Man wird doch mal …

… von Demokratie träumen dürfen. So ganz demokratisch sieht das nämlich nicht aus, wie gerade die nach Verabschiedung Georg Girardets vakant werdende Stelle des Kulturbürgermeisters von Leipzig neu besetzt werden soll. Noch bevor eine Ausschreibung veröffentlicht wurde, stand der Name des neuen Dezernenten schon fest. Vereinbart zwischen den Fraktionen Linkspartei und SPD.

Nichts gegen Michael Faber, aber ein freier Wettbewerb der Vorstellungen, welche Akzente in der Leipziger Kulturpolitik eventuell neu gesetzt werden könnten, erscheint mir auch nicht schlecht. Darum habe ich mir mal paar Gedanken gemacht und aufgeschrieben. Und wenn Herr Faber dann sagt: „Genau das ist meine Linie!“ wäre es den Aufwand wert gewesen.

Weiterlesen

Veröffentlicht unter kulturpolitik, leipzig, politik | Hinterlasse einen Kommentar

KLP 3

Von den FdF ist nichts mehr zu hören, auch nichts von Lew, dem Detektiv. Stattdessen stehen nun Merle Rideout und seine heranwachsende Tochter Dally im Mittelpunkt. Damit wechselt auch der Schauplatz. Weiterlesen

Veröffentlicht unter kassner liest pynchon, literatur | Hinterlasse einen Kommentar

Volle Scheune

Ernsthafte Großschriftsteller würden bei so einem Szenario sofort ihre Karriere abbrechen und in ein vorpommersches Dorf umziehen, um nie wieder aufzutauchen: 350 junge Leute strömen in die Scheune, um frische Texte zu hören. Und weitere rund fünfzig mussten umdrehen wegen Überfüllung. Doch Spokenword-Artisten sind da eben härter im Nehmen. Im Entgegennehmen von Applaus etwa. Selbst Gelächter im Publikum stört sie nicht. Und so war es wieder mal ein schöner Livelyrix-Slam in der Scheune am vergangenen Freitag, also dem 30. Januar. Eine Poetin und neun männliche Schreiber traten an. Für mich war es eine Premiere, in Dresden in die Endrunde zu kommen. Und das ausgerechnet mit einem religiösen Erbauungstext. Außerdem durften Tilman Birr und Jan Koch, beides Berliner, ein zweites Mal auf die Bühne. Eindeutiger Sieger war Jan Koch. Dass er dies mit sehr poetischen und ziemlich ernsthaften Gedichten schaffte, könnte nun ein Argument gegen die ewigen Kritiker diese Veranstaltungsformates sein. Aber die kommen ja sowie so nie hin und wollen auch nichts davon hören.

Veröffentlicht unter dresden, poetry slam, unterwegs | Hinterlasse einen Kommentar

Rap my Nasdaq, Rock my Stock

all die vielen abge
wickelten und abge
schnippelten banker
& aufsichts
räte ohne sicht auf was & un
gesichert
fallenden controller
ohne
bankaufsichtkontrolle
(toll ey)
– die sonne scheint
ja scheinbar
trotzdem – wissen
nächstentags
nichts bessres
als:
DICHTUNG
die währ
ung der zu
kunft, & verzinsen
alexandriner,
erspähen trochäen,
werden elegisch (was
sonst)
D O C H
was reimt sich
auf : : : : : :
umlaufrendite
wall street
nikkei index
kursrally
gewinnmitnahme
liquiditätsklemme
negative indikatoren
schrumpfungsprozess
ergebnis vor steuern
????????  ?????????????  ??? ?
schlechte vorgabe aus frankfurt
dll bitte über
nehmen
Veröffentlicht unter ergüsse, literatur | Hinterlasse einen Kommentar

KLP 2

Wieder vierzig Seiten geschafft. Zeit für eine Auswertung. Die Beiträge in dieser Kategorie, also meiner Pynchon-Lektüre, werden nun nur noch mit der Überschrift KLP und der aktuellen Durchnummerierung erscheinen. Weiterlesen

Veröffentlicht unter kassner liest pynchon, literatur | 2 Kommentare

Jetzt geht´s los

Die öffentliche Ankündigung baut einen inneren Druck auf. Nun muss ich durch. Unterdessen bin ich mit Pynchon auf Seite 45 angekommen, ausreichend also für ein erstes Exzerpt. Eigentlich war ich schon am Donnerstag so weit, aber dann sind eben andere Sachen dazwischen gekommen, unter anderem gestern abend der Poetry Slam im Jenaer Kassablanca, der wie immer dort beeindruckend war (356 Besucher!).

Mit Thomas Pynchon hatte ich erste Berührungen in den Achtzigern, als mir das kleine Bändchen „Die Versteigerung von No. 49“ in die Hände kam. Und dann erwarb ich das von der Stadtbibliothek Chemnitz ausgesonderte grandiose Werk „V“ für drei Mark. Nun also ein spätes Wiedersehen mit „Gegen den Tag“. Weiterlesen

Veröffentlicht unter kassner liest pynchon, literatur | 1 Kommentar

Auf Lorbeer ausruhn

Bevor ich zur angedrohten umfangreichen (wenn auch vielleicht nicht ganz so schweren) Literaturanalyse schreite, zunächst eine ganz anders geartete Marginalie.

Auf dem Fensterbrett unseres Schlafzimmers kämpft gerade eine Lorbeerpflanze ums Überleben. Normalerweise steht sie auf dem Balkon, jetzt eben im Winterquartier. Da das Zimmer aber nach meinem allnächtlichen Geschnarche morgens erst mal gelüftet werden muss, hat die Pflanze wohl die kürzlich erlebte Kälteperiode nicht so ganz heil überstanden. Jedenfalls habe ich mir nun, besorgt um die Zukunft des für einen Autoren nicht ganz metaphernfreien Gewächses erstmals das kleine Plastikschildchen angesehen, welches daneben in der Erde steckt. Zunächst wurde mir schlagartig klar, woher das Wort Laureat kommt, also die Bezeichnung für jemanden, dem der Lorbeer auf den Kopf oder sonstwohin gesteckt wird.

Als nächstes aber muss ich die landläufige Vorstellung, fast jeder Holländer könne besser Deutsch als der durchschnittliche Bayer oder Schwabe, etwas entzaubern. Zumindest für die Mitarbeiter der Pflanzenindustrie scheint das nicht zuzutreffen:

Eigentlich finde ich es gar nicht so schlecht, dass auch Pflanzen dekorative Interessen haben können und dann sogar noch dankbar sind, gekocht zu werden. Aber dass sie der Grund des Suppengrüne sind, erscheint schon fragwürdiger. Und dann sogar für Schlechtes Ragout schuldig gesprochen zu werden! Möglicherweise soll es in Wirklichkeit „Schlächterragout“ heißen, welches in manchen Asia-Bistros auch als Bauerngeschnetzeltes á la Pol Pot bezeichnet wird? Braucht man dafür wirklich Lorbeer?

Ich hoffe nun, dass ich nach meinem Förderpreis beim Zentralen Poetenseminar Schwerin 1986 nie wieder literarischer Laureat werde. Es gibt doch Grenzen des guten Geschmacks.

Veröffentlicht unter neues | Hinterlasse einen Kommentar

Kassner liest Pynchon

Jochen Schmidt hat es vorgemacht, bei der Lesemaschine ist es zum Prinzip geworden – die öffentliche Teilhabe an der Lektüre eines Buches. Jetzt mach ich mit.

Das Buch muss ziemlich dick sein, dachte ich mir, damit sich die Blog-Einträge über eine ernst zu nehmende Zeitspanne hinziehen. So fiel meine Wahl auf Thomas Pynchons neuestes Werk „Gegen den Tag“. Das hat 1596 Seiten. Ist doch was.

Eigentlich habe ich den Wälzer schon seit Wochen in einer Leipziger Buchhandlung umkreist. Dass ich ihn nun erwarb, ist einer simplen Tatsache zu verdanken. Noch länger nämlich schiebe ich die Abrechnung der Umsatzsteuer für das Jahr 2008 vor mir her in Erwartung grausiger Beträge. Da ich mir aber die Maxime der Bundesregierung zu eigen gemacht habe – mehr ausgeben als einnehmen – war ich nach Lektüre der letzen Spalte in der nun endlich erstellten OpenOffice-Calc-Tabelle angenehm überrascht. Das Finanzamt hat mir was auszuzahlen. Also rein in den Buchladen und den Schmöker erwerben. Wieder eine abrechenbare Ausgabe. Die erfolgreiche Finanzpolitik muss doch fortgesetzt werden.

Wann nun das erste Exzerpt erscheint, will ich nicht versprechen. Den Zwang wie bei Jochen Schmidt, täglich zwanzig Seiten zu konsumieren, will ich mir nicht auferlegen. Auch weiß ich nicht, ob ich Vorlagen wie „Verlorene Praxis“ oder „Unklares Inventar“ von Schmidt übernehme. Vielleicht hat er das ja auch zum Gebrauchsmusterschutz angemeldet. Mal nachfragen. Doch erst einmal fange ich nur an zu lesen.

Veröffentlicht unter kritik, literatur | Hinterlasse einen Kommentar

Schwere Geburt

Das war nun wirklich nicht einfach. Seit etwa zwei Monaten liegt „Lyrik von JETZT zwei“ auf dem Tisch und ich habe auch immer wieder darin gelesen. Doch um mich zu einer Rezension durchzuringen war ein sehr langer Anlauf notwendig.

Weiterlesen

Veröffentlicht unter kritik, literatur | 2 Kommentare

Kleines Outing

Vor wenigen Tagen hatte ich noch die grandiose Idee, ein „Atelier für Ortografie“ (oder auch Orthographie) zu eröffnen. Nun tippe ich, wie häufig, in die Adresszeile des Brausers wetter.de ein, um zu erfahren, wie sich die Meteorologen die nächsten Tage vorstellen. Dann aber lese ich:

Hier entsteht demnächst das große deutsche Legasthenikerportal.

… wenn Sie das Wetter suchen, sind Sie hier richtig.

Tja, ich hatte eben „weter“ geschrieben. So geht das, würde Kurt Vonnegut in „Schlachthof 5“ lakonisch mitteilen. Peinlich.

Veröffentlicht unter neues | Hinterlasse einen Kommentar