Warum ich Christian W. Lech jetzt „entfreunde“ – eine Grundsatzentscheidung

Schon vor einem Jahr schlug ich vor, den Begriff „entfreunden“ als Unwort des Jahres zu wählen. Erfolglos. Ich weiß nicht, seit wann Christian W. Lech mein „Freund“ auf Facebook ist. Ich kenne ihn persönlich überhaupt nicht, kann also die Anfrage nicht veranlasst haben. Habe dann wohl einfach auf auf Bestätigen gedrückt, weil eine ausreichende Anzahl meiner sogennannten FB-Freunde auch seine sind.

Seitdem gab es schon einige Male Zoff, weil Christian W. Lech sich als radikaler Antisemitenjäger erweist, auch unter dem Namen „Antideutsche“ bekannt. dass er wohl auch SPD-Anhänger oder gar Mitglied ist, spielt hingegen keine Rolle.

Nun muss ich zwischen zwei Sachverhalten unterscheiden. Erstens seine politische Haltung. Zweitens seine Art der Argumentation. Weiterlesen

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Ihr Kampf

Man kann ihnen zugute halten, dass sie sich offen dazu bekennen, Rechte zu sein, während Leute wie Elsässer oder manche Pegida-Anhänger ja immer noch davon faseln, weder links noch rechts zu stehen. Felix Menzel, Kopf des neurechten Journals Blaue Narzisse, hat fünf Mitstreiter zu einer vermutlich per Mailverkehr veranstalteten Strategiediskussion eingeladen.

Überraschend ist dann zunächst, dass die Debatte nicht damit beginnt, welches Ziel man hat, was erreicht werden soll, sondern: Wer ist der Feind? Unterschwellig wird aber schon im Vorwort angerissen, dass es um nichts anderes geht als die dauerhafte und vollständige Machtübernahme, wörtlich auch als Vernichtungssieg bezeichnet. Was dann zum unverzichtbaren Feindbild geäußert wird, ist weniger überraschend. Linke natürlich, und Ausländer. Weiterlesen

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Klappe halten

Das wird man doch mal sagen dürfen – spätestens seit Sarrazins Pamphlet dient die Berufung auf Meinungsfreiheit dafür, Dämme einzureißen, Hass und Hetze als legitime Meinungen auszugeben. Will man nicht dazu gehören, muss man sich immer öfter und immer intensiver überlegen, was man sagt und wie man es sagt. Denn von der anderen Seite werden permanent neue Tabus und neue Grenzlinien des Sagbaren postuliert. Vermintes Gebiet auf zwei Seiten, dazwischen ein schmaler Grat.

Ich habe auch schon persönlich Aufforderungen erhalten, zu schweigen. Wenn da ein mir persönlich nicht bekannter Bernd Krüger in meinem eigenen (!), nicht sonderlich stark frequentierten Blog kommentiert, ich soll es doch besser sein lassen, etwas zu schreiben, kann ich nur zurückholzen. Und auch wenn ein selbsternannter Kunstkritiker rumgackert, ich dürfe keine literarischen Texte veröffentlichen, kommt mir ein genüssliches Grinsen. Irgendwann werde ich eine Hymne auf ihn verfassen.

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Der Heilige Nagel zu Wien

Es soll nicht zur Manie werden, hier die Artikel des österreichischen Neo-Nazis Georg Immanuel Nagel zu zerpflücken. Dafür ist er wirklich zu unbedeutend. Doch sein bisher letzter Text in der Blauen Narzisse ist zu köstlich, um ihn einfach so vorbeirauschen zu lassen. Diesmal geht es um kein spezielles Thema wie die Legitimierung von Angriffskriegen oder die Brandmarkung von Fair Trade. Nein, Nagel hat diesmal das große Ganze im Blick. Und das ist mächtig gewaltig groß. Zeitenwende! Unter dem geht es nicht. Und im Untertitel: Der Geist der Alt-Right. Na ja, schon da könnte man einhaken. In diesem Kontext von Geist zu sprechen, ist durchaus gewagt. Zumal es wenige Zeilen weiter heißt: Ihr Ungeist wird restlos ausgemerzt werden. Damit sind die sogenannten 68er gemeint. Ich war damals zwar nur sieben Jahre, zähle mich aber freiwillig zu den Auszumerzenden.

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Ein Bild bleibt unvollendet

„Ich male!“ soll die Retrospektive zum Werk Arno Rinks heißen, die im nächsten Jahr im MdbK stattfinden wird. Sehr originell hört sich das nicht an. Doch vor dem Hintergrund der Biografie nicht allein Arno Rinks, sondern einer ganzen Leipziger Künstlergeneration klingt da ein gewisser Trotz heraus, die Titelwahl erscheint als Akt der Selbstbehauptung.

Arno Rink, Selbst, 1983, Öl auf Holz, 82,5 x 60 cm, Bildrechte: Galerie Schwind

Arno Rink, Selbst, 1983, Öl auf Holz, 82,5 x 60 cm, Bildrechte: Galerie Schwind

Als der aus einer thüringischen Kleinstadt und einem künstlerisch nicht sehr aufgeschlossenem Elternhaus stammende Rink 1962 im zweiten Anlauf einen Studienplatz an der Leipziger HGB bekam, war dies keinesfalls eine Malereischule. Einen eigenen Fachbereich gab es noch nicht, Malerei war der Grafik zugeordnet. Mit Horst Sakulowski war Rink in seinem Jahrgang einer von zwei Studenten. Doch mit Leuten wie Tübke, Mattheuer und Heisig, die gleich nach dem Studium zu Lehrern wurden, entwickelte sich eine stille Revolution. Deren Sprengkraft wurde bei der Bezirkskunstausstellung 1969 sichtbar. Kollegen aus der tradierten Metropole der Malerei Dresden schäumten. Später, mit zunehmendem Erfolg, gab es auch interne Querelen. So fühlte sich die dem späten 19. Jahrhundert an der Akademie etablierte Fotografie-Abteilung benachteiligt. Weiterlesen

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Verunsicherung

Gerade wird in den offiziellen Medien wie auch den sogenannten sozialen heftig über eine Fassadengestaltung an der Berliner Alice-Salomon-Hochschule gestritten. Dort ist das Gedicht Avenidas von Eugen Gomringer, einem anerkannten Webgberiter der Konkreten Poesie, aufgetragen. Dem Asta der Schule fehlt es offenbar an wirklichen gesellschaftlichen Themen, an denen man sich in dieser ach so ruhigen Zeit reiben könnte. Also fordert er eine Beseitigung des Gedichtes wegen angeblichem Sexismus. Weiterlesen

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Er ist wieder da

Was hab ich gelitten. Einen Monat hatte die Blaue Narzisse Sommerpause. Nun sind die Jungs wieder da. Was mich besonders freut: Georg Immanuel Nagel hat in gewohnter Produktivität innerhalb weniger Tage gleich zwei Mal seine Sülze abgeliefert.

Der erste Artikel nennt sich Importehen müssen verboten werden. Interessant ist schon mal, dass die Leute, die ständig Freiheit rufen, sich für alle möglichen Verbote stark machen. Immer mehr werden Eheschließungen zwischen Staatsbürgern und völlig Fremden zu einem Instrument des Bevölkerungsaustausches. Das muss endlich unterbunden werden. Darum eben müssen nicht-reinrassige Ehen endlich verboten werden. Es lebe der Arier-Paragraf! Mit einer Einschränkung: Zwischen den europäischen Brudervölkern dürfen Ehen erlaubt bleiben. Ob er auch Albaner, Bosnier oder Rumänen zu seinen Brüdern zählt, bleibt offen. Aber wer ganz von außerhalb Europas kommt, hat hier nichts zu suchen. Weiterlesen

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(K)ein Neustart

Es gehe um Weiterentwicklung, nicht um einen Neuanfang, sagt Alfred Weidinger, seit 1. August Direktor des Museums der bildenden Künste Leipzig. Was er dann aber aufzählt an Vorhaben, klingt doch ziemlich nach Reset-Taste.

Das geht schon los mit der Raumstruktur der Glaskiste. So viel ungenutzter Raum, der nach einer Bespielung ruft. Da dieser Raum sich hauptsächlich vertikal erstreckt, werden es wohl keine Gemälde, Grafiken und Bronzeplastiken sein, die da aufgehängt werden. Carsten Höller oder Ai Weiwei stehen ohnehin nicht für solche traditionellen Medien. Schillernde Namen der aktuellen Kunstszene ins Haus zu holen ist die eine Seite des Konzeptes. In der Hoffnung, damit die Einnahmen zu steigern, soll auf der anderen Seite der Nachwuchs gefördert werden, speziell der lokale. „Connect Leipzig“ nennt sich eines der Projekte. Mal dahingestellt, warum es unbedingt ein Anglizismus sein muss, ist es durchaus zu begrüßen, das Museum mehr mit der Stadt zu verknüpfen. Und mit ihren Künstlern, von denen es in Leipzig, so Weidinger, mehr als sonst irgendwo gäbe. Jeden Monat wird ab kommenden Januar Eine (Frauenquote 50 % plus) oder Einer einen Raum ganz nach eigenem Gutdünken nutzen können. Sogar ein separater Eingang sei machbar, wenn gewünscht. Die Altersgrenze von 30 Jahren erscheint aber ziemlich tief angesetzt zu sein. Da sind viele noch gar nicht mit dem Studium fertig. Weiterlesen

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Ist ja extrem!

Ich bin in einer Schleife gefangen. Nur ist die gegenwärtige Drehung viel heftiger als die vorige. Vor anderthalb Jahren habe ich auf einen Artikel des Sprachlos-Blog reagiert, der sich auf die Krawalle vom 12. Dezember 2015 in der Leipziger Südvorstadt bezieht. Dort distanziert man sich nur oberflächlich von der Gewaltorgie, stattdessen werden sowohl die Medien als auch die im Bio-Laden einkaufende Bürgerin gebrandmarkt, weil sie das Wort Extremismus in den Mund nehmen. Jeder, der das tut, hänge wohl Eckard Jesses Hufeisentheorie an, welche die eigentliche Gefährdung der Demokratie sei. Gerade habe ich mir beide Artikel, den im Sprachlos-Blog wie auch meinen eigenen, nochmals durchgelesen. Korrigieren muss ich mich nicht, nur ergänzen.
Nach dem G20-Weekend in Hamburg bleibt der Sprachlos-Blog seltsam sprachlos, obwohl doch viel zu analysieren wäre. Also fragte ich auf FB einen der Admins an, wo denn die Rechtfertigung für die Ausschreitungen bleibt samt Kennzeichnung der Kritiker als Jesse-Jünger. Von Verleumdung und unterster Schublade ist in seiner Reaktion per PN die Rede. Ich solle nicht auf die Nachricht antworten. “Schau” heißt es dann zum Abschluss. Mal schaun. Weiterlesen

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Aufklärung über Aufklärungen

Die Pluralbildung macht neugierig. Aufklärungen. Gab es denn nicht diese eine, einzigartige, weltverändernde Aufklärung?
Wege in die Moderne heißt der Untertitel des Reclam-Heftchens von Dan Diner. Er ist Israeli und war von 1999 bis 2014 Direktor des Simon-Dubnow-Instituts an der Uni Leipzig. Das sympathische an dem Büchlein ist, dass Diner zwar einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Aufklärung und Moderne herstellt, aber im Unterschied zu vielen anderen Autoren weit ausholt und die Voraussetzungen für diese Entwicklungen im Zeitraum vom 13. bis 15. Jahrhundert vermutet. Außerdem sucht er nach Gründen auch im materiellen Bereich, nicht allein in der geistigen Sphäre. Besonders den Buchdruck sieht er als eine zwingende Voraussetzung für die Aufklärung und die für ihn damit unmittelbar verbundene Moderne an, aber auch die Entdeckungsreisen des 15. und 16. Jahrhunderts. Diese Schübe lösten endgültig eine Entwicklung aus, die in ihrer schier grenzenlosen Dynamik von anderen Kulturen über eine lange Dauer nicht einholbar war.

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