Almanach wie vor

Das digitale Leipzig-Almanach hat sich erneuert. Diese Online-Zeitschrift fiel auch bisher schon zwar nicht durch flächendeckende, dafür aber sehr fundierte Berichte über Ereignisse des Leipziger (und anderweitigen) Kulturlebens auf. Nun gibt es sogar Bebilderung, was den Gebrauchswert zweifellos noch etwas erhöht.

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Er kann auch anders

Dass Autoren der Spokenwordszene sich an größere Formate wagen als die üblichen Fünfminuten-Tracks, ist schon keine Ausnahme mehr. Jochen Schmidts sechshundertseitiges Monumentalwerk Schmidt liest Proust ist da nur ein besonders auffälliges Beispiel. Frank Klötgen, Mitglied von Berliner Wald und Sänger von Marilyn´s Army, hat nun mit Der Fall Schelling einen „richtigen“ Roman veröffentlicht, nachdem schon 2004 sein interaktiver Krimi Spätwinterhitze auf CD erschien. Weiterlesen

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Mahlzeit!

Ein neu eröffnetes Restaurant am Bayrischen Platz hat eine spezielle Frühstückskarte, wo die Menüs nach Städten benannt sind. Lassen sich aus der Zusammenstellung der Speisen Rückschlüsse auf das Image der jeweiligen Städte ziehen?

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Anwachsender Jackpot

Aufgrund einer ausschließlich in diesem Blog erschienenen Kritik eines Buches die folgende Ausgabe gleich als Rezensionsangebot angeboten zu bekommen, passiert mir zum ersten Mal. So geschah es aber mit dem neuen Jahrbuch des Deutschen Literaturinstituts Leipzig, also der Tippgemeinschaft 2010. Doch neben der Kostenersparnis bringt dieses Entgegenkommen auch Konflikte mit sich: Darf man dem geschenkten Gaul gründlich in den Rachen schauen? Weiterlesen

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Worte zum Ostersonntag

Anlässlich des Feiertages will ich etwas unbedeutendes Geschwätz beisteuern. Der Text ist nicht mehr ganz taufrisch, aber von der Bibel kann man das ja auch nicht behaupten.

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Aufgegrabener Untergrund

Es kommt nicht all zu häufig vor, dass ich von einer Kunstausstellung wirklich begeistert bin – das Gefühl, alles irgendwo schon mal gesehen zu haben, überwiegt. Bei der gegenwärtigen Ausstellung in der Galerie Borssenanger ist das anders. Wenn es sich dann auch noch um zwei Chemnitzer Neuentdeckungen handelt, ist das besonders bemerkenswert.

Wilhelm Frederking und Kevin Kemter sind Mitte zwanzig und haben in der Streeart-Szene angefangen. Unterdessen studieren zwar beide Kunst, einer in Halle, der andere in Berlin (mit Rückkehrwahrscheinlichkeit von etwa 3,27 %), doch die rotzige Frechheit des Subversiven ist noch da. Frederking bedient sich der nicht allzu männlich erscheinenden Technik des Nähens. Doch was er da collageartig zusammenheftet, können auch mal Gummihandschuhe oder Wischlappen sein. Kemter hingegegen kritzelt einfach mit dem Stift auf Papier. Mit Kindern sollte amn die Ausstellung aber nicht unbedingt besuchen. Angesichts solcher Bildinschriften wie „Wenn es von den Bäumen fotzt, ist es meist schon zu spät“ könnten die Kleinen fragen, ob man „fotzt“ nicht eigentlich mit V schreibt.

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Ich glotz TV

Der MDR gehört nicht unbedingt zu meinen favorisierten Fernsehsendern, da ich nicht sonderlich auf Florian Silbereisen abfahre. Aber immerhin läuft da das Kulturjournal Artour, bei dem ich in der vorigen Sendung auch mal mitwirken durfte. Leider ist die Aufzeichnung nur bis zum 1. April im Netz zu sehen und ich habe noch nicht herausgefunden, wie man es aufzeichnen könnte.

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Poesie des Volkes

Wieder mal nett wars gestern abend zum Livelyrix-Slam in der Dresdner Neustadt. Die Scheune war wie gewöhnlich gut gefüllt und das Teilnehmerfeld durchweg wortgewaltig. Gewonnen hat ganz klar ein Münchner, von dem ich nur noch weiß, dass er Alexander heißt. Aber auch Sulaiman Masomi und Bente Varlemann auf den folgenden Plätzen rockten den Saal.

Trotz alledem habe ich den bemerkenswertesten Satz des Tages nicht beim Slam gehört, sondern schon auf der Hinfahrt im Regionalexpress. Nicht weit von mir saß ein Mädchen, welches vom Leipzig bis Oschatz mit der Freundin telefonierte, zu der sie ohnehin gerade auf dem Weg war, jeden Halt und jeden Blick aus dem Fenster kommentierend. Und plötzlich sagte sie: „Ach du Scheiße, jetzt hab ich das Internet zu Hause vergessen, so ein Mist.“ Aussagen von solcher Klarheit und Poesie zugleich fallen keinem noch so professionellen Slammer ein. So was hört man nur im Regionalexpress.

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Überbevölkerung

Aus: Der Spiegel – Geschichte. Nr. 1/2010: Die Französische Revolution. S. 36.

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Zwei und Drei

Wie ein Schwamm fühle ich mich, wenn ich mir auf der Messe die „Schönsten Bücher“ des Jahres ansehe oder auch die Stände der Designhochschulen mit den netten Experimenten, die im kalten Wind des realen Marktes keine Chance hätten. Ich sauge Eindrücke auf in der Hoffnung, sie dann nach Belieben wieder ausquetschen zu können. Aber dann stellt sich heraus, dass mittlerweile das meiste verdunstet ist, nur noch Restfeuchtigkeit verbleibt. So ähnlich verhält es sich mit der kreativen Energie, die da einströmt – gleich könnte ich mich hinsetzen und ein wunderschönes, ganz experimentelles, dabei auch schräges Buch machen. Aber erst einmal habe ich das und jenes zu erledigen, dann stehn noch Termine an, Besuch kommt … Und schließlich: Wer soll das denn bezahlen?

Der Donnerstagabend verging in der MB bei der Langen Lesenacht, für uns schon Gewohnheitssache. Und wieder war es eine Mischung von ziemlich vielen guten Namen, die ich noch nicht kannte, und wenigen, die ich auch nicht kennen muss. Aber nach vier Stunden auf hartem Gestühl war dann die Luft raus. Nicht aus dem Gestühl, aber sonstwo anders.

Heute haben wir auf der Messe selbst noch Franz Dobler angehört. Aber der hatte wohl eine lange Nacht hinter sich. Viel Gelaber, wenig Text. Eigentlich eine Verarschung des üppig versammelten Publikums.

Die bisher nur spärlich anzutreffenden Cosplay-Kids traten heute nun in Klumpen auf. Vor paar Jahren habe ich auf diese Kostümierten noch mit Verwunderung reagiert, danach mit etwas Ärger – nehmen die diese ernsthafte Literatur- und Buchproduktion auf die Schippe? Jetzt finde ich es amüsant. Die meisten geben sich ja auch wirklich viel Mühe für das exzentrischen Outfit.

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