Eigentlich geht es mich ja nichts an, weil beim Literaturwettbewerb des mir bisher völlig unbekannten Govinda-Verlages nur Autoren unter 28 Jahren teilnehmen dürfen. Da bin ich ja knapp drüber. Abhalten würde mich aber auch die Bedingung, „positive Gedichte“ einreichen zu müssen. Laut Shell-Studie und anderen Untersuchungen ist ja sowieso die heutige Jugend die erste seit hundert Jahren, die mit der Welt ganz zufrieden ist und mehrheitlich nichts von Rebellion wissen will. Da passt dieser Wettbewerb mit dem Titel „Dem Schönen zuliebe“ ganz gut rein.
Irgendwie reizt mich die Aufgabe trotzdem. Ich werde mich deshalb trotz der unmöglichen direkten Beteiligung mal dranmachen und betont positiv reimen. Die wunderschönen, aufbauenden, vorwärtsweisenden Ergebnisse erscheinen hier in Kürze. Falls ich es zeitlich hinkriege, lese ich sie vielleicht auch schon beim Livelyrix-Slam am nächsten Freitag in Dresden, wo ich wieder mal zu Gast bin.
eh jens, paß ma off: wir beide nehmen als autorenteam teil und geben als alter die quersumme unser beider alter an, das ist nur zu fair… vielleicht schonmal zwei zeilen unseres werkes?
gut:
europas goldenen segel/besatzung frei von gier und flegel
Oh ja, da immerhin mehrere Preisgelder bis hin zu 4000 Schweizer Franken locken, ist das ein hervorragender Vorschlag.
Meine Weiterschreibung:
pusten wir heftig voran/das €-zeichen treibt uns stark an
Jetzt sind wir wohl im Vierzeiler angekommen. Soll es so weitergehen? Einschübe in anderen Versmaßen sind aber auch möglich.
sehr gut, nun brauchen wir ein fremdwort und ein adjektiv das auf hesse oder adorno hinweist, dann ein wort doppelt, das noch schöner klingt als „kraweel!“… im ton muß uns nun überlegene selbstbezogene ironie von bornierten linken kritisierern abgrenzen… ich arbeite dran
Von Hesse mag ich eigentlich nur den Steppenwolf, der ist aber nicht so eindeutig positiv (wenn ich es richtig verstanden habe), da fällt mir dann nur noch „goldmundig“ ein. Das passt vielleicht. Aber erst später. Zu „goldenen Segel“ gleich hinterher ist zu dick aufgetragen. Adorno ist schwierig. „Dialektik“ ist zwar Fremdwort, aber weder pos- noch negativ, eben beides zugleich. Würde auch kein heutiger Jugendlicher benutzen, ebensowenig wie „Frankfurter Schule“. Also, nicht unser wirkliches Alter verraten. Lieber irgend welche Anspielungen auf Tokyo Hotel oder Silbermond. Irgendwie Emo. Heutige Jungdichter wissen doch nicht, was „bornierte linke Kritisierer“ sind. Das würde uns entlarven.
dahin, wo die Aktien blühn, doch
Halt! hallt Kolumbus Ruf, da
warn wir schon!
betreten schweigen Clown&Klon
wir brauchen wieder werte!/blökt im chor die positiv getestet´ herde/heimat, heidi, heiligkeit/fernbedienung, seid bereit!
na? schwelt, schwillt hier nicht doch „alte“ bitterkeit unter den worten? verurteilende distanz? auch bei meinen zeilen schon?