Will Kacheln hieß eines seiner früheren Bücher, das neue nun (im Eigenverlag erschienene) nennt sich konsequent Mehr Kacheln. 50 Gedichte vereint Frank Klötgen darin laut Titel-Unterzeile und korrigiert sich wenig später: Eigentlich sind es ja 62 Gedichte. Darunter sind solche, die schon einen Klassiker-Status haben wie Der Täucher und Hinten im Korn. Die werden später mal in Anthologien zur Lyrik des frühen 21. Jahrhunderts enthalten sein, auch wenn der offizielle Literaturzirkus heute nichts von Klötgen wissen will. Denn er begeht zwei Kardinalfehler, die jedem Junglyriker, der nach dem Leonce-und-Lena-Preis strebt, beizeiten ausgetrieben werden: Erstens hat er eine Vorliebe für richtige Endreime und zweitens hat er sehr viel Humor. Beide Eigenschaften sind in den erlauchten Zirkeln der hochkulturellen Lyrikversteher so unbeliebt, dass nicht einmal darüber diskutiert wird.
Frank Klötgen stört das nicht sonderlich, er fährt durchs Land und hat mehr Zuhörer als ein ganzer Jahrgang DLL-Absolventen zusammen. Dabei sind seine Dichtungen keine simple Comedy wie bei manchem Kollegen aus der Slammer-Szene. Die Vorbilder sind durchaus im bürgerlichen Bildungskanon vorangegangener Jahrhunderte zu suchen, vor allem Schiller ist immer wieder mal dran. Doch Klötgen wendet ihn ins Gegenwärtige und packt eben viel Witz hinein. Das ist vor allem Wortwitz, keine Pointen. Das Spiel mit der Sprache betreibt er fast schon manisch, manchmal scheint der Inhalt nur Vorwand zu sein für das Herumwirbeln der Vokabeln, und da werden manchmal auch Wörter neu erfunden oder umgerubelt: Möricke, dich hör ich trapsen! Nachtigallen, Amseln, Spappsen! Oder: Hightech-Jogger, Kickboardrogger / Outdoorblogger, Stubenhogger / Turtelchöre, Amorteure / unterschiedlichster Odeure/Gangartgrazienausgestaltung / hochdruckhörig, upflmörig und vertieft in Unterhaltung . Und so ist es auch nicht ganz so wichtig, ob das alles einen tieferen Sinn hat. Es rockt!
Und Mehr Kacheln ist der einzige Lyrik-Band, den ich kenne, welcher einen Tier-, Pflanzen- Personen- und Gerätschaftenregister (an meisten benannt: Handy) besitzt. Schon das macht die Anschaffung wertvoll.
Das Buch ist direkt beim Autor bestellbar.