So sehen Sieger aus

Die Flasche Sekt mussten sich Frank Klötgen und Pauline Füg letztlich teilen, weil der Beifall der mehr als 120 Besucher gleich stark war für beide Finalisten des gestrigen Slams zum Livelyrix-Sommerfestival imangenehm luftigen Garten der Distillery.

Heute abend geht es weiter mit dem Songslam, zu dem unter anderem Ian Hooper, Bernd Barbe, Max Rademann und Jan Koch antreten werden. Zuvor spielt noch die Dresdner Band Nellis Elefant.

Frank Klötgen und Pauline Füg teilten sich den Slam-Sieg.

Frank Klötgen und Pauline Füg teilten sich den Slam-Sieg.

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Jetzt wird’s heiß

Extra für uns wurde gestern die neue Brücke zwischen Kurt-Eisner- und Semmelweisstraße eingeweiht und die unmittelbar benachbarte Freianlage der Distillery wird bis heute abend auch noch fertig. Dann steigt zum Livelyrix-Sommerfest zuerst Jan Koch mit seiner Gitarre auf die Bühne, gefolgt von Spider als Featured Poet. Danach dann der große Slam der Extraklasse mit Andrè Herrmann, Franziska Wilhelm, Udo Tiffert, Wolf Hogekamp, Frank Klötgen, Peh, Pauline Füg, Keshrau Behroz und Max Rademann. Das wird heiß!

Übrigens haben wir einen Wettbewerb ausgeschrieben für einen griffigen Eigennamen, den das Festival dann im nächsten Jahr tragen soll. Voland & Quist spendet ein Bücherpaket für den Sieger.

Eintritt 6 Euro

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Feuchte Aussprache

In der heutigen Freien Presse wird ein Agenturbericht abgedruckt, in dem es um das neue Prince-Album geht, welches exklusiv nur als Beilage der Zeitschrift Rolling Stone vertrieben wird. Damit jeder Leser weiß, wer mit Prince gemeint ist, steht im Klammern dahinter „Aurale Rain“. Lieber DDP-Schreiber! Das Lied heißt „Oral Rain“ und ist ein Werbesong für eine Munddusche!

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Sommerminiatur Nr. 1

Dass ein nackter Mann aus dem See stieg, hatte kaum einer der ebenfalls gar nicht oder spärlich bekleideten Badegäste gemerkt. Erst als er laut ausrief „Ich bin Arzt, wie kann ich Ihnen helfen?“ wurden sie aufmerksam. Eine dicke Frau im lila Bikini ließ sich den Blutdruck messen. Niemand hatte gesehen, woher der nackte Arzt plötzlich die Ledertasche mit den Instrumenten genommen hatte. Ein zehnjähriger Junge fragte noch nach einem Pflaster für eine kleine Schnittwunde am Fuß, dann war der Bedarf an medizinischen Leistungen erschöpft. Der Arzt verabschiedete sich höflich und ging wieder in den See. Wohin die Ledertasche verwunden war, blieb unklar. Bald war nun noch der Kopf des schwimmenden Mannes zu sehen, schließlich konnte man auch diesen nicht mehr erkennen.

Kurz darauf begab sich eine blutjunge, gertenschlanke Spanierin, deren entblößter Körper schon viele Blicke auf sich gezogen hatte, ins Wasser, welches trotz der angenehmen Lufttemperatur noch maienkühl war. Obwohl ihre Nippel beängstigend weit hervortraten, warf sie sich mutig in die kräuselnden Wellen. Der Schmerz des Herzinfarkts ließ nur einen kurzen Aufschrei zu, dann herrschte Stille. Drei Männer stürzten hilfreich herbei, versuchten Herzdruckmassage und Beatmung an verschiedenen Körperstellen. Doch ihre mangelnden anatomischen Kenntnisse machten die Bemühungen zwecklos. Schade, dass gerade kein Arzt da war.

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Vorausschauend

Hätte ich mir das gerade in Mode kommende Wort Schland vor fast 20 Jahren schützen lassen, als ich es in einem Text verwendete, könnte ich jetzt viel Geld verdienen. Doch so viel Prophetie hatte ich mir nicht zugetraut.

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Kein Ticket nach Calw

Ich musste erst mal nachsehen, wo denn Calw eigentlich liegt. Irgendwo im westlichen Baden-Württemberg, also wohl Baden. Und weil der berühmteste Einwohner Hermann Hesse war, vergibt das Städtchen einen nach ihm benannten Preis für Literaturzeitschriften. Da diese Auszeichnung in diesem Jahr dem Leipziger Poetenladen verliehen wird (bzw. seinem halbjährlich erscheinendem Printprodukt Poet), erhielt ich eine nette Einladung, am 2. Juli ebenda in Calw dabei sein zu dürfen. Nun habe ich aber just an diesem Tag mit dem Livelyrix-Festival ein Projekt, für das ich selbst verantwortlich bin und muss darum die Poeten-Macher um Entschuldigung bitten, dass ich mich bei ihrer Preisverleihung nicht an Lachsschnittchen und badischem Wein laben kann. Trotzdem herzlichen Glückwunsch!

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Maler, Illustrator und Genießer

Eine neue Biografie über Max Schwimmer

Es wurde Zeit, dass nach dreißig Jahren endlich ein neues Überblickswerk zu dem bedeutenden Leipziger Künstler erscheint. Inge Stuhr hat dafür akribisch Briefe, Tagebücher, Zeitungsartikel und andere Dokumente ausgewertet. Da wo Lücken bleiben, liegt das offensichtlich nicht an der Recherche, sondern am partiellen Fehlen von Zeugnissen. Da Max Schwimmer den größten Teil seines Lebens in Leipzig verbrachte und immer wieder hierher zurückkehrte, ist das Buch zugleich auch ein Stück Stadtgeschichte. Dass sich das Buch Biografie nennt, erklärt vielleicht, dass sich die Autorin mit kunstwissenschaftlichen Wertungen der Werke Schwimmers auffallend zurückhält.

Die Persönlichkeit hingegen wird plastisch dargestellt. Als Künstler war Max Schwimmer kein Avantgardist. Nach Versuchen in expressionistischer Ausdrucksweise – reichlich zehn Jahre nach der ersten Blüte dieses Stils – kam er in einer spätimpressionistischen Art zu malen und zeichnen an, die er bis zu seinem frühen Tod 1960 vervollkommnete und variierte. Als Mensch war er Opportunist. Politisch radikal war Schwimmer nur kurze Zeit um die Novemberrevolution herum, in den 1920ern stand er der SPD nahe und arbeitete für deren örtliches Presseorgan, die LVZ. Im NS-Regime aber, als eine engagierte Haltung nötig gewesen wäre, zog er sich ganz in die Kunst (und die Liebe) zurück, versuchte lediglich, dem Kriegsdienst wegen körperlicher Gebrechen zu entkommen. Nach 1945 gab es zwar zeitweise Anfeindungen in der Formalismus-Debatte, doch Schwimmer konnte sich wieder etablieren und in gesellschaftliche Ämter aufsteigen.

Wie von einem Buch über einen Künstler zu erwarten, ist Inge Stuhrs Werk reichlich illustriert. Leider gehen Text und Bebilderung häufig nicht parallel, auch fehlen manche der ausführlich besprochenen Arbeiten oder Zyklen ebenso wie erwähnte Bilder von Kollegen oder Schwimmers Frauen. Vor allem aber ist es schade, dass fast alle Fotodokumente in den Anhang verbannt wurden und dort Briefmarkengröße haben. Somit wird der Untertitel „Eine Biografie“ doch wieder relativiert.

Inge Stuhr: Max Schwimmer. Eine Biographie
Leipzig: Lehmstedt 2010
ISBN 978-3-937146-83-6
29,90 Euro
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Eine von 24 …

… Stunden hat genügt für meinen Entschluss, bei der Lindenauer 24-Stunden-Ausstellung im nächsten Jahr unbedingt selbst als Künstler dabei zu sein. Ein Jahr hab ich nun noch zum Reifen.

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Scheißspiel

Muss ich nun traurig sein? Ich hatte ja hier vor einer Woche deutlich gemacht, dass mir der Fußball-Rummel nicht gleichgültig ist, sondern mächtig auf den Keks geht. Trotzdem gefällt mir das heutige Ergebnis nicht. Falls ich den Spielplan richtig interpretiere, würde nämlich das unter deutscher Flagge spielende Multikulti-Ensemble als Gruppenerster im Falle eines Sieges im Achtelfinale am 3. Juli nachmittags im Viertelfinale stehen, als Gruppenzweiter aber, wiederum eine Viertelfinalsieg angenommen, am 2. Juli abends. Das wäre gar nicht schön, da gerade zu dieser Zeit unser Super-Slam steigt. So bleiben drei Möglichkeiten, das zu verhindern: sie reißen sich zusammen und gewinnen haushoch gegen Ghana, sie verlieren da ebenso hoch und scheiden in der Vorrunde aus oder im Achtelfinale ist schließlich Endstation. Wäre am besten.

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Aufstehn und widersetzen

Es passiert gerade etwas außergewöhnliches auf den Straßen, womit ich nicht das Fußballgetröte meine. Nee, zehntausende Leute demonstrieren gegen die Regierungen in Bund und Ländern, obwohl ja das Trägheitsgesetz bei den Deutschen eigentlich besonders wirkmächtig ist. Das erstaunliche daran ist, dass sich der Protest schon formiert, obwohl es noch gar nicht persönlich weh tut. Und noch ungewöhnlicher ist, dass Studenten zu den Initiatoren gehören, wo doch in den letzten Jahren von dieser Bevölkerungsgruppe keine Aktivitäten ausgingen, die über die eigenen Interessen herausreichten.

Logischerweise gibt es gleich wieder Kritik, dass schon rumgemeckert wird, obwohl noch gar nicht präzise formuliert sei, wo den eingeschnitten werden soll. Das ist ja gerade das Besondere – der Widerstand richtet sich gegen die Verteilungspraxis in dieser Gesellschaft an sich, nicht (nur) gegen Einzelmaßnahmen. Ich bin gespannt auf den Herbst.

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