Tiefergelegt

Das wird jetzt ein längerer Sermon. Beim Versuch, „Hochkultur“ wie einen glitschigen Aal packen zu können, geht es mir nicht um philosophische Tiefe. Da er aber wie ein Prädikat der Stiftung Warentest benutzt wird, und alle, die da keinen Aufkleber abbekommen haben oder gar nicht erst in den Test einbezogen wurden, die Angeschmierten sind, hat es ganz praktisch-pragmatische Bedeutung, dieses so all zu selbstverständlich benutzte Label entweder exakter zu bestimmen oder zu demontieren/dekonstruieren. Allerdings sind die folgenden Gedankensprünge ungeordnet. Zur Systematik bin ich zu faul. Nennen wir es also Passagenwerk, da kriegt die Kritik gleich mal kalte Füße. Weiterlesen

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Neue Klänge

Fragt mich bitte nicht, wie das Instrument heißt, welches Steffan Claußner da in der Hand hält. Sieht aus wie ein elektronisches Sudoku und kommt natürlich auch aus Japan. So einfach wie es erscheint, ist die Bedienung keinesfalls. Jedenfalls lassen sich damit unglaublich viele Klangmöglichkeiten zaubern. Und das tat der Chemnitzer Musiker dann eben auch zur offiziellen Premiere meines Buches „Chemnitz Architektur – Stadt der Moderne“ in den kommunalen Kunstsammlungen. Immerhin war Bernd Ruscher gekommen, Leiter des städtischen Kulturbüros und auch der Chef der Architektenkammer. Ansonsten so um die 40 Leute. Hätten natürlich mehr sein können angesichts der epochalen Bedeutung des Werkes. Ist eben Chemnitz. Was soll man da sagen? Vielleicht das noch, dass Steffan Claußner auch Organisator des Improvisationsmarathons ist, der ab dem 30. April 19 Uhr für 42 Stunden und 19,5 Minuten mit diversen Musikern durch die Stadt der Moderne läuft. Dafür lohnt es sich doch, mal hinzufahren.

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Wer ist da eigentlich Schiedsrichter?

Nun muss ich aber doch noch mal was zur Debatte um die Ernennung von Michael Faber zum Leipziger Kulturdezernenten äußern. Klar ist, dass nun nach der erfolgten Wahl alle Seiten versuchen müssen, so gut es nur geht zusammenzuarbeiten. Wie diese „Kooperation“ aber aussehen soll, legte laut Aussagen der heutigen LVZ Oberbürgermeister Jung so fest: „Die Mannschaft stellt nicht den Trainer auf.“ Und deshalb verbitte er sich jede weitere Kritik am neuen Dezernenten.

Ist das nur ein sprachlicher Lapsus oder Ausdruck einer verinnerlichten Denk- und Handlungsweise? Vermutlich letzteres. Der Vergleich mit dem Sport (in erster Linie wohl dem Fußball-Zirkus) ist in jeder Betrachtungsweise unstimmig, dabei aber bezeichnend für den, der so etwas äußert. Im höchstkommerziellen Profisport verdienen die Akteure zwar viel Geld, werden aber ganz offiziell wie Ware behandelt. Spieler werden für Millionensummen an andere Vereine veräußert (bei guten Leistungen) oder auch einfach rausgeschmissen (bei wenig Leistung oder Verletzungspech oder Überalterung ab Mitte 30). Also: Herr Elstermann, Sie sind zwar ein toller Stürmer, aber meckern zu viel rum. Ab September können Sie ihre Nato in Wurzen betreiben, die haben eine gute Ablöse gezahlt. Viel Spaß! Ein Wiederaufstieg ist immer machbar.

Andererseits werden natürlich auch Trainer mehrfach pro Saison gewechselt, wenn das Punktekonto nicht den Erwartungen des Managements entspricht. Das hat Michael Faber nicht gerade zu befürchten, aber die Metapher hat etwas für sich: Eigentlich bestimmt der Vorstand, was passiert. Da ist dann der Trainer auch nur Verschiebemasse, so sehr er sich auch abrackert. Genau das dürfte Burkhard Jung wohl gemeint haben.

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Kein mediterranes Flair

Als kleine Erholungspause im noch nicht ganz aufgegebenen KLP-Projekt habe ich erst einmal die Lektüre des Romans „Kalda“ von Edo Popovic eingeschoben. Zwar ist das Buch auch reichlich 280 Seiten dick, doch dafür brauchte ich deutlich weniger Zeit als bei einer vergleichbaren Seitenzahl Pynchon. Weiterlesen

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Wahllos

Handeln die Parteien nun so, weil Wahljahr ist, oder obwohl Wahljahr ist und sie können gar nicht mehr anders? Zur heute nun vollzogenen Ernennung eines neuen Leipziger Kulturdezernenten äußere ich mich trotz der noch in letzter Minute an Fahrt gewonnenen Pikanterie des Verfahrens besser nicht wegen Befangenheit. Doch bei meiner Arbeit in Chemnitz muss ich auch immer wieder miterleben, wie die Abgeordneten von straff links bis ganz rechts nichts anderes im Sinn haben als das Postengeschiebe. So ist es eben auch da verwunderlich (oder gerade nicht), wie nun ausgerechnet ein Mitglied der Linkspartei, der zudem im Aufsichtsrat des städtischen Immobilienunternehmens sitzt, die Politik dieses Unternehmens zur Zurschlagung eines alternativen Projektes (das diese Stadt so dringend nötig hätte) aktiv unterstützt, während SPD und Grüne zumindest formal Unterstützung zusagen. Meine viele potenziellen Wahlzettel dieses Jahres werden wohl blütenrein bleiben, unbeschmutzt von irgend welchen Kugelschreiberspuren.

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Diese Schmerzen

Auch Leipziger Wissenschaftler tragen häufig dazu bei, einer Lösung drängender Menschheitsprobleme näher zu kommen. So haben sie gemeinsam mit amerikanischen Kollegen gemäß einer heutigen Zeitungsmeldung herausgefunden, dass auch Neandertalerfrauen ihre Kinder unter Schmerzen zur Welt brachten. Damit dürfte nun auch sichergestellt sein, dass die Neandertaler in die alttestamentarische Schöpfungsgeschichte einbezogen werden müssen. Denn dort wird ja erklärt, dass ein Apfel Auslöser dieser Schmerzen war (sollte jedem Veganer zu denken geben). Da ja aber zu dieser Zeit nur eine Frau existierte, steht nun die große Frage, ob Eva Neandertalerin war. Oder etwa Lilith, die Erstfrau Adams? Das würde das Aussterben dieser Spezies erklären, über Lilith reden die Theologen ja auch nicht so gern. Wie man sieht, wirft jeder Fortschritt der Wissenschaft neue Probleme auf.

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Buch und Kunst

Am Donnerstag, 23. April, ist es nun so weit. Ab 18 Uhr findet die offizielle Präsentation meines Buches „Chemnitz Architektur – Stadt der Moderne“ in den Kunstsammlungen Chemnitz statt. Neben einigem Gerede wird es zu einer Fotocollage zur Chemnitzer Architektur frei improvisierte Musik von Steffan Claußner geben. Ich bin schon gespannt, hab es selbst noch nicht gehört.

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Revisionisten

Eigentlich benutze ich grundsätzlich OpenOffice als Alternative zu MS Office, schon um Bill Gates nicht noch reicher zu machen. Doch meine Sympathiewerte für diese Software sinken. Als ich gestern in einem Text meine Herkunftsregion Oberlausitz erwähnte, erschien sofort eine rote Wellenlinie darunter. Nun war ich wirklich neugierig, welche Alternativen vorgeschlagen werden. Es sind: Oberleutnant, Oberhausen, Oberschlesien, Überlaufen. Vielen Dank auch! Wer hat dieses Wörterbuch bloß bestückt?

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Die Gesetze der Jugend

Manchmal hat es Vorteile, dass ich nichts wegwerfen kann, vor allem keine Bücher. So stieß ich beim Wochenendbesuch im oberlausitzer Elternhaus auf ein Werk namens „Der Sozialismus – Deine Welt“. Wie die darin liegende Urkunde bestätigt, bekam ich es zur Jugendweihe am 5. April 1974 überreicht. Ich bin nun also seit genau 35 Jahren Jugendlicher. Eine weitere interessante Beilage zum Buch ist die Broschüre Gesetz über die Teilnahme der Jugend an der Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft und über ihre allseitige Förderung in der Deutschen Demokratischen Republik – Jugendgesetz der DDR – vom 28. Januar 1974. Das Jugendgesetz ist auch so eine Sache, die bei der sogenannten Vereinigung gänzlich verschwand. Dabei hätte man es doch überarbeiten können. Zum Beispiel § 30, der im Original so lautet: Weiterlesen

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KLP 7

Doch einen weiteren Großabschnitt von „Gegen den Tag“ geschafft und damit Seitenzahl 1040 erreicht. Nun also nur noch 500 weitere Seiten. Nur? So ganz sicher bin ich mir nicht, ob ich die auch tatsächlich noch abwickle. Jetzt ist jedenfalls erst mal wieder ein kleiner Stopp nötig. Und ein Bericht. Weiterlesen

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