Happy End zum Sommerende

Mit der Ausstellung von Arbeiten der fünf Gastkünstler geht die Chemnitzer Sommerakademie zu Ende. Was da Katrin Walschek (Köln), Uta Pütz (Freiburg) , Ünsal Öksüz (Berlin), Endi Paredes und Armando Ruiz (beide aus Venezuela angereist) in den letzten zwei Monaten produziert haben und jetzt zeigen (bis zum 28. 8. täglich 16 bis 20 Uhr) ist hochinteressant. Etwas überraschend war auch, dass gestern abend trotz Gewittergüssen rund sechzig Gäste zur Vernissage kamen. Auch als dann zum späteren Abend noch zwei Filme und ein Hörspiel, alles Produkte der Sommerakademie-Workshops, aufgeführt wurden, war die „Reitbahn-Lounge“ ebenfalls überfüllt. Geht doch. Nun müssten nur die politisch Verantwortlichen noch begreifen, dass es sogar in Chemnitz Potenziale für urbanes Leben gibt, dann könnte man wirklich von einem Happy End sprechen.

Plastiken von Endi Paredes.

Plastiken von Endi Paredes.

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Heißer Tag im August

Wie das Wetter war, weiß ich nicht mehr. Heiß wurde er aber, dieser 20. August. Ich war mit den Eltern in Spindlermühl, Riesengebirge. Am frühen Morgen wurde über Lautsprecher auf dem Campingplatz die tschechische Nationalhymne gespielt. Kein gutes Zeichen. Der freundliche Kellner in einem Restaurant im Zentrum des Ortes, wo wir mehrfach gegessen hatten, erklärte uns, wo noch Benzin frei verkauft wird. Aber auch erst nach stundenlangem Anstehn. Dann die Rückfahrt. Weit ist es nicht vom Riesengebirge in die Oberlausitz, eigentlich nicht mehr als zwei Autostunden. Doch es gab Bäume, quer über die Straße gefällt. Und zerstörte oder umgedrehte Wegweiser. In Liberec stand ein Panzer auf dem Marktplatz, ein Haus brannte. Grenzkontrollen fanden auf tschechischer Seite nicht statt. Generalstreik.

Die Ferien dauerten noch eine Woche, im Ferienlager besuchten wir die an der Grenze stehenden NVA-Truppen. Sie waren nicht mit einmarschiert. Wir brachten den Friedensschützern Blumen. Eine Klassenkameradin hatte Geburtstag, feierte ihn aber bei einer Freundin, weil ihr eigenes Elternhaus schon im Sperrgebiet lag.

Am ersten Schultag fragte die Klassenlehrerin, was denn so alles passiert sei. Ich hatte keine Antwort. Zwar war ich Zeuge eines weltgeschichtlich bedeutsamen Ereignisses geworden, begriffen hatte ich davon mit meinen sieben Jahren aber nichts.

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Rennbahn mit Hindernissen

Drei Tage Livelyrix-Literaturfest auf der Galopprennbahn Scheibenholz in Leipzig liegen hinter uns. Drei heiße Tage – nicht nur wegen des Wetters. Besonders heftig wurde es am Samstag abend beim Slam, wo mehr als 200 Gäste den zwei Poetinnen und acht Poeten zuhörten. Sieger wurde schließlich Florian Cieslik aus Köln mit ironischen Versen. Auch am Freitag zum Songslam waren schon reichlich hundert Leute zusammengeströmt. Verhaltener ging es Sonntag zu, das deftige Wetter mag gleichermaßen schuld sein wie das üppige Konkurrenzangebot in der ganzen Stadt. Da mussten leider manche hochkarätigen Autoren und Musiker vor fast leeren Rängen auftreten, vor allem am Nachmittag. Für das nächste Jahr ist also zu überlegen, ob man gleich erst abends beginnt, wenn es kühler ist und nur noch die Texte und Sounds für Hitze sorgen. Aber vielleicht regnet es 2010 an jedem Sommerwochenende? Das ist das Problem bei Freiluftveranstaltungen. Nie weiß man …

livelyrix-literaturfest galopprennbahn scheibenholz

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Livelyrix-Literaturfest startet heute

Mit einem Songslam startet heute abend (20 Uhr) das Livelyrix-Literaturfest auf der Galopprennbahn Scheibenholz Leipzig. Morgen geht es ab 14 Uhr mit üppigem Programm weiter. Alle Infos unter www.livelyrix.de oder www. sommertheater-leipzig.de.

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Abgrundlos

Manchmal komme ich mit der deutschen Sprache nicht klar (recht häufig). So fand ich an einem Brandenburger See dieses unten abgebildete Warnschild. Nach 50 Metern Wasserwandern (senkrecht zur Uferlinie) geht dort die Brühe immer noch nur bis zum Oberschenkel. Nicht tief also. Untief. Will mich das Schild vor dieser Flachheit warnen?

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Da wie hier

Es kommt ausgesprochen selten vor, dass ich die Berliner Zeitung lese. Beim gerade zuende gegangenen Kurzurlaub in Brandeburg habe ich mir aber am 7. August ein Exemplar des Blattes gekauft. Im schön altertümlich als Feuilleton bezeichneten Kulturteil fiel mir dann ein Artikel über den Kulturetat der Bundeshauptstadt auf. Sehr überraschend ist, dass dieser trotz der anhaltenden Pleite der Stadt und der hinzu kommenden Weltwirtschaftskrise im kommenden Jahr um ganze 16 Millionen Euro auf insgesamt 390 Millionen angehoben werden soll. Doch nicht etwa ausgeglichen verteilt für diverse Sparten und Abteilungen. Vor allem die drei Opern und die großen Theater bekommen mehr. Die Kommentatorin Birgit Walter kommt deshalb zur Einschätzung: Das ist alles in Ordnung, keinem wird der Aufwuchs missgönnt. Allein verglichen mit der Förderung, die in die kreative freie Szene geht, ist dieser Haushaltsansatz rabiat, roh und ideenlos. Er gibt der einen Hälfte des künstlerischen Personals der Hauptstadt, die schon ordentlich abgesichert ist, und ignoriert die andere Hälfte, die ein Gedeihen der Hochkultur erst ermöglicht und für die sie weltberühmt ist.

Die Mittel für die „Freien“ sollen nämlich trotz des beachtlichen Gesamtzuwachses des Budgets um 1,3 Millionen Euro gekürzt werden!

In Leipzig bekennen sich zwar alle offiziell Verantwortlichen zur Anhebung des Etats der Freien Szene auf 5 Prozent des Kulturhaushaltes bis 2013, doch so eine innige Liebe zu den nicht in einem kommunalen Angestelltenverhältnis stehenden Kreativen ist auch hier nicht unbedingt zu erkennen.

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Wieder da

Urlaub in Sachsen-Anhalt – das klingt nicht sonderlich spektakulär. Ist es auch nicht. Schön war es trotzdem. Auch wenn mich der an den Autobahnen aufgestellte Slogan „Land der Frühaufsteher“ von einem längeren Aufenthalt dort abhalten würde, war die vergangene Woche doch erholsam. Wir haben den zweithöchsten Berg der DDR erklommen, auf den normale DDR-Bürger nicht rauf durften. Voller Ehrfurcht haben wir an den Wirkungsstätten des ersten deutschen Königs und des ersten deutschen Kaisers geweilt, haben eine kräftige Dosis Romanik (ohne t !) zu uns genommen, auch bisschen Gotik, haben ganz lokalverbunden Halberstädter Würstchen verspeist und dazu Hasseröder Bier getrunken, haben Orte mit so anheimelnden Namen wie Darlingerode und Benzingerode kennengelernt und letztlich sogar Milch von der Jungfrau Maria sehen dürfen.

Nach vier Tagen sind wir dann weitergereist, nach Brandenburg, Land und Stadt. Da habe ich gemerkt, dass ich entgegen vorheriger Annahmen doch in der Lage bin, einen ganzen Tag einfach so am Strand rumzuhängen und dabei nur gelegentlich einige Seiten in einem Buch umzublättern. Allerdings hat sich auch ein Klischee bestätigt. Das nämlich, dass die nordostdeutsche Tiefebene dicht von Nazis besetzt sei. Kaum hatten wir das Zelt aufgebaut, hielt daneben das Auto (japanische Marke) eines Dauercampers. Der Sohn steigt aus – im Thor Steinar-Hemd. Der Vater steigt aus – in gleiche Marke gewandet. Abends dann versammelten sich einige Jugendliche auf der anderen Seite von uns, äußerlich vom Typ netter Junge/nettes Mädchen von nebenan, keinesfalls Glatzen oder so. Die Musik, die sie bis nach Mitternacht hörten, war aber ausschließlich deutschsprachig, ausgewählte Passagen wurden mitgegrölt. Nettes Ambiente.

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Etwas abwesend

So, für gut eine Woche wird es in diesem Blog wohl keine neuen Einträge geben. Es sei denn, ich hätte einen unwiderstehlichen Mitteilungsdrang und würde zudem auch noch ein Internetcafe finden. Wir machen nämlich einen Kurzurlaub. Auf den Spuren von Heinrich Heine und Thomas Rosenlöcher geht es zunächst in den Harz. Und dann, mal sehen …

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Literaturfest an der Galopprennbahn

Die Livelyrix-Website scheint jemand gehackt zu haben. Genau da sollte aber schon lange das Programm der Literaturveranstaltungen im Sommertheater an der Galopprennbahn Scheibenholz drinstehen. Ersatzweise hier also einige Informationen. Am kommenden Sonntag (2. August) ist ab 19 Uhr die Lesebühne Berliner Wald mit Felix Römer, Wolf Hogekamp, Frank Klötgen und Gauner zu erleben. Vom 14. bis 16. August folgt das das Livelyrix-Literaturfest mit diesem Plan:

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Vielfalt macht glücklich

Analog zur Wirtschaftlslage steht die diesjährige Global Space Odyssey unter dem Motto „Geld oder Leben“. Dass es Organisatoren und Mitmachern in erster Linie um die Lust am Leben geht, ist nicht zu übersehen. Doch auch Subkultur kommt nicht ganz ohne Geld aus. Und so richtet sich die GSO gegen Staatshilfen für raffgierige Banken ebenso wie gegen einseitige kulturpolitische Prämissen: Weiterlesen

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