Dass das Cover in Schwarzrotgold gehalten ist, überrascht nicht sonderlich. Das D im Titel “Recherche D” steht aber nicht für Deutschland, sondern für Dresden, Sitz der rechten “Denkfabrik für Wirtschaftskultur”. Auf der Rückseite stehen Floskeln ohne Gebrauchswert. “Inhalte statt Marketing” etwa, oder “Gemeinschaft statt Anonymität”.
Warum aber braucht es ein straff rechtes Wirtschaftsmagazin? Dass es bei den “Patrioten” Nachholebedarf in Sachen Wirtschaftspolitik gibt, mag stimmen. “Deshalb werden wir uns publizistisch, politisch und in beratender Funktion für die Bewahrung des historisch Gewachsenen und die Erarbeitung von theoretischen und praktischen Alternativen zum Globalismus einsetzen.” Schon in diesem Satz steckt ein fundamentaler Widerspruch. Auch der Globalismus ist etwas “historisch Gewachsenes”, und das nicht erst in den letzten zwanzig Jahren. Im Editorial schiebt Chefredakteur Felix Menzel, auch als Chef der “Blauen Narzisse” bekannt, konkretere Ansprüche nach: “Wir wollen damit ökologischer als die Grünen sein, sozialer als die SPD, konservativer als die CDU, freiheitlicher als die FDP und alternativer als die AfD.” Nur linker als Sahra Wagenknecht will er nicht sein. Das beruhigt ein kleines bisschen.
Dreizehn Artikel füllen das 48 Seiten schmale Heft, unterteilt in die Sparten Nation, Fundament und Betrieb. Da geht es um Rückstände beim Breitbandausbau, um die Erfolglosigkeit der Sozis oder um die Zukunft des Obst- und Gemüsehandels. Diese Themen kann man auch in diversen Zeitschriften anderer politischer Ausrichtung finden. Sogar inhaltlich gibt es manchmal Überschneidungen. So bei jenem Kraut- und Rübenartikel von Martin Grajner, in dem er zur Bevorzugung lokaler Produzenten aufruft. Das könnte so auch in der taz stehen. In einem Text von Florian Müller geht es um “Ein Geldsystem ohne Staat”. Das steht nicht gerade für “konservativer als die CDU”. Nur ist Müller nicht auf die Idee gekommen, die in manchen Städten oder Regionen kursierenden Alternativwährungen wie den Chiemgauer zu berücksichtigen.
Es finden sich Rezensionen, so zu Michael Hudsons Buch “Finanzimperialismus” oder zu einem Vortrag von Reiner Klingholz (keinesfalls ein Rechter) zur Vernachlässigung des ländlichen Raumes. Ob aber das Interview mit dem Siegener Wirtschaftswissenschaftler Helge Peukert im Sinne des fragenstellenden Martin Grajners verlaufen ist, kann bezweifelt werden. Peukert nämlich plädiert für das plurale Nebeneinander diverser Wirtschaftstheorien einschließlich der marxistischen.
Als Leitartikel muss man Menzels Text “Vom Globalkapitalismus zur nachbarschaftlichen Marktwirtschaft” ansehen. Überraschend dabei ist zunächst, dass er unter Berufung auf Marx vom Fetischismus der Ware spricht. Tatsächlich ist im Literaturverzeichnis “Das Kapital” aufgeführt, ebenso Rosa Luxemburgs Schrift “Die Akkumulation des Kapitals”. Als Inbegriff des Globalismus stellt Menzel Coca Cola dar. Das ist zugleich clever und unbedarft. Tatsächlich handelt es sich um einen weltweit agierenden Konzern, der eine gewisse Monopolstellung besitzt. Doch die braune Limo kann man ganz gut durch ähnliche lokale Produkte ersetzen oder komplett auf sie verzichten. Wie aber sieht es mit solch hochkomplexen Waren wie Autos, Flugzeugen oder auch nur Handys aus? Die ganz ohne internationale Zulieferung in erzgebirgischen Heimarbeiterstuben schnitzen zu lassen, ist einfach unmöglich. Doch darauf geht Felix Menzel vorsichtshalber nicht ein. Seine Vorstellung von Globalismus ist ein Luftballon.
Noch kruder ist der Artikel “Wirtschaft und Gerechtigkeit” von Carlos Wefers Verástegui. Der Baske, der sich in der “Blauen Narzisse” als besonders intellektuell hervorheben möchte, glänzt auch hier mit phraseologisch aufgeblasenem Halbwissen. So versucht er eine Gegenüberstellung von Kapitalismus und Liberalismus, obwohl jenes eine Wirtschaftsordnung, dieses eine politische Herangehensweise darstellt. Er vergleicht also Äpfel mit Narzissen.
Die anfangs so einleuchtende Darstellung des Anliegens der Publikation verwandelt sich nach der Lektüre in ein fettes Fragezeichen. Da gibt es einige Rezepte, die uralten linken und grünen Positionen verblüffend ähneln. Und es gibt viel Konzeptlosigkeit, versteckt in wohlklingenden Sätzen.
Wen will die “Denkfabrik” wirklich beraten? Sieht man sich die wirtschaftspolitischen Aussagen im Programm der AfD an, findet man nur kapitalistische Interessenvertretung in Reinkultur. Das verwundert nicht. Auch in Ungarn, der Türkei oder Polen wird trotz markiger nationalistischer Töne nicht an der Wirtschaftsordnung samt deren internationaler Einbindung gerüttelt. Und in Österreich erhöht die schwarzbraune Regierung gerade die Wochenarbeitszeit. Alles für den “kleinen Mann” und die noch kleinere Frau.
Mal angenommen, die AfD ließe sich wirklich durch “Recherche D” zu einer Kurskorrektur verleiten, würde sie massiv Wähler verlieren. In den Kommentarspalten nicht nur nationalistischer Medien wird deutlich, dass das rechte Fußvolk aus konsumgeilen Spießern besteht, die auf nichts verzichten möchten. Es wird über Carsharing ebenso gepöbelt wie über die Förderung des Radverkehrs. Die ach so patriotischen Heimatschützer sind dann sogar für eine Fortsetzung des Braunkohleabbaus mit seiner Vernichtung von Landschaft und katastrophalen Umweltfolgen.
Das Team von “Recherche D” wird wohl nochmal intensiv darüber nachdenken müssen, was sie wirklich erreichen wollen. Wirtschaftsminister wird Menzel mit seinen jetzigen Ansichten nach der Machtergreifung jedenfalls nicht.
Recherche D. Infobrief von Recherche Dresden. Der Denkfabrik für Wirtschaftskultur.
Ausgabe 1, 2018. Dresden.
Herausgeber: Verein Journalismus und Wissenschaft Chemnitz. e.V.
Lieber Rezensent:
1) Besagter Carlos Wefers Verástegui ist KEIN Baske. Ihn für einen Basken zu halten, ist eine plumpe Gleichsetzung eines Namens – hier des zweiten Nachnamens – mit der Zugehörigkeit zu einer Nationalität.
2) „phraseologisch aufgeblasenes Halbwissen“ ist eine Behauptung des Rezensenten, getätigt nicht gerade in der besten Absicht.
4) Eine Gegenüberstellung von Kapitalismus und Liberalismus ist grundsätzlich möglich und sogar notwendig. Kapitalismus ist AUCH eine Wirtschaftsordnung, wenn auch eine Hackordnung, Liberalismus ist naturrechtlich gemildeter Naturalismus, also ein politischer, sozialer und ökonomischer Naturalismus, der noch nicht ganz von allen guten Geister verlassen ist. In der Wurzel sind Kapitalismus und Liberalismus allerdings individualistisch. Der Nichtbaske Carlos Wefers Verástegui versteht beim bsten Willen nicht, was Rezensent gerade hier an ihm auszusetzen hat.
Für Nachfragen steht der NICHTBASKE Carlos Wefers Verástegui dem Rezensenten gern zur Verfügung.
P.S.: Rezensent möge sich bitte besser informieren zur Person des Carlos Wefers Verástegui. Es ist nämlich schon die zweite Fehlinformation, die Rezensent ihnbezüglich geliefert hat.
Guten Tag,
für die falsche ethnische Zuschreibung bitte ich um Entschuldigung. Für mich sind völkische Einordnungen sowas von unwichtig, dass ich es damit nicht sonderlich genau nehme. Wenn mich wegen des Vornamens als Däne bezeichnet oder wegen familiärer Verstrickungen zum Russen macht, ist mir das gleichgültig. Aber für einen Nationalen ist das natürlich so essentiell, das es in jedem zweiten Satz betont werden muss. Also nochmals: ich bitte, den Fehler zu entschuldigen.
zu 2) Das ist eine Wertung, so wie es für Rezensionen typisch ist. Dass sie dem Rezensierten nicht zusagt, ist in Kauf zu nehmen.
auf 3) muss ich nicht eingehen
zu 4) Kapitalismus ist eine Wirtschaftsordnung, nichts anderes, beruhend auf dem Privateigentum an Produktionsmitteln und – besonders wichtig – der erweiterten Akkumulation, die zum Wachstumsfetisch führt. Während Konservative (wie auch Sozialisten) auf eine starke Regulierung setzen, will der Liberalismus das freie Spiel der (Markt-) Kräfte innerhalb der kapitalistischen Wirtschaftsordnung. Extremes Beispiel der neueren Zeit dafür ist Russland zur Jelzin-Ära, als Oligarchen (darunter der im Westen so geschätzte Chodorkowski) jedes Gesetz ignorierten und über Leichen gingen. Was daran „noch nicht ganz von allen guten Geistern verlassen“ sein soll, können nur Sie wissen.
Sie missverstehen mich. Es geht mir nicht um ethnische Zuschreibungen, das habe Sie erst eingebracht. Es geht um wahrheitsgemÄsse Berichterstattung, oder – etwa nicht?
Zu 2) Das war eine ABWERTUNG, wie sie vielleicht typisch für Sie sein mag. Wertungen sind in Ordnung, sogar höchst kritische Wertungen, Sie aber haben haben mich böswilliger Weise abgeurteilt. Das sagt mehr über Sie als über mich aus.
Auf 3) können Sie gar nicht eingehen, weil es 3) nicht gibt.
4) Das ist eine Binsenweisheit, denn, wo Wirtschaft und Mensch, da gibt es auch Ordnung. Ein bisschen vulgärmarxistisch verbrämt geben Sie einen Lexikonartikel zum Besten.
Es gibt Dinge, die ich weiss, es gibt Dinge, die Sie wissen. Wenn ich hier näher ausführte, würden Sie wahrscheinlich nur danach trachten, mich auf irgendeine raffinierte Weise zu „demaskieren“, was ich Ihnen nicht verüble. Ich weiss doch, es geht Ihnen nicht um die Wahrheit, respektive die Redlichkeit, sondern einfach nur darum, die bösen „Neurechten“ und „völkischen“ zu BASHEN.
Auf alles weitere als 4) in Ihrer lückenhaften Nummerierung einzugehen, lohnt nicht. Ich muss nicht „vulgärmarxistisch verbrämt“ Lexikonartikel wiedergeben. Ich habe während des Studiums „Das Kapital“ (zumindest den ersten Band) und andere Schriften von Marx gelesen. Sie wohl nicht, wie Ihr Artikel zum Marx-Geburtstag beweist, wo sie ihn als Metaphysiker einordnen.
Um „Wahrheit“ geht es Ihnen also. So so. Natürlich werde ich weiterhin mit den Neurechten, Völkischen und anderen Rechtsradikalen intensiv auseinandersetzen, soweit es meine Zeit neben dem Brotjob erlaubt. Bashen ist immerhin ein freundlicherer Begriff als „ausmerzen“, wie es Ihr BN-Kollege, der österreicheische Neonazi (hier stimmt die nationale Zuordnung, auch wenn er sich als stolzen Deutschen bezeichnet) Georg Immanuel Nagel es gegenüber Leuten wie mir androht und er in seinen Vernichtungsphantasien nicht allein ist in der radikalen Rechten. Keine Angst, ich bleibe dran. Auch wenn viele Linke nicht meiner Meinung sind, dass man sich mit den Elobaraten der Rechten vertieft auseinandersetzen müsse, tu ich es. Die Reaktion zeigt ja, dass ich damit mehr auf die Füße treten kann als mit formalen Etikettierungen.
Ich glaube Ihnen gern, dass Sie mit diesen Lektüren – und vielen anderen mehr – aufzuwarten haben.
Ich habe keinen Artikel zum Geburtstag Marx´ verfasst. Noch so eine falsche Behauptung. Ob Marx nun Metaphysiker oder nicht kann ich Ihnen gegenüber nicht auseinander setzen, die Trauben sind mir da zu sauer, dass ich mich aufrichtete, sie zu pflücken –
Warum müssen „couragierte Menschen“ – darunter ein opportunistischer Antifant sowie eine ebenfalls opportunistische Giessener Professorin (SPD) für Politikwissenschaft – in ihrem mutigen und engagierten“Kampf gegen Rechts“ zu falschen Behauptungen greifen bzw. nach Art der „Emser Depesche“ die Dinge verzerrt darstellen und ausser Kontext setzen? Wahrscheinlich dürfen die das, weil sie die „Guten“ sind, genau so, wie die „Vollkommenen“ im Mittelalter sich allen nur erdenklichen Lastern hingeben durften, weil ein „Vollkommener“ ja nicht sündigen kann.
Rechtsradikales Phrasendreschen in Reinkultur.
Nein, wie putzig! Sie sind ja ein liberaler Schwätzer wie aus dem Bilderbuch!
Schon komisch. Gerade noch war für C.W.V. Liberalismus abgemilderter Kapitalismus. Jetzt bin ich ein liberaler Schwätzer, also ein erträglicher Kapitalist. Das zeigt erneut, dass man rechtsradikalen „Denkern“ bloß nicht mit der nachvollziehbaren Bestimmung von Begriffen über den Weg laufen sollte.
Ihr Lesevermögen ist auf der Höhe Ihrer Essayistik. Zudem meinen Sie, blosses Hantieren mit Begriffen wäre gleich ihrem Verständnis. Auch in diesem Bereich sind Sie ein „Vollkommener“. Deswegen versuche ich gar nicht erst, Sie zu berichtigen.
Besser so. Rechtsradikale „Logik“ ist mir sowieso ein Rätsel. Was nicht heißt, dass ich mich nicht weiterhin daran abarbeiten werde.
Gewiss sind Sie eher ein „Arbeiter“ denn ein Logiker, womit ich natürlich noch nichts über die Qualität Ihrer geistigen Arbeit ausgesagt habe.
P.S.: Arbeit und Arbeiter sind sehr verdienstvoll, sind sie gut. Ich habe nichts gegen GUTE Arbeiter und GUTE Arbeit.