Etikettenschwindel

„Blogs für die Stadt“ steht auf der Titelseite von PRINZ Leipzig, einem Journal, das ich normalerweise nicht sehr ernst nehmen kann. Dieser Anreißer lockte mich dann aber doch, 1,50 Euro zu investieren. Zwar kenne ich Leipzigblogs und Heldenstadt, wo die meisten Blogger der Stadt irgendwie Beachtung finden, doch vielleicht hat die nachwuchsadlige Redaktion echte Geheimquellen aufgeschlossen. Irrtum. Von den zwanzig vorgestellten Blogs sind überhaupt nur sieben aus Deutschland, kein einziger aus Leipzig. Warum nennt sich dieses überflüssige Printprodukt eigentlich Stadtmagazin? Ich will nun nicht öffentlich zum Boykott aufrufen. Doch für mich war es garantiert das letzte Mal, dass ich Geld dafür ausgegeben habe.

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Königstreu

Nach einem Jahr war Sax Royal, die Dresdner Lesebühne, wieder einmal Gast beim Literatursalon von Voland & Quist in Horns Erben. Die ehemalige Schnapsfabrik in Leipzigs hipper Südvorstadt war reichlich abgefüllt mit Leuten, da ging kaum noch was rein.

Wie bei einer richtigen Lesebühne zu erwarten, konnte natürlich ganz gut gelacht werden. Julius Fischer machte sich über depperte Deutsch-Rapper lustig, Max Rademann gab eine seiner verqueren Erzgebirgs-Sagen zum Besten, Micha Bittner berichtete mit rhetorischem Humor über ein an sich nicht so lustiges Silvester in Weimar. Doch Stefan Seyfarth hatte nach den schon gar nicht so komischen Poemen noch einen bitterernsten Monolog eines Strafgefangenen zu bieten. Das gehört zum Glück auch zum Lesebühnen-Repertoire. Da ich die anderen vier schon ziemlich oft gesehen und gehört habe, war für mich persönlich das Highlight aber die zweite Begegnung mit Roman Israel. Seine minimalistisch verdichteten, oder im Ausnahmefall auch barock ausschweifenden, Verse sind auf so trockene Weise absurd, dass man aus dem grinsenden Staunen gar nicht rauskommt.

Eine Frage bleibt aber. Warum haben sich die Jungs, die eigentlich gar nicht so retrospektiv wirken, ausgerechnet zu Fans der in Jahrhunderten Inzucht degradierten Wettiner deklariert?

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Off heißt nicht draußen

Gerade mal zwei Jahre ist er alt, der Landesverband Freier Theater in Sachsen. Nun findet in Chemnitz vom 26. bis 29. März OFF 09, das Treffen dieser Szene statt. Die Stadt hat es nötig, vielleicht kommt eine kleine Initialzündung dabei heraus. Denn Off-Theater und Chemnitz, das sind bsiher eigentlich sich gegenseitig ausschließende Begriffe. Zwar gibt es das Arme Theater (Entschuldigung: Armes Theater – auf grammatikalische Unbeugsamkeit wird da Wert gelegt), das ist aber auf ein sehr, sehr junges Publikum fixiert. Und es gibt das Fresstheater, wo man zu Schwänken in erzgebirgischer Mundart viel zu essen bekommt. Auch das also kein wirkliches Off-Theater. Und das wars dann schon, sieht man vom noch ganz frischen Experiment ab, welches Michael Paul Milow da startet. Es kann also nur besser werden.

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Stofflose Kunst?

Genau 14 Ausgaben hat es gegeben vom Versuch, ein Kulturjournal für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zu etablieren. Nun ist offenbar Schluss. Die schon fertig produzierte Nummer 15 von KUNSTSTOFF erscheint nur noch online, für den Druck hat Jonas Plöttner, der Verleger, kein Geld. Sicherlich hat es manches Manko gegeben bei der Vermarktung, außerhalb von Leipzig kannten nicht sonderlich viele Leute das Journal. Auch der mehrfache Wechsel des Erscheinungsturnus´ war nicht unbedingt nutzerfreundlich. Schade ist es aber trotzdem. Wenn man sich im Zeitschriftenladen so umsieht, was alles für Schnulli in großer Auflage unters Volk gestreut wird, dann wirkt das Sterben dieses regionalen Kulturmagazins schon als Verlust.

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Parallelwelten

Am Sonntag und Montag habe ich zwei Leipziger Literaturveranstaltungen besucht, die eigentlich vieles gemeinsam haben und doch ganz anders erscheinen. Jeden zweiten Sonntag gibt es im FHL-Club an der Eichendorffstraße „Texte an der Theke“, moderiert von Henner Kotte, der Donna Leon Leipzigs. Weiterlesen

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Pipi goes underground

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KLP 4

Da ab Seite 124 über lange Strecken nur noch von Webb Traverse die Rede war sowie einem Veikko, der wohl Episode bleibt, dachte ich zunächst, der Roman sei wohl nach einigen kleineren Spiralbewegungen nun doch auf dem Billard-Prinzip* aufgebaut: Eine Person oder Gruppe lernt die nächste kennen, die dann in den Vordergrund tritt, währed das bisherige Personal in Vergessenheit gerät. Das soll sich noch als Irrtum erweisen. Die Kreise und Spiralen werden nur ausgreifender. Weiterlesen

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Beim Meister

Fans des FC St. Pauli tragen häufig T-Shirts, auf denen „Rekordmeisterbezwinger“ steht, da der Verein irgendwann mal ein Pokalspiel gegen Bayern München gewonnen hat. So einen ähnlichen Aufdruck könnte ich mir auch machen lassen. Während ich beim Dresdner Slam ins Finale gekommen bin, musste Sebastian 23, der amtierende Meister des deutschsprachigen Raum im Backstage bleiben.

Zum Ausgleich habe ich mir aber gestern in Chemnitz sein Soloprogramm angesehen. Der Kinosaal des Weltecho war gut gefüllt, vielleicht so etwa 80 Leute. Das ist für Chemnitz eine sagenhaft gute Resonanz. Vielleicht, weil der Bochumer eben groß als der Meister angekündigt worden ist. Vielleicht sollte ich nun im Weltecho als der Meisterjäger auftreten. Da fällt mir ein, dass ich ja gar kein Soloprogramm habe. Schade eigentlich.

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Linearität

Heute musste ich in der Lebenspraxis wieder mal feststellen, dass in Chemnitz nicht nur die Nummer 3 in der Folge der Straßenbahnlinien unbesetzt ist. Seit einiger Zeit gibt es auch keine Linie 1 mehr. Nur noch 2, 4, 5 und 6. Dafür fährt die Straba bis Stollberg und bald auch bis Limbach oder Burgstädt. Also weniger Strecken, dafür aber weit weg aus dieser seltsamen Stadt. Irgendwie logisch. Alle Prognosen gehen davon aus, dass die Abwanderung noch über viele Jahre anhalten wird. One way ticket to the blues.

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Endlich

Die Regierung erwägt jetzt ein Solarium-Verbot für Minderjährige. Es wird auch Zeit für Maßnahmen, dass hier nicht so viele Jugendliche braun werden.

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