Wie das Wetter war, weiß ich nicht mehr. Heiß wurde er aber, dieser 20. August. Ich war mit den Eltern in Spindlermühl, Riesengebirge. Am frühen Morgen wurde über Lautsprecher auf dem Campingplatz die tschechische Nationalhymne gespielt. Kein gutes Zeichen. Der freundliche Kellner in einem Restaurant im Zentrum des Ortes, wo wir mehrfach gegessen hatten, erklärte uns, wo noch Benzin frei verkauft wird. Aber auch erst nach stundenlangem Anstehn. Dann die Rückfahrt. Weit ist es nicht vom Riesengebirge in die Oberlausitz, eigentlich nicht mehr als zwei Autostunden. Doch es gab Bäume, quer über die Straße gefällt. Und zerstörte oder umgedrehte Wegweiser. In Liberec stand ein Panzer auf dem Marktplatz, ein Haus brannte. Grenzkontrollen fanden auf tschechischer Seite nicht statt. Generalstreik.
Die Ferien dauerten noch eine Woche, im Ferienlager besuchten wir die an der Grenze stehenden NVA-Truppen. Sie waren nicht mit einmarschiert. Wir brachten den Friedensschützern Blumen. Eine Klassenkameradin hatte Geburtstag, feierte ihn aber bei einer Freundin, weil ihr eigenes Elternhaus schon im Sperrgebiet lag.
Am ersten Schultag fragte die Klassenlehrerin, was denn so alles passiert sei. Ich hatte keine Antwort. Zwar war ich Zeuge eines weltgeschichtlich bedeutsamen Ereignisses geworden, begriffen hatte ich davon mit meinen sieben Jahren aber nichts.
für die ddr war wohl, auf befehl moskaus, der hindukush nebenan… die idee eines demokratischen sozialismus: terror schlechthin
Außerdem ist dieselbe Armee, die 1968 den Versuch eines demokratischen Sozialismus beendete, ein Jahrzehnt später auch am Hindukusch eingerückt. Aus diesem Desaster hätten die Amerikaner und ihre willfährigen Untertanen eigentlich was lernen können. Doch Lernfähigkeit ist nicht die Stärke von Militärstrategen.