Aus Wut wird Wahn

Eva C. Schweitzer hat ihr Buch über die amerikanischen Rechtspopulisten aktualisiert

Trump ante portas. Dass der reiche Rechtspopulist eventuell nächster Präsident der USA werden kann, ist für liberal eingestellte Europäer eine Horrorvorstellung. Um dieses aus der Außensicht schwer verständliche Szenario etwas durchschaubarer zu machen, hat Eva C. Schweitzer ihr 2012 erschienenes Buch über die rechtskonservative Tea Party überarbeitet und  ergänzt. Aus dem damaligen Untertitel “Die weiße Wut” wurde “Der weiße Wahn”. Dass angesichts des jetzigen Verhaltens mancher hiesiger Wutbürger Querverbindungen möglich sind, klingt dabei mit an.

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Die Autorin arbeitet überwiegend als Journalistin, was man der Schreibweise anmerkt. Es gibt viele reportageartige Passagen und Milieustudien. Die meisten dieser Berichte sind aber aus dem Vorgängerbuch übernommen. Bei den Schilderungen amerikanischer Städte stört das kaum, doch bei Erlebnisberichten zu Events, hauptsächlich Treffen von Tea Party-Politikern, wirkt die Aktualisierung ziemlich bemüht.

Einige Protagonisten, die vor vier Jahren den Ton der Neuen Rechten angaben, sind immer noch dabei – Sarah Palin, Michelle Bachmann oder der Libertäre Ron Paul. Natürlich auch Ted Cruz, der zäheste Gegenspieler Trumps bei den Vorwahlen. Doch im Mittelpunkt steht nun der New Yorker Immobilienmogul und Sprücheklopfer, die “Beleidigungs-Boombox”, wie sie es audrückt. Schweitzer skizziert seinen bisherigen Weg einschließlich der Tiefpunkte. Doch die Analyse seiner politischen Standpunkte muss ihr zwangsläufig so schwer fallen wie anderen Autoren. „Trump vertritt alles und das Gegenteil davon.”  In die Tea Party will er nicht so recht reinpassen, nicht einmal in die GOP, die Grand Old Party der Republikaner. Tatsächlich gehörte der Sohn einer Schottin und Enkel eines Deutschen bis 2008 zu den Demokraten. Auffällig ist zudem seine Nähe zu Bill und Hillary Clinton, mit denen er golfen geht und die bei der Hochzeit mit seiner dritten Frau Gäste waren. Nicht ganz abwegig erscheint darum die Spekulation, ob Trump ein U-Boot der Clintons sei, um die Republikaner von innen zu zerstören. Dass es in der Partei Widerstand gegen seine Kandidatur gibt, überrascht also nicht. Auch manche Geldgeber wie die Koch-Brüder, milliardenschwere Chemieunternehmer, halten vorsichtig Abstand. Selbst Rupert Murdoch weiß nicht so richtig, wie er mit Trump umgehen soll.

Das  Buch ist für deutsche Leser unter anderem deshalb interessant, weil sich viele Parallelen zwischen Tea Party und “unseren” Rechtspopulisten finden. Sogar die Mistgabeln, die Tatjana Festerling eine Anzeige einbrachten, sind schon 2009 bei einer Werbeveranstaltung der amerikanischen Rechten zu finden. Nur so eine durchsetzungsstarke Persönlichkeit wie Donald Trump ist uns zum Glück bisher erspart geblieben.

Eva C. Schweitzers Buch ist hochaktuell. Ein Nachteil dessen ist neben den all zu vielen Schreibfehlern, dass es schon in wenigen Wochen überholt sein kann. Als Hilfe beim Verständnis vieler politischer Vorgänge in den USA ist es dennoch zu empfehlen.

Eva C. Schweitzer
Trump Party – Der weiße Wahn.
Wie Amerikas Neue Rechte nach der macht greift.
Manhatta.com, New Qork und Berlin 2016

 

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