwer, der Beste der Stadt zu sein. Leicht macht er es sich trotzdem nicht, arbeitet intensiv an den Texten. Leicht macht es ihm auch diese Stadt nicht. Schon im zweiten Gedicht des neuen Buches Despotie geht er auf einige (nicht die einzigen) Probleme ein: Ist hier noch ein Bewohner nicht im Ruhestand? Was für die ganze Kommune mit immer noch rund 440.000 Menschen gelten könnte, bezieht sich aber nur auf den Plattenbau am Rande von City und Kaßberg mit der China-Küche im Erdgeschoss (Es stinkt herauf zum zehnten Stock, pikant, pikant.).Larmoyanz ist allerdings nicht Brinkmanns Grundton. Häufiger greift er an und ist dabei nicht zimperlich: Wörter wie Finger im Schlund sind´s. Erbrich dich! Weiterlesen

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